Wie du dich langsam wieder auf dich konzentrierst wenn der narzisstische Ex deinen Alltag dominiert
Der Alltag könnte so viel schöner sein, wenn es da nicht einen toxischen Ex-Partner gäbe! Da gibt es gleich morgens eine Textnachricht von ihm, dass er am Wochenende die Kinder nicht nehmen kann (oder sie doch abholen wird, obwohl es dein Wochenende mit ihnen ist), oder er macht irgendwelche Vorwürfe.
Vielleicht rufst du ihn auch an, weil es einen wichtigen Vorfall in der Schule gab, und du das im Rahmen des gemeinsamen Sorgerechts mit ihm klären musst. Nicht, weil du es willst – sondern weil du dir denkst, dass du noch mehr Ärger bekommst, wenn du es nicht tust. Und bereust es keine 2 Minuten später, denn er nutzt den Anruf, um gleich auf andere Themen zu kommen und dir mal ordentlich die Meinung zu sagen.
Es gibt auch den einen oder anderen toxischen Vater, der die fixe Idee hat, dass das Kind krank ist, und verlangt, dass du alles stehen und liegen lässt um mit dem Kind zum Arzt zu gehen. Du gehst daraufhin tatsächlich zum Arzt, nur um dir offiziell sagen zu lassen, dass das Kind nix hat. Der Ex geht daraufhin ohne dich zu fragen zu einem anderen Arzt mit dem Kind, den er irgendwie bequatscht, damit er irgendwelche Mittelchen bekommt. Und dir dann mit hochanklagender Stimme sagt, dass er recht hatte.
Vielleicht hat dein Kind Probleme in der Schule oder zeigt andere Auffälligkeiten, die er dir vorwirft. Klar – mit dieser Mutter mussdas Kind doch so einen Schaden entwickeln!
Mal von den richtig wichtigen Entscheidungen ganz abgesehen, die dann für richtiges Bauchgrummeln sorgen, wie z.B. welche Kita- oder Schule, oder die Einigung auf bestimmte medizinische Operationen, die der Arzt für notwendig ansieht.
Und dann die ganzen „Kleinigkeiten“, wie Anziehsachen, die nicht wieder zurückgegeben werden nach dem Wechsel, oder Spielzeug, das interessanterweise immer beim Ex kaputtgeht oder nicht mit dem Kind mitwandern darf.
Gemeinsame Elterngespräche und Elternabende und Schulfeste sind zusätzliche Hürden, die die Mütter nehmen müssen und sich immer wieder einer Begegnung mit dem toxischen Ex stellen müssen.
Die Ferienabstimmung steht prinzipiell auf wackeligen Füßen. Bis wenige Stunden vor der Übergabe kann es sein, dass ihm noch etwas anderes einfällt.
Bis hierhin sitzen wir Mütter alle in einem Boot.
Der Alltag im Wechselmodell
Diejenigen aber, die das Wechselmodell mit einem toxischen Ex-Partnerleben müssen, machen noch einmal einen ganz anderen Faden mit.
Da muss fast jeden Tag etwas miteinander besprochen werden. Je häufiger der Wechsel, desto schlimmer. Die Termine in der Schule, die die Mutter im Residenzmodell noch einigermaßen im Griff hat, versinken im Wechselmodell hingegen im Chaos oder fordern ganz besonders die Organisations- und Konzentrationsfähigkeiten aller Beteiligten.
Die Kinder vergessen ständig das ein oder andere in der jeweils anderen Wohnung. Ihnen kann man keinen Vorwurf machen – sie sind Kinder! Dadurch fallen sie in der Schule auf und werden häufiger ermahnt, was für die Kinder zusätzlich sehr belastend werden kann.
Wenn der Ex im Wechselmodell mauert und seinerseits keine Informationen an die Mutter weiterleitet, gibt es kaum eine Möglichkeit der Beschwerde.
