Adieu, du lieber Kindesunterhalt!

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Mit diesem Artikel möchte ich ein Thema ansprechen, bei dem sich der einen oder anderen Mutter die Haare aufstellen werden.

Wohl auch zu Recht.

Trotzdem!

Ich möchte dich dahin bringen, immer wieder zu hinterfragen, ob die aktuelle Situation dem entspricht, was du wirklich willst – und falls nicht, du dir überlegst, an welchen Stellschrauben du noch drehen kannst, damit es dir wieder besser geht.

Wenn du schon eine Weile mitliest, dann solltest du bereits ein Gefühl dafür entwickelt haben, wie wichtig es mir ist, dass wir Single Mütter keine Opfer der Umstände sind oder uns dafür halten sollten.

Wir können immer etwas tun. Ja, du auch!

Nur meistens wissen wir nicht, wo wir anfangen sollen, wenn wir in einer schwierigen und offensichtlich ausweglosen Lage stecken.

Geht es dir derzeit genauso?

Dann lass mich dir eine konkrete Frage stellen:

Wie würde sich deine aktuelle Situation verändern, wenn du komplett auf den Kindesunterhalt verzichten würdest?

O je. Ich duck mich wohl gleich mal besser…

Ich höre schon deinen Empörungsschrei: „Waaas? Ich soll den Kerl davon kommen lassen? Es kann doch nicht meine eigene finanzielle Verantwortung sein, Kinder großzuziehen, wenn wir uns beide welche gewünscht hatten?“

„Es geht um die Kinder. Es ist ihr Geld! Ich kämpfe für sie, weil sie es selbst noch nicht können!“

Ach, du hast ja Recht.

Vor allem, wenn du einen mutmaßlich narzisstischen Ex hast: dann kennst du diese Anspruchshaltung noch von früher: Alles nur für ihn! Er kommt stets mit allem durch, während Andere die Flügel streichen, gottergeben mit den Augen rollen und schließlich Fünfe gerade sein lassen.

Von daher kann ich gut verstehen, wenn du jetzt deine Krallen ausfährst und du denkst: „Mit mir nicht, Freundchen!“

Aber lass uns doch mal das eine oder andere Gedankenexperiment durchexerzieren. Einfach so zum Spaß.

Fall A) Der Ex will das Wechselmodell nur, damit er keinen Kindesunterhalt bezahlen muss

Falls dein Ex sich früher nie um die Kinder gekümmert hat und er erwiesenermaßen geizig ist, sich aber partout in den Kopf gesetzt hat, das Wechselmodell durchzudrücken – was glaubst du, wird passieren, wenn du von dir aus anbieten würdest, auf den Unterhalt zu verzichten?

Würde er dann immer noch das Wechselmodell mit aller ihm zur Verfügung stehenden Penetranz verfolgen?

(An dieser Stelle nur die klitzekleine Erinnerung, dass ich grundsätzlich nicht gegen das Wechselmodell bin – wenn zwei reife Erwachsene sich trennen, in der Nähe wohnen und die Kids schon aus dem Gröbsten raus sind, ist das eine feine Sache. Mit einem mutmaßlichen Narzissten ist es meiner Meinung nach ein Ding der Unmöglichkeit, das Wechselmodell gesund und organisiert gewuppt zu bekommen.)

Jetzt mal ganz unabhängig davon, dass du dich jetzt fragen magst, wie du es ohne die Kohle vom Ex schaffen sollst – dazu weiter unten mehr – geh doch mal diesen Gedanken durch.

Wie wäre das für dich – kein Wechselmodell im Austausch gegen den Kindesunterhalt?

Berücksichtige bei deinen Überlegungen bitte auch, dass er, wenn er das Wechselmodell durchgedrückt bekäme, du dann ebenfalls auf deinen Kosten sitzen bleiben würdest.

Fall B) Dein Ex bezahlt nie pünktlich und selten den Betrag, den er zahlen sollte

Wenn dein Ex nicht pünktlich den vereinbarten Kindesunterhalt bezahlt, und du fast jeden Tag mit klopfendem Herzen auf dein Bankkonto schaust in der Hoffnung, es wäre jetzt endlich da – wie, glaubst du, wirst du dich fühlen, wenn du losgelassen hast und einfach nicht mehr damit rechnest?

Du einen Zettel mit der monatlichen Unterhaltssumme auf ein Holzschiffchen setzt und es den Fluss hinabschubst? Adieu, Unterhalt! Ich weiß, ich sehe dich ja sowieso nie.

Du bräuchtest dich nicht mehr zu ärgern über seine Unzuverlässigkeit. Nicht mehr schimpfen. Nicht mehr zur Furie werden.

Du lässt dich einfach nicht mehr von ihm gängeln, ob seine mickrigen 200 oder 400 Euronen heute da sind oder nicht.

Du bist wieder die Herrin über deinen Tag. Deinen Emotionen. Deinen Alltag.

 

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Fall C) Dein Ex kontrolliert und kommentiert, was du mit seinem Unterhalt so anstellst

Rechnet dein Ex dir immer wieder vor, dass du zuviel Unterhalt bekommst, und du dafür bitteschön gefälligst neue Schuhe für das Kind zu kaufen hast? Oder bekommst du die eine oder andere spitze Bemerkung mit, weil du selbst mal wieder beim Friseur gewesen bist?

Da ist es völlig egal, ob du in deinem eigenen Job ein Vielfaches vom Kindesunterhalt verdienst – das nervt doch, oder?

Auf der anderen Seite erwischst du dich selbst, wie du dich vor ihm oder in Gedanken rechtfertigst. Natürlich bist du vom Kindesunterhalt (derzeit noch) abhängig, und nicht immer gibst du jeden Monat 200 Euro für das Kind bar über die Ladentheke.

