Deine beste Strategie bei offiziellen Terminen zum Sorgerecht und beim Jugendamt

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Da kommt es – das Schreckgespenst schlechthin: Der gemeinsame Termin vor dem Jugendamt oder vor Gericht, wenn darüber entschieden werden soll, welches Umgangsmodell gewählt werden oder wie über das Sorgerecht entschieden werden soll.

Ein Alptraum für alle Mütter, die sich vor der Trennung hauptsächlich um die Kinder gekümmert haben, während der Mann in der Regel abwesend war und sein eigenes Ding durchgezogen hat. Der aber nach der Trennung dann überraschenderweise feststellt, dass ihm sehr viel an den Kindern liegt und er auf jeden Fall hälftig die Betreuung übernehmen will.

Jahrelange Beziehungsgespräche, in denen du dir gewünscht hast, dass der Mann mehr für die Familie da ist, haben nix bewirkt, aber eine halbe Stunde intensives Gespräch mit dem Rechtsanwalt und auf einmal – ein Wunder!!!

Der Mann ist geläutert! Und sooo reuig.

Es könnte natürlich auch daran liegen, dass er sich zwischen 400 oder 800 oder 1000 Euro Unterhaltszahlungen für die Kinder entscheiden muss – oder halt gar nix zu bezahlen hat, wenn er sich dafür das Wechselmodell durch den Kopf gehen lässt.

Und – halt! – gibt es da nicht noch die werte Mama, die sich über einen oder zwei Extratage mit den Enkelkindern freut?

Das kriegt er hin! Die Kids sind ja auch eh keine Babys mehr, ein bissel mehr Selbstständigkeit wird ihnen schon gut tun! Dieses ewige Am-Rockzipfel-Hängen der Mutter verzärtelt nur übermäßig.

Und – ist es nicht schließlich für die Mutter auch wichtig für ihre Karriere, dass sie bald wieder Vollzeit arbeiten kann? Er kümmert sich jetzt mal darum, dass die richtige Lösung für alle getroffen wird.

Er kann das. Er hat schließlich die Lösungskompetenz, das beweist er täglich im Job.

Und dann legt er sich so richtig ins Zeug.

Sein Anwalt ist rhetorisch gut. Sehr gut. Beängstigend gut sogar. Und er selbst ist schließlich auch nicht auf den Mund gefallen. Jahrelange Präsentationen vor Kunden und Geschäftsführern machen sich halt auch irgendwann im Privaten mal bezahlt.

Und so kommt es, dass er die Mutter seiner Kinder mit Jugendamts- und Gerichtsterminen überhäuft.

Es finden sich Argumente für die psychische Instabilität der Mutter, weil die Kinder natürlich mitbekommen, dass sie viel zu Hause weint und das unbefangen beim Vater erzählen.

Es finden sich Schubladenargumente für das unsägliche und nie wissenschaftlich bewiesene Parental-Alienation-Syndrome, was einfach nicht aus den Köpfen von  nicht überprüften Gutachtern zu bekommen ist. Ein modernes Märchen, was vor allem dazu eingesetzt wird, um den hauptsächlich betreuenden Elternteil – also die Mutter – vor offiziellen Stellen zu schwächen.

Dann sitzt man als Single Mutter zu Hause, vor den Trümmern des früher mal gemeinsam geträumten Familienglücks, und fragt sich zutiefst entsetzt, was aus diesem Traummann geworden ist.

Wen würde das alles zusammen nicht mürbe machen?

Dieser Hass. Diese Wut. Diese Entschlossenheit. Die Drohung, die Kinder komplett wegzunehmen – schließlich steht die Neue schon in den Startlöchern.

Und man bekommt eine Scheißangst.

Je nachdem, was du für ein Typ bist, bist du spätestens zu diesem Zeitpunkt schon vollkommen eingeschüchtert. Aber selbst wenn du früher, vor dieser unsäglichen Beziehung mit einem mutmaßlichen Narzissten, eine starke Frau gewesen bist (und glaube mir, du bist nicht allein!), fühlst du dich sehr klein und mit dem Rücken an der Wand.