Dann geht es halt wieder in eine Endlos-Beratungsschleife zum Jugendamt, Erziehungsberatungsstellen und Mediationen. Um sich mit einem Mann zu einigen, der keine Einigung will. Der überhaupt kein Interesse daran hat, dass es allen Konfliktparteien gut geht. Und der überhaupt nicht einsieht oder gar verstehen kann, dass es nicht um ihn geht sondern um die Kinder.
Keine von uns Müttern mit einem toxischen Ex wünscht sich das Wechselmodell. Keine!
Der interessierten außenstehenden Leserin sei versichert: In all solchen Fällen wird das Wechselmodell gegen den Willen der Mutter per Gericht verordnet. Oft gleich verbunden mit einer Erpressung: Entweder sie stimmt dem Wechselmodell zu oder sie verliert das Aufenthaltsbestimmungsrecht über die Kinder.
Das Wechselmodell ist hingegen für einen toxischen Ex mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung der Super-Jackpot. Dingdong! Keinen Kindesunterhalt für die Ex, die Kinder sind bei ihm und damit das Ansehen als treusorgender Vater nach außen hin gewahrt, und als Sahnehäubchen oben drauf eine narzisstische Energieversorgung durch die Mutter im täglichen Dauerbetrieb.
Herz, was begehrst du mehr?
Die Kinder haben dabei das Nachsehen. Und wir Mütter sind am Verzweifeln, dass wir nichts an der Situation für sie verändern können. Wir sind durch die unzähligen Gerichtsprozesse schon sehr mürbe und dünnhäutig.
Allein die Vorstellung wegen irgendwelcher Klamotten, die neu zum Schuljahresanfang angeschafft werden sollen, wieder mit dem Ex diskutieren zu müssen, wer was besorgt, sorgt für schlaflose Nächte.
Jedes Mal wird die Frau gezwungen, sich mit einem Mann abstimmen zu müssen, der sie allein durch seine Präsenz immer wieder daran erinnert, was sie mit ihm in der Beziehung und vor Gericht erlebt hat.
Den emotionalen Missbrauch. Die Lügen. Die Drohungen. Die Manipulationen.
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Was kannst du tun, um dich zu stabilisieren?
Falls du es noch nicht getan hast: Stelle ganz klare Kommunikationsgrenzenfür dich auf.
Keine Textnachrichten mehr. Keine schnelle Kommunikation über Whatsapp!
Separates Email-Postfach nur für den Austausch an Informationen zwischen dir und dem Ex. Keine Telefonate mehr.
Auch möglichst keine direkten Übergaben, wenn es irgendwie machbar ist und die Kinder schon zur Schule gehen. Die Übergabe erfolgt dann über die Schule.
Gib ihm keine Gelegenheiten, dich in persönlichen Gesprächen anzugreifen.
Wenn das Amt oder das Gericht dich zu einer Mediationnötigt, dann verlange eine Shuffle-Mediation. Das ist eine Spezialform, in der beide getrennt angehört werden und ein Dritter vermittelt.
Ich persönlich halte von Mediationen mit einem toxischen Exnicht viel, da er Vereinbarungen aus Mediationen nicht einhalten wird.
Einfach, weil er es kann.
Aber wenn du schon dazu gezwungen wirst, in eine Mediation zu gehen, dann wenigstens zu Bedingungen, die dir zumindest einen Schutz bieten.
Und dein bester Schutz vor dem toxischen Ex lautet nun mal: „No Contact.“ Halt so gut es eben geht in deiner Situation.
Die Gretchenfrage, die du dir stellen solltest, wenn du denkst, die Decke hochgehen zu müssen und ihm eine Email schreiben willst:
Was passiert mit den Kindern, wenn ich jetzt in dieser Sache nicht reagiere? Wie schlimm wäre es für sie?
Wäge immer gut ab. Es geht nicht mehr um Gerechtigkeit. Das weißt du schon, oder?
Es geht auch nicht darum, von ihm irgendein Verständnis oder Kooperation zu erwarten. Du wirst es nicht bekommen. Das weißt du auch, oder?
