So bereitest du dich am besten auf das Gutachten vor

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Steht dir demnächst ein Gutachten bevor und hast du bereits einen Höllenschiss davor – weil du zum einen überhaupt keinen Plan hast, was dich erwartet, und zum anderen aber mehr und mehr Horrorstories von Müttern gelesen hast, die durch ein Gutachtenverfahren gehen mussten?

Dann ist dieser Blogartikel für dich, Sweetheart.

Ich habe bereits ausführlich darüber geschrieben, wie ich zu Gutachten in einem Familiengerichtsverfahren stehe und darüber denke.

In diesem Blogartikel habe ich mich zum Beispiel darüber ausgelassen, dass du – wenn irgendwie möglich – ein Gutachten vermeiden und es deine Strategie mit deinem Anwalt sein sollte, es bei Gericht argumentativ abzuwenden.

In einem anderen Artikel habe ich eine Art Checkliste für dich aufgelistet, die du gemeinsam mit deinem Anwalt durchgehen kannst, wenn ein Gutachten mehr und mehr wahrscheinlich wird – man kann definitiv mehr tun als mit den Achseln zu zucken, wenn der Richter durchblicken lässt, dass er ein Gutachten erwägt.

Was machst du aber, wenn du das zwar weißt, es gemeinsam mit deinem Rechtsbeistand versucht hast, es aber nicht fruchtet, und demnächst der Gutachter bei dir vor der Tür steht?

 

Wie bereitest du dich dann am besten vor?

 

Wie du hoffentlich bereits weißt, bin ich Coach und keine Rechtsfachfrau. Auch musste ich persönlich nie durch ein Gutachtenverfahren gehen.

Was kann ich dir also schon darüber erzählen?

Wäre es nicht viel besser, du sprichst mit Frauen, die selbst schon einmal ein Gutachten durchgestanden haben, damit du aus erster Hand erfährst, wie ein Gutachten abläuft?

Genau so denken die meisten.

Und wenn du so vorgehst, dann bist du auf einen kapitalen Denkfehler hereingefallen.

 

Der Denkfehler

 

Alle Gutachtenverfahren sind gleich, und wenn ich mit einer anderen Mutter spreche, die mir sagt, was sie hätte anders machen müssen und ich das anwende, dann habe ich Erfolg.“

Ich habe mittlerweile Hunderte von Müttern als Coach mit Court Royal und im Club der mutigen Mütter durch ihre Gerichtsverfahren begleitet. In den meisten Fällen kam es tatsächlich zum Gutachten.

Ich habe das beobachtet und in dieser Zeit eine Sicherheit dahingehend erarbeitet, die auf Folgendes hinausläuft:

Sofern du mit dir selbst verbunden und in deiner Mitte bist, kannst du nichts falsch machen.

Bist du dagegen vollkommen konfus, fühlst du dich nachwievor hilflos und abhängig von anderen Menschen, dann ist es egal, welchen Rat du befolgst – es wird nicht fruchten.

Du MUSST zuerst zu deiner Mitte finden und ruhig werden (genau das passiert nämlich, wenn du deine stabile Mitte gefunden hast), um Erfolg zu haben – sei es im Gerichtssaal oder halt beim Gutachten.

 

Der Gutachtenprozess ist höchst dynamisch

 

Familiengerichtsverfahren sind sehr dynamisch und beinhalten viele, viele X-Faktoren, die für jede Mama individuell sind:

  • Der oder die Richter/In

  • Der oder die Verfahrensbeiständ/In

  • Der Rechtsbeistand deines toxischen Ex, der geflissen alle Lügen des Ex ans Gericht weitergibt (ist ja sein Job)

  • Dein Ex!!!!

  • Der oder die Mitarbeiter/In des Jugendamts

  • Dein eigener Rechtsbeistand, der oder die sich hoffentlich mit toxischen Gegnern auskennt (bei der Gelegenheit: hier mein Blogartikel für dich, wie du den besten Rechtsbeistand finden kannst)

  • Dein Kind – oder bei mehreren – jedes einzelne Kind und dessen hochindividuellen Bedürfnisse

  • der oder die Gutachter/In

  • und nicht zuletzt du selbst! Mit deinem ganzen Wesen, deiner Persönlichkeit, deinem Glaubenssystem, deinen Erfahrungen und deinen Traumata (wir alle haben mindestens eins, glaube mir!)