Du willst ja, dass deine Kinder Umgang mit dem Papa haben! Du weißt ja, dass sie ihn brauchen und auch zu ihm hin wollen! Klar nervt es, wenn die kinderlose Neue an der Seite des Ex kluge Ratschläge zur Erziehung gibt – aber hey, damit wirst du auch schon fertig. Das weißt du.

Aber du weißt auch, dass ein Wechselmodell mit einem Narzissten ein No-Go ist, denn dann kommt deine Familie nicht zur Ruhe. Du und deine Kinder bleiben seelisch ständig auf dem Sprung.

Also – wie soll das vor offiziellen Stellen gut gehen?

Ich bin doch bei weitem nicht so redegewandt wie er. In meinem Kopf ist Chaos, wie bringe ich meine Argumente so rüber, dass man mir glaubt?

Sieht denn keiner, dass er narzisstisch gestört ist?

Sieht denn keiner, was gerade hier passiert?

Alle anderen sind mächtiger als ich. Ich bin das Opfer dieses bösen Teufels!

Hast Du demnächst einen wichtigen Termin vor Gericht?

Ich helfe dir bei der mentalen Vorbereitung.

STOP!

Spätestens an diesem Punkt bist du genau da, wo er dich hinbekommen wollte.

Denn eine ohnmächtige, verzweifelte und panische Mutter ist alles andere als glaubwürdig. Dann hat er leichtes Spiel.

Du musst also unbedingt ruhig, möglichst gelassen und sachlich bleiben, das ist deine oberste Maxime!

Sage niemals – wirklich niemals! – vor Gericht oder bei gemeinsamen Jugendamts-Terminen, dass der Ex eine narzisstische Persönlichkeitsstörung hat. Weil:

  1. Du weißt es eh nicht zu 100%, welche Störung er hat, es sei denn, du bist Psychologin.
  2. Es ist nicht deine Aufgabe, Richter und Sachbearbeiter im Jugendamt zu schulen.
  3. Es wird immer (!) auf dich zurückfallen und ein schwerer Nachteil für dich sein. Dafür ist der Terminus auch schon zu abgegriffen.

Ich kann es nicht oft genug wiederholen, aber du brauchst eine gute Anwältin / einen Anwalt, die den Haupt-Redeteil vor Gericht für dich übernimmt. Mit ihr solltest du eine Strategie ausarbeiten, wie sie rhetorisch auftreten sollte und wie sie dich am besten schützen kann.

Mit ihr sprichst du natürlich Tacheles – sie sollte das schon wissen, dass mutmaßlich Narzissmus das Thema in dieser hochkonflikthaften Sorgerechtsfrage ist – und du hast dir hoffentlich eine Anwältin ausgesucht, die sich mit solcherlei Gegnern auskennt.

Wenn du gefragt wirst und in den Zeugenstand musst, dann bleibe unbedingt sachlich und beschränke dich auf die Fakten.

Also keine Emotionen über die unglaubliche Email von gestern, die der Ex noch meinte, dir schnell schicken zu müssen.

Argumentiere immer aus der Sicht der Kinder. Mache deutlich, dass du einen großen Unterschied siehst zwischen der Beziehung deiner Kinder zum Ex als Papa und deiner Beziehung zum Ex als ehemaligen Partner und die Bedeutung des Umgangs zum anderen Elternteil als wichtig betrachtest.

Mit einer Einschränkung: Sollte der Vater die Kinder früher geschlagen haben, sieht deine Strategie natürlich anders aus!

Opferschutz muss vor Umgangsrecht gehen, nicht, dass wir uns da falsch verstehen!

Aber das ist, wie gesagt, etwas, was du mit deiner Anwältin besprechen musst.

Die Gründe pro oder contra Wechselmodell sollten in der Regel immer von deiner Anwältin vorgetragen werden, weil sie als Außenstehende sachlich am glaubhaftesten begründen kann, dass ein Wechselmodell bei einer hochstrittigen Elternschaft nicht funktioniert.

Beim Jugendamt

Wenn du schon eine Weile bei mir mitliest, dann weißt du, dass ich empfehle, gemeinsame Gesprächstermine oder gar Mediationen möglichst zu vermeiden, wo es geht.

Aber manchmal klappt das nicht, und man wird dazu verdonnert.

