An alle Trennungsfrischlinge mit Kind:

Denn das ist jetzt wirklich wichtig.

Egal, ob Ihr euch im Streit trennt oder einfach nur die Luft raus ist – irgendwie müsst Ihr noch eine Menge besprechen: Der ganze Möbelkram muss auseinanderdividiert und Organisationsdinge geklärt werden, vielleicht müsst Ihr auch beide noch gemeinsam auf die Bank oder zum Notar. Wenn Ihr verheiratet seid, müsst Ihr dazu noch zum Scheidungsanwalt, logo.

Das ist alles sehr, sehr kräftezehrend und nervenraubend, ich weiß. Und bestimmt sehr unangenehm.

Ich möchte dir trotzdem eine zusätzliche Aufgabe aufs Auge und aufs Herz drücken: Die Elternvereinbarung.

„Wie“, magst du jetzt denken „noch etwas, was ich mit dem Anwalt durchkauen muss?“

Nein, das, was ich meine, ist nicht so formell, wie du dir das vorstellst. Ganz im Gegenteil, eine solche Vereinbarung kann auch völlig ohne Anwalt getroffen werden. Ich meine vielmehr ein schriftliches Versprechen, das Ihr euch zu Beginn eurer getrennten Zeit macht. Ihr haltet darin fest, was Ihr jetzt vereinbart.

„Aber ist das dann rechtssicher?“

Ehrlich: das weiß ich auch nicht. Natürlich kannst du eine solche Vereinbarung immer mit einem Anwalt durchgehen. Und wahrscheinlich wird das dann auch niegelnagelsicher sein (bis vielleicht auf eine Öse, der Anwalt ist ja schließlich auch nur ein Mensch…).

Für mich ist ein solcher, offizieller Weg über Anwalt oder Notar – gerade in Partnerschaftsfragen – ziemlich heikel. Kommt rüber wie eine Keule. „Du musst…“ „Ich fordere…“ „Das steht mir zu…“

Eh‘ du dich versiehst, bist du in eine hässliche Spirale hineingerannt und findest nicht mehr heraus.

Natürlich kann es gut möglich sein, dass dein/e Ex richtig schlimm ist, und du mit ihm/ihr nur über deinen Anwalt kommunizieren kannst. Aber wenn Ihr noch irgendwie miteinander reden könnt, gehe den direkten, einfachen Weg. Aus Respekt vor der gemeinsam verbrachten Zeit, als Ihr euch noch geliebt und voller Vertrauen Kinder in die Welt gesetzt habt.

[pullquote align=”normal”]Ein Elternkrieg ist ein Nullsummenspiel – es wird keinen Gewinner geben! Es gibt nur Verlierer, und der größte Verlierer wird dein Kind sein. Das musst du unter allen Umständen verhindern! [/pullquote]

Auch Grübeln und Sich-Sorgen-machen-was-eventuell-alles-passieren-kann hilft nicht wirklich weiter.

Kurzum: Eine Elternvereinbarung fasst ein Versprechen, das Ihr euch in Bezug auf euer Kind gebt, schriftlich zusammen.

So habe ich das damals jedenfalls gemacht. Ich habe alles reingepackt in unsere Vereinbarung, was mir wichtig war.

⇒ Klar ist das nicht juristisch-formal korrekt. Aber selbst eine mit dem Anwalt ausgehandelte Vereinbarung könnte später wegen eines Formfehlers ebenfalls obsolet werden. Gibt es eine 100% Sicherheit im Leben? Die Antwort kannst du dir jetzt denken…

⇒ Klar wird das nicht verhindern, dass Ihr euch später wegen den Kindern in die Haare bekommt.

⇒ Das ist auch kein Freifahrtschein in eine krisenlose Zukunft. Die Krisen werden kommen und es wird wirklich schwierige Zeiten geben. Aber die werden auch wieder vorbei gehen – versprochen!

Trotz- und alledem: Ich würde es wieder tun. Es hat nämlich eine unglaubliche Kraft, wenn man das unterschriebene Blatt bei Stress mit dem oder der Ex hervorholen kann und sagen kann: „Schau mal – das haben wir uns kurz vor oder nach der Trennung versprochen – jetzt schau uns an! Was tun wir hier?“

Auch die Tatsache, dass man sich gegenseitig einen Vertrauensvorschuss gibt, trägt eher dazu bei, die emotionalen Wogen zu glätten. Das war mir immer am allerwichtigsten.

Wenn du nicht weißt, wie eine solche Elternvereinbarung aussehen könnte, biete ich dir hier meinen Text als beispielhafte Vorlage an. Ich habe ihn so umgestaltet, dass du die Elternvereinbarung gleich ausdrucken, ausfüllen und unterschreiben kannst. Falls du mehrere Kinder hast, würde ich für jedes Kind eine Einzelvereinbarung treffen. Schreib mir einfach eine kurze Email (info@midlife-boom.de), ich schicke sie dir gern unverbindlich zu.

Folgendes solltest du dabei beachten, wenn du meine Vorlage verwendest:

  1. Du wirst es sicherlich bemerken, aber ich muss es hier und jetzt betonen: Ich bin keine Juristin! Du verwendest die Vorlage auf eigene Verantwortung. Wenn sie dir nicht gefällt, formuliere sie um, streiche durch oder – verwende sie einfach nicht 😉
  2. Nicht erschrecken: Ich habe dennoch eine relativ formelle Sprache gewählt, und zwar ganz bewusst. Der Sprachstil soll ausdrücken: Wir meinen es wirklich ernst!
    Übrigens: Der Text ist zu 100% aus meiner eigenen Feder, da ist nichts hineinkopiert worden, großes Indianer-Ehrenwort!
  3. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man sich vertun kann, wenn man die Düsseldorfer Tabelle eigenhändig interpretiert und einen Wert ausliest. Wenn du auf Heller und Pfennig genau sein willst – frage deinen Anwalt. Wenn du Fünfe gerade sein lassen kannst, um die emotionale Situation zu entschärfen: Schaut euch die Tabelle an und findet eine Summe, mit der Ihr euch beide wohl fühlt.

Erlaube mir bitte noch eine Bemerkung:

Nein, eine solche Elternvereinbarung soll nicht die eigenen Schäflein ins Trockene bringen und dem anderen auf Dauer eins auswischen! Es basiert auf einer ganz bestimmten Grundhaltung: Wir sind zwar kein Paar mehr, aber wir müssen für das Kind miteinander auf einer neuen Ebene umgehen lernen. Eine solche positive, wohlmeinende Elternvereinbarung ist quasi das Fundament eurer neuen Beziehung als getrenntes Paar. Euer Kind wird euch später einmal sehr dankbar dafür sein, davon bin ich überzeugt.

Ach ja, noch eine Sache:

Warte nicht zu lange mit einer solchen Vereinbarung! Ihr bekommt noch früh genug Stress miteinander, da ist es gut, wenn Ihr euch schon vor dem Sturm auf das Wesentliche geeinigt habt.

Und eine allerletzte Schlussbemerkung:

Der Hauptgrund, weshalb ich die Vereinbarung überhaupt geschrieben habe, war dieser Kernsatz, den ich auch in Stein gemeißelt hätte und für mich der Schlüssel einer guten Trennung ist:

Unser Kind darf sich auf den anderen Elternteil freuen.

Ihr schafft das schon! Ich drücke euch beiden die Daumen!

Lass mich bitte wissen wie du darüber denkst. Ich freue mich über deinen Kommentar!

Heidi