Wie kannst du dann einer anderen Mutter entsprechend vertrauen, die

Einen anderen Richter hatte

Eine andere Verfahrensbeiständin

Eine andere Jugendamtsmitarbeiterin

Einen anderen gegnerischen Anwalt

Einen anderen toxischen Ex mit anderen Lügen und einer anderen Agenda

Einen anderen Anwalt hatte

Eine andere Gutachterin

Ein anderes Kind

Und vor allem nicht du selbst ist?

Wir neigen dazu, den Menschen, die wir als „mehr-wissend“ als uns selbst einordnen – einfach, weil diese die Erfahrung schon gemacht haben und sehr bestimmt auftreten – als höherstehend wahrzunehmen.

Sie wird es wissen, sie hat es ja erlebt!“

Aber du weißt nicht, mit welcher Haltung sie in den Saal gegangen ist.

Du weißt nicht, in welcher Verfassung der Richter war oder welche Weiterbildung ihr Verfahrensbeistand oder Jugendamtsmitarbeiter kurz vor der entscheidenden Verhandlung genossen hat.

Du weißt nichts über ihr Glaubenssystem.

Du weißt nichts darüber, welche Situationen sie selbst ins Leben gerufen hat – sei es jetzt mit ausschließlich positiven Vibes oder mit negativen Horror-Alptraum-Fantasien, die sie so oft im Kopf herumgewälzt hat, bis sie schließlich wahr wurden.

Du weißt auch nichts über die vielen guten oder schlechten Mikro- und Makro-Entscheidungen, die sie die Monate und Jahre zuvor getroffen hat, die den Richter letztlich einige Möglichkeiten weggenommen haben, um einen anderen Beschluss fällen zu können.

Daher gilt: Selbst wenn es deine Vorgängerin ist, die den gleichen Ex, das gleiche Jugendamt, den gleichen Rechtsbeistand und das gleiche Gericht wie du hatte – dann ist immer noch Vorsicht geboten, bevor du blind ihren Ratschlag befolgst!

Denn die Wahrscheinlichkeit, dass du den gleichen Gutachter wie sie bekommst – und falls doch er auch zum gleichen Schluss bei dir wie bei ihr kommen kann – ist doch sehr, sehr gering.

Ihr seid ja schließlich keine Zwillinge, oder?

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Das Gespräch mit dem Gutachter vorbereiten

 

Ich wundere mich immer, warum manche Menschen glauben, man könnte einen Gutachter mit einer akribischen Vorbereitung eine andere Persönlichkeit vorgaukeln als man letztlich hat.

In der Regel sind es ausgebildete Psychologen, die bei der Begutachtung Tests hernehmen, die bemühte Kopf-Antworten schnell entlarven dürften.

Sofern du also selbst kein psychologisches Studium hinter dir hast, würde ich mir die Mühe, die Tests zu 100% „richtig“ und im Sinne dessen, was du erreichen willst – das Kind behalten zum Beispiel – beantworten zu können, definitiv sparen.

Ja, 75% aller Gutachten sind fehlerhaft (siehe verlinkte Blogartikel weiter oben für Details).

Also könntest du theoretisch alle Antworten „richtig“ machen – wenn der Gutachter nicht fähig oder überarbeitet oder schlampig ist, bringen selbst die richtigsten Antworten leider keine Sicherheit, dass du gewinnen wirst.

Und dann ist da ja auch noch dein (manipuliertes) Kind…

 

Wie bereitest du dein Kind darauf vor?

 

Kurze Antwort: Gar nicht.

Lass das Kind so unbefangen wie möglich in das Gespräch mit dem Gutachter gehen, wenn ein solches Gespräch vorgesehen ist. Je weniger es Erwachsenen- Sätze nachplappert – das wird ein Experte hören! – umso besser für dich.

