Was ist eigentlich deine Schuld am toxischen Desaster?
Sweetheart, ich weiß, dass du dir in der Vergangenheit fast jeden Schuh angezogen hast, den dir der toxisch-narzisstische Ex hingestellt hat, und dich ständig gefragt hast, welche Schuld du selbst am aktuellen Streit trägst.
Vor allem, wenn er dir Vorwürfe gemacht hat, dass es dem Kind jetzt schlecht geht, weil du X nicht oder Y doch gemacht hast.
Du hinterfragst dich ständig. Vielleicht hat er ja doch recht, und ich bin schuld?
Und der Richter – ist das nicht jemand, der viel klüger ist als ich? Und eine größere Menschenkenntnis besitzt als ich? Wenn der mir sagt, dass das, was mir mein Ex an Beleidigungen an den Kopf geworfen hat, gar nicht so schlimm sei, dann wird das wohl stimmen müssen, oder? Vielleicht stelle ich mich ja wirklich an und bin überempfindlich? Hätte ich den Antrag gar nicht stellen dürfen, um nicht alles noch weiter hochzukochen?
Und hast du nicht auf der letzten Arbeitsstelle sogar in einem Seminar gelernt, dass man Kritik auch annehmen müsse, denn sie würde einem helfen, über den Tellerrand zu schauen, sich zu reflektieren und weiterzukommen?
Und dass ausgetragene Konflikte die Luft reinigen und im Grunde positiv sind?
Nur – warum geht es dir nur trotzdem beschissen, auch wenn du dir das immer wieder überlegst und die Gedanken hin- und herwälzt?
Keine Bange, Sweetheart – ich werde ganz bestimmt nicht in die Kerbe der Anderen hauen und dich dafür verantwortlich machen, was gerade an toxischem Terror in deinem Leben abläuft.
Ich möchte dich nur sensibilisieren und deinen Blick auf dich selbst in dein Innerstes lenken.
Zurück zu deiner weiblichen Weisheit. Zurück zu deiner klugen Seele, die nur so oft von der Ratio und dem gelernten Wissen übertönt wird.
Klar ist das, was du gerade erlebst, das Ergebnis einer Kette von vielen Mikroentscheidungen, die du selbst getroffen hast.
Du hast diesen Mann kennengelernt und in dein Leben eingeladen, obwohl diese kleine nagende Stimme schon in dir war. Du hast mit ihm geschlafen und ein Kind bekommen, obwohl du schon ein komisches, negatives, nicht greifbares Gefühl hattest dabei.
Du hattest die ersten Streitigkeiten mit ihm, in denen er dich schon unterhalb der Gürtellinie angriff und dich mit Schimpfnamen bedachte, und hast nicht gleich die Reissleine gezogen.
Immer wieder war da die Ratio, die das Ruder innehatte und alles erklärte und schönredete. Die leise, feine Stimme deiner Seele und deines innersten Wesens wurde von dir dagegen nicht angehört.
Jetzt, nach der Trennung, erhältst du eine Schimpf-Whatsapp nach der anderen, weil du kein Email-Postfach angelegt hast und ihm deine Grenzen nicht aufgezeigt hast. Du lässt ihn in deine Wohnung. Bezahlst Unmengen an Geld, um zu beweisen, dass du nicht geldgierig bist. Verzichtest auch auf deinen Trennungsunterhalt. Und anfangs sogar auf einen Anwalt, weil du bereit bist, alles gütlich zu regeln. Wir sind ja schließlich alle erwachsen!
Aber zum allerschlimmsten Übel stehst du irgendwann einmal doch vor Gericht – der Instanz, die alle Entscheidungen für zerstrittene Elternpaare trifft, da man ihr die Befugnis dazu erteilt – und musst dann akzeptieren, was dort geurteilt wird
Nee, gewollt hast du das alles sicherlich nicht.
Und du verstehst auch nicht wirklich, was du da hättest anders machen können. Der Typ war doch so klasse, als du ihn kennenlerntest! Er war so charmant, hatte Geld, ein tolles Auto, eine tolle Position, so herrlich jungenhaft, so unbekümmert, so rührend in seiner anfänglichen Selbstreflexion…
Der unsägliche Spruch „Zum Streiten gehören schließlich immer noch zwei!“ macht dich nur deshalb so fassungs- und sprachlos, weil du das bislang selbst geglaubt hast.
Wenn ich dich daher frage: „Welchen Anteil hast du selbst am aktuellen Desaster?“ weiß ich sehr wohl, dass ich damit dein Aufstöhnen riskiere:
„Nicht jetzt du auch noch, Heidi!“
Nein, ich möchte mich definitiv nicht in die Reihe des mütterverachtenden Systems einreihen!