Wenn es zu absolut unerträglichen Situationen kommt, nimm dir ein Journal her und fange an zu schreiben. Ich nenne diese Methodik neuerdings „Souldumping“ – du schreibst alles in einer vorgegebenen Zeit herunter, was dir gerade auf der Seele brennt, damit du mit ihr in Verbindung trittst und nicht alles immer mit dem Kopf entscheidest.
Im Wechselmodell bekommst du keinen Unterhalt. Sieh zu, dass du dich so weit wie möglich von finanziellen Abhängigkeiten freischwimmst. Schaff dir einen großen Vorrat an Second-Hand-Klamotten für die Kinder an, damit du nicht in die Situation kommst, abends noch zum Ex fahren zu müssen, weil die Kids die einzigen passenden Hosen bei ihm vergessen haben.
Gerade wenn du in einem finanziellen Engpass steckst, musst du dich unbedingt auf dich und deinen Job und deine Karriere konzentrieren. Da liegt der goldene Ausweg aus der Misere: Finanzielle Stabilität, damit du irgendwann mal einen guten Anwalt bezahlen kannst, der dir hilft, das Wechselmodell gerichtlich zu beenden. Oder der dich vor den Lügen, die dein toxischer Ex über dich erzählt, beschützt.
Wenn du schon alles unternommen hast, was in deiner Macht steht, um deine Kinder zu schützen und ihnen eine schönere Kindheit zu verschaffen, und alle diese Anstrengungen werden von der Gesellschaft und vom Staat ignoriert, dann lass dir eins sagen: Mehr kannst du nicht tun. Lass jetzt los und konzentriere dich auf dich.
Achte auf deine Energie. Lass sie nicht mehr vom Ex anzapfen, wann und wie er es will. Stärke dich selbst mit positiven Menschen um dich herum.Lass dich von ihnen ermutigen, neue, auch ungewohnte Schritte in eine bessere Zukunft zu gehen.
Auch diese Zeit wird vorübergehen, meine Liebe.
Nur du entscheidest, mit welcher Haltung du sie überstehst.
Wie gehst du mit deinem toxischen Ex im Alltag um? Ich freue mich über deinen Kommentar weiter unten.
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Also, wir haben Wechselmodell Woche-Woche. Momentan ist Sommerferienumgang, erste Hälfte beim KV. Er versucht immermal wieder, mich bei den (gerichtlich festgelegten) Anrufen mit K zu drangsalieren. Ich rede nur noch im äußersten Notfall direkt mit ihm. Wegen Klamotten treffe ich ihn garantiert nicht. Auch von mir aus darf nicht alles mitwandern. K hat natürlich ein Mitbestimmungsrecht, aber ich sage ihm schon ab und an deutlich, dass ich es schade finde, wenn zB sämtliche neuen (von mir gekauften) Spielsachen dann beim Papa bleiben und er bei mir nichts mehr hat. Shuffle Mediation klingt wie ein schöner Traum. Gibts für mich eher nicht, ich werde den KV wohl bis zu Ks 18tem regelmäßig in der Elternberatung sehen. Ich bin inzwischen halt selber gut vernetzt, habe mir ein sehr fokussiertes, selbstsicheres Auftreten erarbeitet, wenn ich von KV getriggert bin, habe ich ein breit gefächertes Netzwerk an wechselnder Zuhörerschaft (weil eine Person allein das nicht ertragen würde). Ich will auch eine Psychotherapie machen, um mich noch besser abgrenzen zu lernen. Und bin jet, nach einem Jahr vergeblichem Gerichts- und Gutachtenstress, tatsächlich an dem Punkt, wo ich loslasse und mich auf mich konzentriere. Es klappt ganz gut.
Hey ! Schade, dass ich das erst jetzt lese. Shuffle Mediation!
