Counter-Parenting: Wenn der Ex alles unternimmt, um deine Erziehungsbemühungen zu sabotieren

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In diesem Artikel möchte ich mich über die verschiedenen Erziehungsstile – dem Co-Parenting, dem Parallel Parenting und dem Counter-Parenting – auslassen und dir helfen, einen klaren Standpunkt gegenüber deinem toxischen Ex und anderen Außenstehenden zu finden.

Du hast bestimmt schon vom „Co-Parenting“ gehört. Das ist das Ideal schlechthin – beide Elternteile arbeiten gemeinsam auf einer Linie an der Erziehung ihres Kindes.

Co-Parenting ist quasi das Must-Have in einer funktionierenden Familie – und falls es das nicht ist, ist das meiner Meinung nach die Vorstufe zur Trennung.

Ich habe allerdings nie verstanden, warum Co-Parenting von den Instanzen und Behörden so vehement gefordert wird, sobald ein Elternpaar getrennt ist.

Klar sehe ich, dass das das Ideal ist, unter dem ein Kind aufwachsen sollte – klare Linien, klare Werte, klare Grenzen, und ganz klar mit dem einen Ziel, das Kind zu einem resilienten, glücklichen Erwachsenen heranwachsen zu lassen.

Ich bin davon überzeugt, dass sich Eltern, die die Grundvoraussetzung für das Co-Parenting leben – gleiche Werte, gleiche Überzeugungen und gleiche Grenzen – einfach nicht trennen. Und falls doch, landen diese Fälle niemals vor dem Familiengericht.

(Du willst mir beweisen, dass das nicht stimmt? Dann hinterlasse ganz unten bitte einen Kommentar. Merci!)

Die Jugendämter und die Gerichte werden sich also nicht zu blöd, hochkonflikthafte Elternteile (ja, wenn du dieses Blog liest und dich sonst so von meinen Themen angesprochen fühlst, gehörst du dazu!) in diverse Mediationen zu schicken, mit dem ultimativen Ziel, dass endlich das Co-Parenting gelebt wird.

Wie soll das denn bitte schön funktionieren?

Wie soll denn ein maligner, toxischer, psychisch gestörter Elternteil in einer Mediations- oder Beratungsserie „umgedreht“ werden können?

Wie können Werte und eigene Überzeugungen und Weltbilder von solchen Menschen in Gesprächen auf eine Linie gebracht werden?

Wenn dir gegenüber ein Mensch sitzt, der eigentlich eine ganz andere Agenda hat und damit das Ziel einer Mediation konterkariert?

  • Der den Anderen nicht wertschätzt?
  • Der den Anderen nicht in dessen Individualität respektiert?
  • Der nicht einsieht, was er selbst falsch gemacht hat?
  • Der es nicht ertragen kann, kritisiert zu werden?
  • Dem es gar nicht ums Kind geht, sondern darum, zu gewinnen, koste es, was es wolle?

Da ich als Coach für Mütter mit toxischen Ex-Partnern arbeite, betrachte ich in meinen Beiträgen stets nur eine Seite – die Situation mit einem toxisch-narzisstischen Kindsvater auf der anderen Seite der Elternschaft. Aber alles, was ich schreibe, gilt selbstverständlich auch, wenn das Gegenteil der Fall ist, und die Mutter hochnarzisstisch ist.

Wir haben also plakativ und simpel ausgedrückt eine Seite, die den Zampano macht, und eine Seite, die verzweifelt versucht, Frieden für die Kindheit des gemeinsamen Zöglings herbeizuführen.

In diesem Fall sind letztere nun mal „meine“ Mütter.

In hochkonflikthaften Trennungen habe ich jedenfalls noch nicht von auch nur einer Mediation gehört, die funktioniert hat, und der toxische Vater nun erleichtert zum Co-Parenting übergegangen ist.

Denn gerade weil sich die Eltern ja nicht einigen können werden die Familiengerichte angerufen, eine Entscheidung zu treffen!

