Nenn es Midlife-Crisis oder Krise in der Lebensmitte – der Begriff geistert schon seit ein paar Jahrzehnten durch die Medien. Ist das Thema für uns unausweichlich?
Kannst du dich noch daran erinnern, als deine Eltern so um die 45 Jahre alt waren? Kamen sie dir damals nicht steinalt vor? Und jetzt bist du selbst über 45 oder der 50. Geburtstag ist erst ein paar Tage her.
Ich fühle mich heute noch so „jung“ (wenn es um Späße machen und Herumalbern geht) und gleichzeitig auch „reifer“ als noch vor 10 Jahren. Klar – damals hatte ich noch kein Kind und jede Menge Illusionen, war viel unerfahrener und teilweise sowas von naiv, dass es mich allein beim Gedanken an die Zeit noch schmerzt. Und jetzt naht er – der 50. Geburtstag. Wurde ich nicht erst gestern 40?
Kennst du das?
Kannst du dich auch noch daran erinnern, was damals über das Alter 40+ erzählt wurde? Wie zum ersten Mal das Wort „Midlife-Crisis“ fiel? Die berühmte Krise in der Lebensmitte. Vor meinem inneren Auge waren das damals bedauernswerte, Mitleid erregende Gestalten, die sich auf einmal teure Wünsche erfüllten, ihre alte Familie über Bord warfen, mit einer Jüngeren durchbrannten und sich so nicht selten auch der Lächerlichkeit aussetzten. Ja, ich muss zugeben, mit der Midlife-Crisis verband ich in erster Linie das Bild alternder Männer, die es nochmal wissen wollten und ihren Egotrip durchzogen, kostete es, was es wollte.
Heute sehe ich das anders.
Ich denke, dass die eigentliche Krise VOR dem Zeitpunkt stattfindet, wenn der Herr in Jeans und Lederjacke im Cabrio sitzt und neben sich eine attraktive Dame hat, die mindestens zwanzig Jahre jünger ist. Spätestens zu diesem Zeitpunkt ist die Krise schon vorbei, denn in der Regel macht ein solcher Fahrer einen ausgesprochen frohen Eindruck. Sieht auch irgendwie nicht nach Geldmangel aus. Und ich weiß außerdem, dass auch Frauen in die Lebensmittekrise schlittern können.
An dieser Stelle noch ein kleiner Einschub: Bitte verstehe mich nicht falsch. Cabrio fahrende Frauen, deren Seidentücher im Fahrtwind flattern, sowie ergraute Männer am Steuer eines tollen Autos mit einem Lachen im Gesicht geben ein durchaus schönes und positives Bild für mich ab. Und dem muss ja auch nicht unbedingt eine Krise vorangegangen sein. Vielmehr wünsche ich es allen, die so eine Imagination für ein erstrebenswertes Ziel halten, dass sie auch dorthin gelangen. Wenn dir allerdings im Moment so gar nicht nach einem breiten Grinsen zumute ist, dann bleibe bei mir und lies weiter. Einschub Ende.
Es scheint nämlich, dass jeder früher oder später hineinrasselt und sich die Frage nach dem Sinn des Lebens stellt.
Mark Britton beschreibt die Ursache für das Hineinschlittern in die Midlife-Crisis sehr schön in seinem Buch Forever Jungs: Das merkwürdige Verhalten von Männern in der Lebensmitte* (und, wie ich finde, nicht nur für Männer gültig):
“Schnelle Antwort: alles. […] durch Ehrgeiz bei der Arbeit oder Langeweile im Job […] Durch zu viele soziale Kontakte im Leben – Ehefrau, Kinder, Freunde, Hund und Facebook-Freundschaften – oder zu wenige. Sie wird durch das Heranwachsen der Kinder ausgelöst oder dadurch, dass man keine hat. Wenn Kinder da sind, ist ein fast sicherer Auslöser der Moment, in dem sie von zu Hause ausziehen. Oder ihre Entscheidung, weiter zu Hause zu wohnen. Auch die eigenen Eltern spielen eine Rolle, allerdings sind sich Wissenschaftler nicht einig, ob es ihre zunehmende Hinfälligkeit oder ihre fröhliche, geriatrische Sportlichkeit ist, die ihre Kinder in den mittleren Jahren so deprimiert.”
Dazu kommen meiner Meinung noch wesentliche Entscheidungen, die man Weichen stellend mit 20 oder 30 getroffen hat, nun auf den Prüfstand. Vielleicht werden auch jetzt erst die Schwachstellen der damaligen Entscheidung sichtbar.
Wenn du Glück hast, dann siehst auch du dich mit dem Thema „Midlife-Crisis“ konfrontiert.
Ja, ich betrachte es in der Tat als ein Glück, auch wenn du das zum Zeitpunkt der Krise nicht so empfinden magst und alles schwer und grau ist. Du kennst das vielleicht auch noch von früher, denn diese hier ist doch bestimmt nicht deine erste Sinnkrise, oder?