Bei mir ist es so: 3 Kinder.Der älterste Sohn wurde vom Vater überredet 3 Wochen bei Papa zu leben. Die 2 jüngeren Schwester im Wechselmodell. Nun darf ich vollen Unterhalt für den Sohn zahlen, die Mädchen wurden gar nicht berücksichtigt. Die Mediationstermin, die vom Gericht verordnet wurden, sollten unsere Kommunikation verbessern. Hahaha! Nur Vorwürfe und Beleidigungen, Erniedrigungen. Ich brauche den Shit nicht! Und nach mehrfachen Gerichtsverhandlungen komplett den Glauben an Gerechtigkeit und Kindeswohl in dieser Gesellschaft verloren. Du hast Recht, Heidi! Das Leben geht weiter. Ich möchte nicht Jahre später mir Vorwürfe machen, dass ich die ganze Energie und Kraft für den Krieg mit dem Ex verbraucht habe. Die Kinder wachsen und werden hoffentlich eines Tages auch verstehen, dass der Vater einfach nur ein Blender ist! Liebe Grüsse und viel Kraft! Lasst Euch nicht verarschen, Wechselmodell ist ein Traum!
Danke für Deine Zeilen. Bei mir ist die Lage zwar umgekehrt – ich bin weg, die Kids beim Papa – doch kenne ich die vielen kleinen Fallen im Alltag nur zu gut. Von endlosen SMS-Attacken, Anrufen während der Arbeitszeit und immer neuen Themen und Forderungen, außerhalb der vereinbarten Mediations-Termine. Und dazu noch eine Portion moralischen Druck und schlechtes Gewissen für die Rabenmutter..
Nun steht die Forderung nach dem Wechselmodell im Raum, denn ich habe mich als Mutter ja bittesehr zur Hälfte um die Kinder zu kümmern. Nur finanziere ich als Vollzeit-Arbeitende den Großteils des Lebens im alten Haus und bin nicht ohne Grund in eine andere Stadt gezogen. Es war für mich der einzige Weg, mich irgendwie zu befreien…Die Kinder sind zwischen 14 und 17 und möchten am bisherigen Modell nichts ändern..Ein Wechselmodell kommt für sie nicht in Frage, ganz zu mir möchten sie allerdings auch nicht, da sie in ihrer Umgebung fest verwurzelt sind. Und ich bekomme innere Beklemmungen, wenn ich nur über dieses Modell nachdenke. Ich kann und möchte nicht zurück in die Nähe, ich beginne gerade erst, wieder mich und mein Leben zu finden..
Deine Zeilen haben mich darin bestärkt, mich nicht auf ein solches Modell einzulassen. Das würde nicht gutgehen.
Danke Dir und viele Grüße
Ich glaube, Du machst mit Deiner Einstellung alles richtig. Dein Ex merkt gerade, dass es richtig Arbeit ist, sich um zwei pubertierende Jugendliche zu kümmern und sucht gerade nach einem Ausweg. Objektiv gesehen hört es sich widersinnig an, bei der Entfernung ein Wechselmodell zu etablieren.
Ich denke auch gerichtlich würde in Deinem Sinne entschieden werden, da ja das Kindeswohl im Vordergrund steht und sowohl Deine Kinder als auch Du, das gleiche möchten. Kopf hoch!! Es wird alles gut
@Biggi
Deine Kinder können schon ihre Meinung sagen (ab 12 werden sie mehr erhört) vor Gericht usw.
Was wichtig ist, ist Selbstbewusstsein und Grenzen. Kurz, knapp und Faktisch mit ihm so wenig wie möglich kommunizieren.
Und auf keinen Fall, das Wechselmodell oder zurückziehen. Das Umziehen kann keiner Verlangen. und Wechselmodell mit mittlerer oder großer Entfernung ist nicht zumutbar.
Es hängt viel von dem Richter und Jugendamt ab. Die ersten Gerichtstermine waren schrecklich. Alles für den Vater. und ich habe Menschen kennengelernt, die trotz schlimmer Sachen die er gemacht hatte, immer noch kein Recht zugesprochen wurde. Wenn die wüssten, was sie eigentlich den Kindern damit antun und was dadurch groß gezogen wird (das Verhalten färbt ab und prägt den Charakter), würden sie das nicht machen.
Die Menschheit wird immer Empathie Loser.
Ich wünsche dir viel Kraft und Stärke.