3 wesentliche Fehler, die ich im ersten Trennungsjahr gemacht habe

Mein 1. Trennungsjahr war nicht lustig.
Zwar war ich zum einen unglaublich erleichtert darüber, dass ich den Auszug, den ich mir mindestens 1 Jahr zuvor bereits heftigst herbeisehnte, endlich geschafft hatte.
Ich hatte die neue Wohnung davor komplett neu eingerichtet und grell-bunt angestrichen. Zu meiner unerhörten Farbauswahl muss ich zu meiner Verteidigung sagen, dass ich es nach der desaströsen Beziehung wirklich nötig hatte, Farbe (Grün! Rot! Gelb!) in mein Leben zu holen.
So strich ich eine Wand in meinem Schlafzimmer in einem wirklich dunklen Tiefrot an (die Hoffnung stirbt zuletzt!), so dass irritierte Nachbarn, die aus ihrem Fenster die Wand sehen konnten, schon meinten, ich hätte ein eindeutig zweideutiges Gewerbe angemeldet… Mein Wohnzimmer strich ich in zwei Grüntönen (davon ist eine Wand mittlerweile maulbeerfarben) und das Kinderzimmer bekam leuchtend gelbe Akzentwände.
Mittlerweile habe ich mich daran schon wieder sattgesehen und würde das heute nicht mehr so machen.
Aber damals war das so wichtig für mich! Mein Ex hätte es nie zugelassen, dass ich in seinem Haus auch nur eine Kellerwand mit einem minimal anderen Farbton als Weiß gestrichen hätte, geschweige denn mit einem kräftigen Maulbeerrot.
Meine Intensivfarbwahl hatte also durchaus etwas mit meiner individuellen Emanzipation aus der fürchterlichen Beziehung zu tun. Mit meinen Bedürfnissen. Mit meinen Wünschen.
Ja, meine Farben waren ok. Wie ich auch selbst ok bin, so wie ich bin.
Aber selbst wenn ich mich heute nicht mehr so bunt austoben würde, zähle ich das noch nicht zu meinen wesentlichen Fehlern, die ich im 1. Trennungsjahr machte. Da gab es ganz andere…
Die echten Hürden nach dem Auszug
Nach dem Auszug war also ein riesiger Stein von meinen Schultern gefallen. Geschafft!
Oh, ich Ahnungslose! Dachte ich doch, das wäre das Ende (meiner Beziehung zum Ex) und zugleich mein eigener Neuanfang als Single Mami!
Weit gefehlt. Denn jetzt fing der Spaß erst richtig an.
Mein Fehler Nummer 1: Distanzlosigkeit zugelassen
Ich bin ein sehr harmoniesüchtiger Mensch. Die ständigen Streitereien mit dem Ex in der Beziehung hatten mich schon mehr als gestresst.
Ich tat zum Schluss alles, um Auseinandersetzungen komplett zu vermeiden. Ich erzählte nichts von meinen Erfolgen (nach meiner Rückkehr aus der Elternzeit), von meinen Träumen und von meinen Wünschen, weil all das seinen Unmut hervorrufen konnte.
Außerdem war ich voller Ideale und träumte von der nachpartnerschaftlichen Beziehung als reines Elternpaar. Schließlich hatte ich den Eindruck in den Monaten zuvor gewonnen, dass er mich nicht wirklich mochte, aber seinen Sohn dagegen stolz herumzeigte, für mich also der Inbegriff des glücklichen Vaters war.
Also bemühte ich mich sehr um einen emotional ruhigen Auszug ohne offenen Ärger, Krawall und bösen Auseinandersetzungen.
Selbstverständlich sprachen wir noch miteinander, und für die ersten Monate nach dem Auszug kam mein Ex zu uns in die Wohnung und konnte den Jungen zweimal unter der Woche besuchen.