Es sind halt auch die immateriellen Fakten, für die du letztendlich mehr bezahlst als er – das Zurückstecken im Job, als die Kinder noch klein waren und du nun Schwierigkeiten hast, die Zeiten wieder aufzustocken. Etwas, was niemand je beziffern kann.

Oder deine Zeit, die du nachmittags mit deinem Kind verbringst, weil die Betreuungseinrichtung geschlossen hat oder das Kind krank ist.

Jetzt stell dir mal deine Welt vor, wenn du keinen Unterhalt mehr von ihm beziehen würdest.

Wenn du das alleine stemmst, weil du es eigentlich eh schon tust!

Weil du ihm keine Rechenschaft mehr schuldig sein möchtest.

Dann schaut er auch ganz schön dumm aus der Wäsche. Wie jetzt – die macht das allein? Was trage ich denn jetzt noch dazu bei?

Besteht er darauf und kommt weiterhin Geld auf dein Konto von ihm, dann überweise es direkt auf geschlossene Sparkonten deiner Kinder. Fürs spätere Studium.

Wer zahlt, schafft an!

Kennst du diesen Spruch? Verwandt mit „Solange du deine Füße unter meinem Tisch legst…!“ oder „Wer zahlt/fährt? Du oder ich?“

Noch einmal zur Erinnerung: Wir reden hier nicht über die Ex-Partner, die kein Interesse daran haben, die Mutter ihrer Kinder im Staub zu Kreuze kriechen zu sehen.

Ich meine die, die unbedingt immer und zu jeder Zeit Kontrolle über ihre Ex-Partnerin und Kinder behalten wollen.

Da die meisten von ihnen auch noch gut verdienen, können sie sich das leisten. Gerade die, die vorher so besonders darauf geachtet haben, dass daheim die klassische Rollenverteilung gelebt wurde.

Geld ist nun mal ein Machtinstrument. Ob uns das schmeckt oder nicht.

Wir haben aber die Wahl, ob wir es mit uns machen lassen – ob wir uns übermachten lassen oder alles Mögliche unternehmen, um keine Unterhaltszahlungen mehr nötig zu haben.

Fazit: Welche Werte sind dir wichtig?

Für mich was das z.B. schon immer Unabhängigkeit, vor allem die finanzielle. Ich wollte nie abhängig sein von den Geldzuwendungen der Eltern in meiner beruflichen Anfangsphase.

So ist es auch heute noch unerträglich für mich, dass ich von den Geldzuwendungen meines Ex abhängig sein könnte.

Dabei sehe ich es definitiv als richtig an, dass die Väter sich an der finanziellen Belastung, die Kinder nun mal bedeuten, angemessen beteiligen.

Wenn der Unterhalt aber unterschwellig oder offen als Mittel benutzt wird, um die Ex-Partnerin und Mutter der Kinder weiterhin zu kontrollieren und zu manipulieren, emotional zu belasten oder gar zu erpressen, dann liegt es an ihr, das zuzulassen oder nicht.

Denn auch, wenn etwas rechtlich gesehen richtig ist, heißt das noch lange nicht, dass du dich damit auch wohlfühlst. Dass es dir in deiner Situation hilft.

Überlege dir: Ist meine Zufriedenheit und Gelassenheit z.B. 289 Euro wert? Wie hoch ist der Wert meiner tagtäglichen, inneren Verfassung? 350 Euro? Oder doch 400?

„Aber Heidi“, denkst du dir jetzt sicherlich, „ich brauche das Geld doch wirklich – ich weiß sonst nicht, wie ich alles bezahlen soll!“

Okay, meine Liebe, du hast es nicht anders gewollt:

Was machst du, wenn dein Ex von heute auf nachher nicht mehr bezahlen kann, weil er z.B. arbeitslos geworden ist oder Privatinsolvenz anmelden musste? Oder – wenn er stirbt?

Not macht erfinderisch. Ich bin davon überzeugt, dass dir in dem Fall so einiges einfallen würde, wie du zusätzlich Geld (legal und ethisch natürlich!) verdienen könntest. Weil du es dann müsstest.

Der Schlüssel zu deiner zukünftigen, gesünderen Haltung könnte daher  lauten:

Weg vom Gedanken „Ich kann nicht ohne seinen Unterhalt leben“ hin zu der Frage „Wie kann ich mehr Geld verdienen?“

Wenn du möchtest, dann können wir gern gemeinsam überlegen, wie und was du nebenbei noch tun könntest, um nicht nur besser über die Runden zu kommen, sondern auch gleichzeitig auf die Unterhaltszahlungen verzichten zu können.

Schau, wie du selbst die Lücken füllen kannst. Freu dich, wenn das Geld kommt, aber verlasse dich nie darauf. Überweise das Geld gleich auf ein separates Konto der Kinder und vermeide unbedingt, dich von dem Ex nicht am langen Arm aushungern zu lassen.

Kämpfe und investiere nicht deine Energie in etwas, was du nicht ändern können wirst: Seine Unzuverlässigkeit. Seine Vorstellung, dass du ihm Rechenschaft schuldig bist, was du mit dem Geld machst.

Merke: Die Unabhängigkeit von den monatlichen Kindesunterhalts-Zahlungen deines Ex ist ein mächtiger Anker.

Nutze ihn bei deinen Überlegungen, deinen eigenen Weg zu gehen – zu mehr Gelassenheit im Umgang mit seinen Mätzchen und zu mehr Erfolg in deinem Leben. Als Macherin und nicht als demütige Geldempfängerin.

Wie denkst du darüber?

Adieu, Unterhalt – oder doch besser Her damit, aber pronto?

Lass es mich in den Kommentaren wissen – ich freue mich auf eine rege Diskussion!

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