Wenn diese die Eltern wieder in den bunten Reigen des „Helfer-“ Systems zurückschicken, ist das unterm Strich lediglich ein trauriger und vor allem sinnfreier Versuch, Zeit zu schinden und eine dringend benötigte Entscheidung zu vertagen.

Na, wenigstens wird damit eine Menge Geld unter die Leute gejubelt.

Hält die Wirtschaft ja auch irgendwie in Schwung.

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Aber lass mich doch jetzt mal die unterschiedlichen Parenting-Modelle auseinanderklamüsern und was das für dich als Mama mit einem toxischen Ex heißt:

 

Wie würde ein funktionierendes Co-Parenting im Erziehungsalltag von getrennten Eltern aussehen?

Beide Elternteile pflegen jeweils in ihren Wohnungen die gleichen Rituale und Grenzen.

Das Kind geht zur stets gleichen Zeit ins Bett, guckt zur selben Zeit Fernsehen oder hat die gleiche Medienzeit, die gleichen Rhythmen von Sport und Spiel und Amüsement oder ein ähnliches Maß an Süßigkeiten zur Verfügung.

Baut das Kind Bockmist, treten die Eltern unisono auf und bieten ein gemeinsames, starkes Geländer für das Kind, an dem es sich festhalten und orientieren kann.

Feiert das Kind Erfolge, dann wird es ebenfalls auf eine bestimmte Art und Weise dafür belohnt und bestärkt.

Das Fundament für alle Handlungen der Eltern sind GEMEINSAME WERTE, die vorher geklärt und vereinbart wurden.

Im Endeffekt macht es keinen Unterschied, wo das Kind sich aufhält – es weiß stets glasklar, was es darf und was es nicht tun sollte, und kann sich daran orientieren.

Das gibt immense Sicherheit.

Für meine betroffenen Mütter ist das genau das Ideal, was sie sich für ihr Kind wünschen. Und was sie sich so verzweifelt herbeisehnen! Nicht selten erhoffen sie sich genau das von den verordneten Mediationssitzungen oder Elternberatungen: dass der toxische Ex endlich einsieht, was das Beste für das Kind ist, und sie sich auf ein gemeinsames Vorgehen in der Erziehung einigen können.

Aber ach!

Der Ex hingegen hört in solcherlei Gesprächen nur den eingebildeten Subtext: „Ich will, dass du das tust, was ich für richtig halte, weil es das Richtige ist!“ und antwortet mit:

„Nö. Du hast mir gar nix zu sagen!“

Gerade wenn das Kind noch sehr klein ist, kann das für die Mutter extrem nervenaufreibend werden.

Putzt sich das Kind regelmäßig die Zähne? Bekommt es nicht zuviel Süßigkeiten oder schon zu früh zu viel Medienzeit? Was soll ein 7jähriger schon mit einem Smartphone? Wieso läuft das Kind in seiner Umgangszeit immer in Lumpen und löchriger Kleidung herum – blieb nach dem Mercedes kein Geld mehr für neue Klamotten fürs Kind übrig?

Und sie hängt famos an dem einen Ende des narzisstischen Energieseils fest.

Der Ex zumindest freut sich über jede empörte Nachricht und kann sich genüßlich darüber auslassen, immer wieder neue Argumente zu finden, warum du schwach und hilflos bist. Oder halt eine Gluckenmutter.

Und wird dir immer wieder eine zurückgeben.

Wenn du das stoppen willst, dann ist meine Empfehlung für dich:

Führe das Parallel-Parenting ein!

Das ist jetzt etwas missverständlich – die parallele Elternschaft muss nämlich gar nicht offiziell verkündet und eingeführt werden. Du musst dich nicht in der Mediation oder Erziehungsberatung hinstellen und sagen, dass du jetzt wegen all der fruchtlosen Gespräche entschieden hast, dass du zukünftig das parallele Parenting durchziehst.

Es handelt sich vielmehr um eine innere Haltung.

Parallele Elternschaft bedeutet, dass in seinem Haus seine Regeln gelten und in deinem Haus deine.