Und so kam es, dass eine gesunde Distanz nicht aufgebaut werden konnte. Das ging so lange “gut” bis zu dem Zeitpunkt, als mir der Ex launigerweise erzählte, wie lustig es mit der Next im Kreise bei seinen Freunden gewesen sei, die allerdings auch mal unsere gemeinsamen Freunde waren, die ich bei Feiern bewirtet und mit denen ich gelacht hatte.
Zwar wusste ich schon zu diesem Zeitpunkt, dass er eine neue Freundin hatte. Aber als er mir das dann so unverfänglich-nebenbei erzählte, versetzte es mir einen Stich.
Er erzählte es mir, als ob ich eine x-beliebige Kollegin von ihm wäre, eine lustige Anekdote halt. Dabei war ich mal seine Lebensgefährtin und Mutter seines Kindes, und deshalb war es ein Schlag ins Gesicht. Was erlaubte der sich?
Deshalb mein Tipp: Geh von Anfang an auf eine gesunde Distanz zum Vater deines Kindes. Lass es nicht zu, dass er dich zuplaudert mit augenscheinlichen Anekdötchen aus seinem Alltag.
Dazu gehören am Anfang auch keine Besuche in deiner neuen Wohnung. Eventuell trefft Ihr Euch halt im Park oder auf dem Spielplatz mit dem Kind, und du gehst in der Zeit, während er mit dem Kind spielt, in ein nettes Café und gönnst dir eine kleine Auszeit, wenn das Kind noch sehr klein ist.
Ihr braucht erst einmal Abstand, um Euch danach wieder auf einem neuen Level finden zu können.
Mit einem mutmaßlichen Narzissten heißt dieses neue Level sowieso eher „no contact!“ als „Freunde?“.
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Fehler Nummer 2: Mein Kind kommt an erster Stelle
Im 1. Trennungsjahr und danach war meine Wohnung immer picobello. Das Kind war adrett angezogen, hatte stets gute Schuhe und Qualitätsklamotten. Ich liebte es, meinem Sohn Bilderbücher zu kaufen und nachmittags nach der Tagesmutter mit ihm ausgiebig zu lesen und zu spielen. Er hatte in der Regel neue und pädagogisch wertvolle Spielsachen.
Es kam nur äußerst selten vor, dass ich ihm gebrauchte Sachen kaufte.
Ich selbst setzte mich hingegen an letzter Stelle.
Ich nahm mir im 1. Trennungsjahr keine Zeit für mich und meine Weiterentwicklung. Ich dachte noch nicht daran, wie meine Zukunft werden sollte, was mir wichtig war, wo ich hinwollte im Leben. Ich kaufte mir auch kaum neue Klamotten, und wenn, dann nur das erstbeste und nicht unbedingt etwas, in dem ich gut aussah.
Mein Selbstwert war nach wie vor im Keller.
Ich aß zuviel und hatte immer noch die Kilos nach der Schwangerschaft auf den Rippen.
Das Kind wurde zum Zentrum meiner Welt.
Nicht, dass wir uns falsch verstehen, meine Liebe: Natürlich sind – insbesondere Kleinkinder – unglaublich dominant, was die Tagesgestaltung als Mutter angeht. Vor allem, wenn wir noch arbeiten gehen, muss frau schauen, wie sie sich die Zeit für sich selbst hernimmt. Und natürlich brauchen unsere Wonneproppen unsere volle Aufmerksamkeit und spielen selbstverständlich die erste Geige in unserem Leben.
Trotzdem darf es nicht komplett auf unsere Kosten gehen, und du darfst die Verantwortung für dich selbst dabei nicht aus der Hand geben.
Mein Tipp daher für dich: Achte auf dich und darauf, dass du selbst nicht zu kurz kommst.
Gerade wenn der Ex vor der Tür steht, um das Kind abzuholen, ist das dein Startschuss: Nicht mit dem Putzen anzufangen, sondern mit der Pflege deiner Bedürfnisse.
Was brauchst du zum Glücklichsein? Was bringt dich weiter? Was wolltest du schon lange mal angehen? Hast du noch kinderlose Freundinnen? Triff dich mit denen, sprich übers Frausein, lass dich ermutigen und bestärken.