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Ich möchte dir nur eine andere Perspektive aufzeigen
Eine, die dich wirklich weiterbringt, und nicht eine, die dich nur in die Ecke stellen und sagen will: „Du bist schuld an allem!“
Angenommen, die Theorie rund um das Gesetz der Anziehung stimmt.
Und weiterhin angenommen, alle Menschen in deinem Umfeld spiegeln mit ihrem Verhalten all das, was du aussendest: Deine Haltung. Deinen Glauben. Deine Werte. Deinen Selbstwert. Deine Selbstachtung.
Vielleicht hilft dir das Bild eines Funkmastes, der über weite Wellen sein Funksignal sendet: Biepbiepbiep – ich bin es nicht wert, geliebt zu werden – biepbiepbiep – ich bin nicht genug – biepbiepbiep – ich kann das nicht – biepbiepbiep – ich werde das nie lernen – biepbiepbiep – ich bin so hässlich und schwach – biepbiepbiep – ich bin so doof – biepbiepbiep – alle Menschen sind schlecht – biepbiepbiep und so weiter und so fort (ich stoppe mal hier, ich denke, du hast eine Idee davon, was ich meine).
Jetzt gibt es Empfänger, die auf dieses Funksignal spezialisiert sind – vor allem krankhafte Narzissten. Eine neue Energiequelle! Endlich!
Es ist quasi so, als ob du ins Universum hineinrufst: „Hallo, hier bin ich – an Alle, die auf diese Funksignale abfahren: kommt nur her zu mir und zeigt mir, dass ich recht habe!“
Das tun die dann auch. Sie kommen in Scharen, und du wunderst dich, in welcher toxischen Gesellschaft du dich befindest, wenn du sie mal alle durchzählst: Verwandte, Freunde, Nachbarn, Kollegen, Chefs, Dienstleister – und natürlich Liebhaber, die es zum Kindsvater geschafft haben.
Gehen wir mal weiter mit der Annahme, dass du diese unglückseligen Sätze, die du in die Welt herumfunkst, in deiner Kindheit angenommen hast.
Irgendein gedankenloser Erwachsener hat das einmal zu dir gesagt, und weil das ein Erwachsener war, musste der es ja wissen. Und du hast es als Kind als Wahrheit angenommen.
Aber deine Seele, deine einzigartige, sensible Seele, wusste von Anfang an, dass das nicht stimmt. Nur ihre Stimme war schon immer klein und leise.
Niemand hat dir als Kind gezeigt, wie du ihr zuhören kannst.
Daher trifft dich auch keine Schuld an der aktuellen Situation!
Die Erwachsenen – das wusstest du damals ja nicht – hatten selbst nicht die Weisheit mit Löffeln gefressen und wussten bei weitem nicht alles!
Aber jetzt bist du groß. Du bist erwachsen.
Du kannst klüger als die Erwachsenen von damals sein und lernen, die falschen von den echten, wahren Sätzen zu unterscheiden und deiner Seelenstimme zukünftig besser zuzuhören.
Die Chancen sind allerdings sehr hoch, dass du diese Sätze gar nicht bewusst auf dem Radar hast und sie erst aufspüren musst.
Allerdings: Falls du merkst, dass der Anteil an toxischen Personen in deinem unmittelbaren Umfeld wieder drastisch ansteigt, ist es höchste Zeit, dass du mit der Innenschau beginnst und dir darüber klar wirst, welche Glaubenssätze du von dir selbst hast!
Und die dann einer nach dem anderen bearbeitest und durch neue ersetzt.
Ja, das geht!
Dein Ziel muss es daher sein, dass du mehr und mehr lernst, deiner inneren Stimme, die so ganz leise in dir vor sich hinsummt, zuhören zu lernen. Was will sie dir sagen – schon seit Jahrzehnten?
Welche Signale schickt sie dir in Mikrobruchteilen von Sekunden, wenn du wieder selbstverachtend handelst, weil du es zulässt, dass der Ex eine Grenze von dir ebenfalls missachtet (biepbiepbiep)?
Diese liebevolle, authentische, innere Stimme ist schneller als jede Ratio.
Die Ratio gibt allgemeine Plattitüden und Standard-Wissen vor und ist dabei meistens laut im Hirn. Leicht, ihr zuzuhören.
Die Gesellschaft und Richter und alle anderen da draußen kommunizieren auf dieser Ratio-Ebene.
Deine innere Stimme dagegen ist leise und einzigartig. Sie spricht vielleicht eher in einer Fremdsprache mit dir, die du noch lernen musst. Ganz schön anstrengend am Anfang, aber es lohnt sich.
Diese innere Stimme zeigt dir deinen höchstpersönlichen eigenen Weg zu Frieden und zu deiner Balance.
Und sie wird nicht aufhören zu piesacken, wenn du ihr nicht zuhörst. Sie wird dir weiterhin Verwirrung und Ohnmachtsgefühle schenken, dich sogar physisch von den Beinen fegen, damit du endlich mal zur Ruhe kommst und die Lauscher nach innen richtest.