Gut möglich, dass du denkst, dass du deinem Kind „Gegensätze“ anbieten musst, weil es so vollgepumpt ist mit Sprüchen vom toxischen Ex.

Nee nee. Lass mal.

Manipulation des Kindes ist der gewählte „Job“ deines Ex. Stell dich niemals auf eine Stufe mit ihm, auch wenn du deinem Kind die „richtigen“ Sätze beibringen möchtest.

Konzentriere dich viel, viel besser auf deine Beziehung und Bindung zum Kind – laaaaange vor dem Gutachtertermin – und tu einfach das, was du als liebevolle Mama immer machst:

Mit deinem Kind unterwegs sein und schöne Dinge tun. Miteinander spielen, lachen, Spaß haben. Deinem Kind zuhören, es knuddeln, seine Persönlichkeit wahrnehmen und trösten, wenn es traurig ist. Es dazu ermutigen, andere Beziehungen einzugehen – auch die zu seinem Vater – und trainiere dir an, freundlich über die anderen Bezugspersonen in seinem Leben zu reden.

Und du wirst sehen und erleben, dass dein Kind genau das ausstrahlen und ohne Arg teilen wird, was es tief in seinem Inneren weiß und so auch erlebt hat:

Dass du eine liebevolle Mama bist, die gerade ihr Bestes gibt, damit das Kind trotz Trennung so unbeschadet wie möglich aufwachsen kann.

 

Lass von der Kontrolle los

 

Die größte innere Entwicklungschance in dieser Situation liegt darin, dass du lernst, was du loslassen musst.

Kontrolle ist eins davon.

Viele Mütter sind ziemlich darin geübt, alles in ihrem und im Leben ihres Kindes zu kontrollieren, dass sie spätestens mit einem Gerichtsverfahren, in dem auch ein Gutachten zum Thema wird, davon loslassen müssen.

Du hast keine andere Wahl, weil sämtliche Kontrollversuche deinerseits dich nur hilfloser und verrückter machen.

Wenn du dir die dynamischen Faktoren von oben noch einmal anschaust, dann muss dir bereits aufgegangen sein, dass du all diese Menschen – den Richter, den VB, den Jugendamts-Mitarbeiter, den gegnerischen Anwalt, deinen eigenen Anwalt, deinen Ex und auch dein Kind nicht kontrollieren kannst.

Die einzige Person, auf die du unmittelbar Kontrolle ausüben kannst, bist du!

Und falls du jetzt glaubst, dass das nicht reicht, dann hast du (noch) keine Ahnung, wie mächtig genau dieser Faktor ist, meine Liebe!

 

Wie du mental am besten mit dem Gutachtenprozess umgehst

 

Merke: Eine psychologische Exploration deiner Erziehungsfähigkeit (sprich ein Gutachten) ist immer nur eine Momentaufnahme.

Nicht mehr und nicht weniger.

Der Gutachter bekommt einen Augenblick deiner Beziehung und Bindung zum Kind mit – ein Flügelschlag im Zeitverlauf, den du mit deinem Kind verbringst.

Klar macht es unsicher, gerade wenn man weiß, wie viel Macht ein Gutachten im Familiengericht hat!

Daher gilt: Das größte Handlungs- (und damit Fehler-)Potenzial liegt in der Zeit, nachdem das finale Gutachten vorliegt.

Im Gespräch und in der Exploration sei am besten du selbst und bau darauf auf, dass du stets das Beste für dein Kind willst und daher die Fragen nach bestem Wissen und Gewissen beantwortest.

Bist du schon Mitglied in meinem Club der mutigen Mütter?

Sei Teil einer exklusiven Gemeinschaft und lerne, die Wellen souverän zu nehmen, die der Ex immer wieder aufwirft. 

Was du NACH dem Gutachtenbefund tun solltest

 

Hier liegt wirklich dein größter Handlungsspielraum und ist meiner Meinung nach wichtiger als das ganze Vorgeplänkel.