Ich lade dich ein, dir meine Überlegungen unten mal eingehender anzuschauen:
10 Gründe, warum du froh um deine Midlife-Crisis sein solltest
- Du hast bis zu diesem Alter überlebt.
Schafft nicht jeder. - Eine Krise zwingt dich zur Nabelschau.
Ist das, was du erreicht hast, genau das, was du früher immer wolltest? Welcher Mensch ist aus dir geworden? Würdest du dich mögen, wenn du deine Teenagerbrille aufsetzen würdest? - Nochmal zurück auf Start und was komplett Neues wagen.
Toll! Wann, wenn nicht jetzt? - Jetzt die Reißleine ziehen. Sofort.
Denn schließlich kann es so nicht weitergehen. - Mal dir jetzt aus, wie dein Leben in den nächsten 10, 20, 30 Jahren aussehen soll.
Und damit meine ich nicht, wie du dein Zimmer im Altersheim einrichten wirst! - Was sind deine großen Ängste? Schreib sie auf.
Schau dem Tiger in den Rachen. Und überlege, was du schon jetzt tun kannst, damit es nicht ganz so schlimm kommt, wie du es dir gerade vorstellst. Und du merkst augenblicklich, wie die Schreckensvorstellung kleiner wird. - Ein guter Zeitpunkt, um die eigene Finanzlage zu checken.
Reicht das, was du jetzt hast, für einen Reboot? Was muss sich ändern? Dieser Artikel hilft dir, wenn du deine Geldangelegenheiten in den Griff bekommen musst. - Schau dir den Menschen an, der abends neben dir auf dem Sofa sitzt.
Kannst du dir vorstellen, mit dem alt zu werden? Was fehlt dir? Welche Eigenschaften gefallen dir? - Falls der Platz leer ist: Nicht jeder Single muss automatisch unglücklich sein.
Vielleicht ist es gerade jetzt an diesem wichtigen Markerpunkt in deinem Leben ganz gut, wenn du ohne Anhang nachdenken und die für dich richtigen Entscheidungen treffen kannst. - Beglückwünsche dich zu diesem mentalen Stadium, in dem du dich gerade befindest. Denn damit zeigst du, dass du reflektierst und deine bisherigen Entscheidungen auf den Prüfstand stellst. Und du hast die Möglichkeit, jetzt zu zeigen, was in dir steckt: Ein mutiger Löwe oder eine mutige Löwin!
Ich sehe schon, du zweifelst…
Ja, ich habe gut reden! Vielleicht bist du gerade arbeitslos geworden und siehst dich mit den unüberwindbar scheinenden Hürden als knapp 50jährige/r auf dem Arbeitsmarkt konfrontiert. Vielleicht bist du gerade verlassen worden, quasi von deinem Partner in das tiefe Loch geschubst und die Krise kommt nicht aus deinem Innern. Und ganz bestimmt gibt und gab es ganz viele Umstände, von denen ich ja so gar keine Ahnung habe, die dich jetzt auf wackligen Beinen stehen lassen.
Und vielleicht bist du sogar schon auf dem besten Weg aus der Krise in die Depri.
Halt! Tu das nicht. Stop.
Du hast diese Seite gefunden, du bist also schon einen Schritt weiter. Du suchst Rat und wirst ihn finden, wenn vielleicht nicht bei mir, dann bei einer anderen, ähnlichen Seite, die vielleicht spezifischer auf dein persönliches Thema ausgerichtet ist. Der Punkt ist doch der, dass du nach Lösungen suchst, oder? Siehst du. Es geht also doch weiter.
Bleib dran.
Begleite mich auf meiner Reise durch die Untiefen des Älterwerdens. Wir werden gemeinsam das Licht am Ende des Tunnels entdecken. Das einzige, worum ich dich bitte: Gib mir hin und wieder Rückmeldung, was du dir wünschst und ob das alles so für dich passt.
Danke, dass du bis hierhin gelesen hast.
Wenn du magst, schau doch in den nächsten Tagen noch einmal vorbei. Ich freue mich über deinen Besuch!
Heidi
Übrigens: Mit * Sternchen versehene Buchempfehlungen sind Affiliate-Links. Mehr dazu in meinem Impressum.
Liebe Heidi,
deine Offenheit und dein lockerer und ermutigender Schreibstil sprechen mich total an.
Mehr davon ;-)!
Weiterhin viel Spass beim schreiben,
lg
Tassilo
Vielen lieben Dank, Tassilo 🙂 Das Kompliment gebe ich gern zurück, und ich denke, dass wir in Zukunft viel miteinander zu tun haben werden!
Ich freue mich schon darauf!
Herzliche Grüße und noch einen schönen Tag wünscht
Heidi