  • Das Kind bekommt bei ihm – oder bei dir – mehr Süßigkeiten? In Ordnung.
  • Das Kind bekommt bei ihm – oder bei dir – mehr Zugang zu Medien? OK.
  • Das Kind bekommt bei ihm – oder bei dir – mehr oder weniger Salat? Ebenfalls ok.
  • Das Kind hat bei ihm mehr Remmidemmi? Du sorgst für Ruhe und Ausgeglichenheit.

Und so weiter und so fort.

Keine Email an ihn mit Anweisungen, was er zu tun hat.

Keine unterwürfige Nachricht, was er doch bittebitte überdenken solle, zum Besten fürs Kind.

Jeder macht seinen Stiefel.

Klar ist das nicht einfach, wenn du schon bei der Geburt deines Kindes mit dem Vorsatz in deine Mutterschaft gegangen bist, dass dein Kind keinerlei Zucker essen wird oder vegan aufwachsen soll.

Aber wir Mütter müssen irgendwann einmal verstehen, dass sie nicht alles unter ihrer Kontrolle haben. Alle – ohne Ausnahme. Auch die, die einen Partner haben, der die gleichen Werte hat – denn das Kind wird in jedem Fall mit Menschen in Berührung kommen, die andere Werte und Interessen haben und somit auch gegebenenfalls unter “schlechten” Einfluss geraten.

Und mit einem toxischen Ex geht dieser innere Reifeprozess im Denken nunmal ein bissel schneller als für die anderen.

Aber was glaubst du, was es für eine enorme Erleichterung für dich bedeuten kann, wenn du hier loslässt!

Diese Erleichterung macht sich sofort auch in deinem Umgang mit dem Kind bemerkbar – garantiert!

 

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Und das Kind? Wird es nicht vollkommen kirre?

Du magst es vielleicht am Anfang nicht glauben, aber Kinder lernen sehr gut, sich in beiden Erziehungswelten schnell zurechtzufinden.

Sie werden natürlich versuchen, hin und wieder den einen Elternteil gegen den anderen auszuspielen:

„Beim Papa darf ich das aber!“

Dann kommt es darauf an, wie wichtig dir deine Werte und dein Erziehungsstil sind. Wenn du nur Grenzen aufgestellt hast, „weil es die Anderen so sagen“ und deine Mutter es schon so gemacht hat, es dir selbst aber im Grunde gar nicht so wichtig ist, dann wirst du eher wackelig reagieren, und dann machst du weiteren Diskussionen mit dem Kind Tür und Tor auf.

Daher gilt: Kenn deine Werte, setze klare Grenzen und steht dann dazu wie eine Eins.

Eine sehr schöne Antwort dazu wäre zum Beispiel:

„Das freut mich für dich, Liebes. Hier gelten andere Regeln.“

Dazu verkörperst du eine ruhige Präsenz, die dem Kind signalisiert, dass es keinen Zweck hat, mit dir in einen Kampf einzusteigen.

Klar wachsen die Kinder und damit auch die Grenzen. Mit einem Kleinkind gibt es engere Rahmen als mit einem Teenager. Aber das bekommst du schon rechtzeitig mit und kannst da ganz deiner Empathie vertrauen.

 

Wichtiges Merkmal eines funktionierenden Parallel Parentings: Keine Bewertung!

Die parallele Elternschaft bringt dir und deinem Kind allerdings nur dann die emotionale Balance, wenn du dich davor hütest, den Erziehungsstil des Ex vor dem Kind zu bekritteln und zu bewerten.

Also keine offene Kritik an den Gepflogenheiten im Hause des Ex!

Loslassen heißt wirklich loslassen! Also auch jegliche emotionale Bewertung und Entrüstung.

Tu dir bitte selbst den Gefallen.

Du kannst es eh nicht ändern, welchen Erziehungsstiefel er durchzieht. Und wenn du dich vor dem Kind aufregst, verunsicherst du es nur.