Kläre unbedingt mit deinem Anwalt bereits weit im Vorfeld ab, wie Ihr vorgehen werdet: Sowohl, wenn das Gutachten gut für dich ausgeht, aber vor allem, wenn es nicht positiv ausgefallen und es offensichtlich ist, dass der Gutachter den Wünschen des toxischen Ex folgt.

Liegt ein schlechtes Gutachten vor, MUSS dein Rechtsbeistand sofort reagieren, und zwar SCHRIFTLICH.

Er/sie hat zwei Wochen Zeit, um es amtlich zu machen. Dein Rechtsbeistand muss sicherstellen, dass das auch passiert, sollte er justament gerade im Urlaub oder krank sein. Daher: Besprich diese Eventualität vorher mit ihm, damit er Vorsorge betreiben kann.

Zögert dein Anwalt, dann hast du hiermit meine Erlaubnis, ihm die Hölle heiß zu machen.

Ein schlechtes, fehlerhaftes Gutachten sollte immer korrigiert werden – sprich mit einem Gegengutachten und/oder zumindest einem deutlichen Einspruch.

Und nein, lass dich von deinem Anwalt nicht einlullen à la „Ich sprech mal mit dem Richter, der wird das bestimmt genauso sehen.“

Nix da!

Mündlich gilt nicht.

Nach offizieller Abgabe eines schlechten Gutachtens muss es zack-zack-zack gehen – und hier zahlt sich ein guter Anwalt auf jeden Fall aus!

 

Zusammengefasst: So bereitest du dich am besten vor

 

Fühlst du dich selbst noch hilflos den toxischen Attacken des Ex ausgesetzt und höchst verwundbar, dann ist genau das der Hebel, an dem du ansetzen kannst – aber unabhängig vom Gutachtentermin!

Werde du zuerst stabil und komm in die innere Ruhe und Zuversicht

Das ist meine zentrale Empfehlung für dich nach allem, was ich bei den Müttern, die sich mir anvertraut haben, beobachten konnte.

Denn dann strahlst du genau die Souveränität aus, die du brauchst, wenn du irgendwo auftreten und für dein Kind sprechen musst – sei es im Gericht, im Jugendamt oder halt vor dem Gutachter.

Zuerst kommt immer deine innere Haltung.

Denn die kannst du nicht maskieren, niemals.

Daher kannst du den Ratschlag einer souveränen Mutter, die das Gutachten positiv für sich entschieden hat, nicht 1:1 umsetzen, so lange du nicht dir selbst die absolute Priorität gegeben hast, um dich zuerst zu erden und in die Zuversicht zu kommen.

Noch einmal:

Mit der richtigen inneren Haltung, welche durch deine positiven Gedanken über dich und die anderen genährt wird, kannst du nichts falsch machen.

Mit der Nicht-Verbundenheit mit dir selbst kannst du nichts „richtig“ machen.

Nicht-Verbundenheit mit dir selbst erkennst du daran, dass du Ratschlägen Anderer folgst, obwohl du ein sehr, sehr schlechtes Gefühl dabei hast. Du hörst dir selbst nicht zu und nimmst dir keine Zeit, um in ein inneres Zwiegespräch zu gehen und um in die eigene Klarheit zu kommen.

Daher muss die Unterstützung, die du jetzt brauchst, auf einer anderen Ebene gesucht werden:

Dort, wo du lernst, wie du dich wieder selbst findest. Und dir selbst zuhörst.

Und ich kann dir versichern, das ist der beste Ort, wo du sein kannst, wenn die Wellen über deinem Kopf zusammenschlagen!

Du hast alles in dir, um dieses Gutachtenverfahren rocken zu können, Sweetheart. Lass dich niemals unterkriegen!

Im Club der mutigen Mütter zeige ich dir, wie du zu dir findest. Gebündelt mit viel KnowHow rund ums Gericht und um den Elternalltag mit dem toxischen Ex wirst du zur souveränen Kapitänin deines Segelboots, selbst wenn dein Gutachter der größte Miesepeter unter der Sonne ist und den schlechtesten Ruf überhaupt hat.

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