Bist du schon Mitglied in meinem Club der mutigen Mütter?
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Wie fängst du also am besten an?
Kurze Antwort: Mit Journaling. Nicht mit Tagebuch-Schreiben verwechseln!
Dabei ist mit der Hand schreiben sehr wichtig.
Ich habe diese Technik schon des Öfteren hier im Blog vorgestellt, aber man kann es ja nicht genug wiederholen:
Du stellst dir den Timer auf anfangs 15 oder 20 Minuten. Dann nimmst du dir einen Stift und ein Notizbuch und schreibst einfach drauflos, was gerade in deinem Kopf herumschwirrt, gerne ohne Punkt und Komma. Niemand muss das später lesen.
Du gehst beim Schreiben mit der Hand direkt in die Kommunikation mit deiner Seele.
Kommen dann mit der Zeit diese unsäglichen Glaubenssätze ans Tageslicht, schreibst du sie alle separat noch einmal auf und bearbeitest einen nach dem anderen mit dem Ziel, einen Ersatz zu finden.
Darauf bin ich schon mal in anderen Blogartikeln näher eingegangen, z.B. in diesen hier oder in diesen.
Zum Abschluss…
… möchte ich dir aber gerne noch ein Bild schenken von einer Frau, die mit einem selbstbewussten Lächeln ein Lokal betritt und an der Tür erst einmal stehenbleibt, damit ihr Funksignal den Raum erfüllt.
Mehrere Köpfe drehen sich zu ihr um.
Ihre positive Aura liegt zum Greifen in der Luft.
Biepbiepbiep – ich bin voller Freude und ich verdiene das Beste – biepbiepbiep.
Wen, glaubst du, wird diese Frau heute anziehen? Irgendeinen toxisch-narzisstischen Deppen?
Nah.
Möchtest du diese Frau sein?
Dann triff gleich heute deine Entscheidung:
So, wie es jetzt ist, will ich es nicht mehr haben. Ich bin bereit für den nächsten Schritt.
Dein nächster Schritt könnte demnach so aussehen:
Du fängst mit dem Journaling an und setzt dir dafür einen festen Termin jeden Tag. Komme, was wolle.
Du arbeitest mit mir – entweder 1:1 oder im Rahmen von DEXKADIMA – oder wirst Mitglied im Club der mutigen Mütter, in dem wir immer mal wieder auch diese Themen besprechen.
Du könntest dir aber auch einen Coach suchen, der sich auf den Selbstwert und die Selbstachtsamkeit von Müttern spezialisiert hat und bei ihm/ihr einen Kurs buchen. Wenn du die Richtung kennst, kannst du ruhigen Gewissens den Schritt wagen und etwas machen, was erst wenige außer dir tun.
Es wird dich immer nach vorne bringen – in die Balance, in die Klarheit, in die Ruhe.
Welche Erfahrungen hast du gemacht? Kannst du gute (Online-)Kurse in dieser Richtung empfehlen? Ich freue mich über eine Sammlung voller Ideen hier unter diesem Artikel. ❤️
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Liebe Heidi
Danke dir für diese schönen Worte
Und werde morgen gleich mich hinsetzen und schreiben, um es mir nochmal zu verdeutlichen.
Vielen Dank für deine zahlreichen Anregungen und Tipps
Liebe Heidi, vielen Dank für den schönen und sehr wahren Artikel. Ich werde ihn zum Schulstart und den damit verbundenen toxischen Situationen wieder durchlesen. Zu meiner Bestärkung und Bestätigung.
Liebe Heidi,
da hast Du es wunderbar geschafft, dieses sehr sensible Thema behutsam anzusprechen und hilfreiche Tipps für die innere Entwicklung zu geben – vielen Dank für diesen Artikel, den ich vor 2 Jahren wohl eingerahmt übers Bett gehängt hätte 🙂
Liebe Katrin,
ganz vielen herzlichen Dank für deinen Kommentar ? Das freut mich!
Liebe Grüße
Heidi
Liebe Heidi, danke für diese wundervolle Idee. Nachdem ich vor einigen Tagen meine Psychotherapie zu diesem Thema erfolgreich abgeschlossen habe, ist das eine tolle Möglichkeit für mich, irgendwie doch am Thema zu bleiben und in den alltag zu integrieren. Denn erfahrungsgemäß versendet ja doch manchmal das eine oder andere, wenn man nicht aufpasst. Denn schließlich lebe ich noch mit diesem Narzissten, der Vater meiner 13jährigen ist, voraussichtlich noch die nächsten 4 jahre unter einem Dach- wohl aus Angst, dass er mir meine Pubertierende mit seinen Manipulationen in dieser sensiblen Phase nimmt. d a n k e
Alexandra