Ja, das parallele Parenting könnte wirklich unser heiliger Gral sein, wenn es da nicht einen Wermutstropfen im besagten Gral gäbe: Den toxischen Ex.

Denn der wird sich eher nicht an die obige Maxime halten und sein Gift über deine Erziehungspraktiken weiterhin versprühen, auch wenn du dich nach Kräften bemühst, die Energie auf einem betont niedrigen Level zu halten.

Das nennt man dann Counter-Parenting.

 

Counter-Parenting: Wenn dein Ex alles unternimmt, um deine Erziehung zu sabotieren

Die Mami sagt, Fortnite ist erst ab 14 ok? Ach was! Komm, wir zocken eine Runde!“ – zum Siebenjährigen.

Mami will, dass wir am Wochenende Englisch üben.“ – „Ach was, das kannst du schon. Ich habe damals auch schlechte Noten in Englisch gehabt, das ist doch nur ein blöder Vokabeltest.“

Er schimpft auf deinen Erziehungsstil oder macht ihn lächerlich. Er beleidigt dich und wertet dich ab. Er gibt dir die Schuld an allem und lügt bei jeder Gelegenheit.

Wohlgemerkt: Nicht vor dir, sondern in erster Linie vor dem Kind.

Mieser geht’s nicht.

Je nachdem, welche Ziele er verfolgt – zum Beispiel, den Unterhalt zu drücken, selbst zu kassieren oder gar komplett einzusparen (übers Wechselmodell zum Beispiel) – wird das Kind dazu benutzt und manipuliert, damit er sein Ziel auch erreicht.

Soll das Kind einmal komplett bei ihm leben, wird er alles unternehmen, um das Kind zu sich zu ziehen – und das geht nur, indem er die Welt, die Werte und die Haltung der Mutter madig macht.

(Stimme aus dem Off: „Und so einen wollen Sie in einer Mediation bekehren? Netter Versuch.“)

 

Wie gehst du am besten mit Counter-Parenting des Ex um?

Zuerst einmal dokumentierst du solche offensichtlichen Counter-Parenting-Sabotagen, wenn Ihr im Gerichtsclinch steht. Das darf er nämlich nicht.

Für deinen eigenen emotionalen Haushalt dagegen heißt es:

Umso mehr dein toxischer Ex ein Bild von dir zeichnet, das dir überhaupt nicht entspricht, umso mehr musst du dein wahres Selbst finden und jeden Tag authentisch leben.

Dein Kind wird den Unterschied fühlen können, keine Bange!

Ja, das ist viel innere Arbeit!

Aber du musst ja nicht alles an einem Tag bewältigen.

Jeden Tag kommst du einen Schritt weiter, wenn du die grobe Richtung kennst.

Jeden Tag entwickelst du dich weiter, wenn du Impulse annehmen kannst und darauf vertraust, dass du auf dem richtigen Weg bist – denn das bist du immer, wenn du im Licht bleibst und seine toxischen Energieseile nicht mehr auffängst.

So wie ich das im Club der mutigen Mütter täglich trainiere.

Wichtig ist mir, dass du verstehst, dass du ihn nicht verändern kannst – wie du auch alle anderen Menschen nicht verändern kannst.

Menschen können nur sich selbst verändern.

So wie auch nur du dich selbst verändern kannst.

Wenn du nicht den Kopf in den Sand steckst, sondern in die innere Arbeit gehst, tust du viel mehr für dein Kind als du ahnst.

Du gibst deinem Kind ein ganz besonderes Geschenk mit zum Großwerden: eine Mutter, die ihm Tag für Tag vorlebt, aus einer schwierigen Lebenskrise in das Licht zu gehen und sich stets daran zu orientieren.

Die zum Leuchtturm geworden ist.

Besser geht es nicht.

 

Welche Erfahrungen hast du denn selbst mit der parallelen Elternschaft gemacht? Berichte gerne unten in den Kommentaren, damit hilfst du auch den anderen Müttern, die ihren Weg noch finden müssen.

Danke schön!

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