Dann heißt es für dich:

  • Bereite dich vor. Gründlich. Sachlich. Auf Fakten beschränkend.
  • Nimm, wenn es irgendwie geht, jemanden mit, der vor dem Termin und danach noch auf dich wartet, damit dein Ex so wenig Gelegenheit wie möglich für direkte verbale Angriffe bekommt.
  • Kein „Schauen Sie mal hier, was er mir für eine unglaubliche Email geschickt hat!“ und auch kein „Du bist so ein Narzisst, ey!“ im Gespräch vor Dritten.
  • Keinerlei Rechtfertigung. Achte bitte darauf. Ich wiederhole es gern noch einmal, weil es so verdammt wichtig ist: Keine Rechtfertigung!
  • Betone und argumentiere immer aus der Sicht deiner Kinder.
  • Lass direkte, unfaire Angriffe deines Ex ins Leere laufen. „Aha.“ „Ach, so siehst du das.“ Oder auch „Hmmm.“
  • Überlege dir Vorschläge und Kompromisse, die du eingehen würdest. Zeige dem Amt gegenüber Kooperationsbereitschaft. Aber nicht um jeden Preis.
  • Gib gegebenenfalls die Frage an den Sachbearbeiter zurück: „Wie würden Sie an meiner Stelle entscheiden?“

 

Vielleicht ist es eine gute Idee, das Gespräch vorher mit deiner besten Freundin zu üben. Sie soll die Alptraum-Sachbeabeiterin im Jugendamt spielen, die dir einschenkt.

Wenn du dann einer verständnisvollen Person gegenüber sitzt, bist du gleich um einiges erleichterter. Und falls es doch ein Besen ist, bist du bestens vorbereitet!

Vertraue außerdem darauf, dass sich der Ex selbst vor Dritten durch seine Sprache und Haltung dir gegenüber outet. Mittlerweile werden erfahrene Sachbearbeiter auch in den Ämtern immer sensibler und hellhöriger.

Hast Du demnächst einen wichtigen Termin vor Gericht?

Ich helfe dir bei der mentalen Vorbereitung.

Fazit

Ja, es kann scheiße laufen. Du steckst nun mal nicht drin, welche Vorurteile und Überzeugungen dein zuständiger Richter oder die Jugendamts-Sachbearbeiterin haben können.

Konzentriere dich allein darauf, worauf du selbst Einfluss hast, und das ist schon eine ganze Menge:

  • Auf dein möglichst sachliches Verhalten.
  • Auf deine Haltung den anderen Beteiligten im Verfahren gegenüber, die auch nur ihren Job machen wollen.
  • Auf deine Vorbereitung.
  • Auf deine Reaktionen.
  • Auf deine selbst erarbeiteten Lösungsvorschläge, die du gut finden und mittragen würdest.

Alles andere steht nicht mehr in deiner Macht.

Den ganzen Rest – den Gutachter, die Verfahrensbeteiligten, ein möglicher Wechsel der Zuständigkeit im Jugendamt etc. pp. – kannst du nun mal nicht beeinflussen.

Du kannst dir aber sagen, dass du dein Bestmöglichstes getan hast. Hadere nicht mit dir, wenn du im Nachhinein glaubst, da oder dort etwas Falsches gesagt oder getan zu haben.

Du bist ein Mensch und darfst Fehler machen! Und erst recht in einer so stressigen Situation, in der es für deine Kinder um die Wurst geht.

Nur eins noch zum Abschluss: Halte es bitte auch für möglich, dass der Richter und die Verfahrensbeteiligten über genügende Menschenkenntnis verfügen und eben nicht den wahnwitzigen Forderungen eines Vaters entsprechen, der offensichtlich narzisstisch gestört ist. Der nur seine eigenen Interessen und nicht die der Kinder durchsetzen will.

Und: Überlass die Opferrolle dem Ex. Er kann das besser als du.

 

Ach, und noch was: Ich musste bislang selbst noch nicht vor Gericht, aber ich kenne gemeinsame Jugendamtstermine und vor allem den psychischen Druck. Falls du also meinst, dass ich nicht die Kompetenz habe, darüber zu schreiben, wie die optimale Strategie hierzu aussehen sollte, dann darfst du gerne deine Meinung unten in den Kommentaren kundtun – sofern sie sich von meiner Strategie-Empfehlung oben unterscheidet.

 

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