Nutz die kindlosen Stunden als Tankstelle für deine Kraft als Frau, Freundin, Mensch.
Bist du schon Mitglied in meinem Club der mutigen Mütter?
Sei Teil einer exklusiven Gemeinschaft und lerne, die Wellen souverän zu nehmen, die der Ex immer wieder aufwirft.
Mein Fehler Nummer 3: Mangelhaftes Geld-Management
Dies hängt auch sehr mit dem zweiten Fehler zusammen: Adrett gekleidetes und bestens mit Spielzeug ausgestattetes Kind.
Diese Anspruchshaltung ging nämlich ganz schön ins Geld.
Zwei Jahre nach dem Auszug hatte ich dann den Salat: Schulden!
Ich hatte damals innerhalb meiner Elternzeit 25 Stunden in der Woche gearbeitet und verdiente dafür nicht schlecht, aber ich musste mich mit Kind schon zweimal mehr umschauen. Da ist ein teures Wohnpflaster wie München eine eigene Marke, ganz davon zu schweigen, dass ein Kleinkind wirklich sehr teuer ist. Man braucht einfach unglaublich viel Zeug im raschen Wechsel, vom Autositz über Klamotten, Schuhe bis hin zur Kleinkindbetreuung, die erst im Kindergarten günstiger wird.
Ja, ich geb’s zu, das war ganz schön naiv. Zu diesem Zeitpunkt steckte ich noch den Kopf tief in den Sand, getreu dem Motto „Wird schon alles gut gehen!“.
Pustekuchen. Fast 9000 Euro Schulden hatten sich innerhalb von zwei Jahren angehäuft. Und es dauerte nochmal knappe zwei Jahre, bis ich die wieder abgebaut hatte.
Dazu brauchte es nur eins: Die Eier, sich einmal hinzusetzen, Bilanz zu ziehen und einen konsequenten Haushaltsplan einzuführen. Hier kannst du nachlesen, wie ich das gemacht habe.
Das wäre auch mein Tipp für dich, wenn du dich im 1. Trennungsjahr befindest: Halte bitte von Anfang an deine Ausgaben im Blick und ja, selbst wenn du es noch nie zuvor gemacht hast, lege dir ein Haushaltsbuch an (sei es über Excel oder über eine App, ganz egal, Hauptsache, du machst irgendwas!).
1. Trennungsjahr – und weiter?
Mein 1. Trennungsjahr ist sicherlich nicht repräsentativ für alle anderen Single Mütter.
Viele haben von Anfang an Stress mit dem Ex. Bei mir waren die oben genannten Fehler die größten, die ich besser hätte vermeiden sollen, hätte mir das früher mal jemand nur gesagt!
Mein richtiger Stress mit dem Ex fing interessanterweise erst im 2. Jahr nach der Trennung an und dauerte 2-3 Jahre.
In diesen Jahren wurde es wesentlich wichtiger – neben dem Geldsparen und dem Fokus auf mich und meine Bedürfnisse – dass ich mich immer mehr in Gelassenheit übte.
Heute behaupte ich, dass Gelassenheit das Kernthema schlechthin nach der Trennung ist. Insbesondere nach der Trennung mit einem mutmaßlichen Narzissten.
Dazu gehört, sich davon emotional zu distanzieren, was der Ex mit dem Kind anstellt, dir ins Gesicht sagt oder in die Email schreibt. Und entsprechend gar nicht oder zumindest äußerst souverän zu reagieren.
Was sind derzeit deine drei größten Hürden im 1. Trennungsjahr? Empfindest du es genauso oder siehst du dich mit ganz anderen Problemen konfrontiert? Lass es mich und die anderen Leserinnen in den Kommentaren wissen.
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Hallo Heidi,
mein erstes Trennungsjahr ist nun zur Hälfte rum. Die Baustelle “Geld” ist bei mir nicht relevant, dafür aber die Frage “Distanz” und “Eigenfürsorge”.
Und das ganz große Thema ist definitiv “Gelassenheit”!
In meinem Leben spielen noch immer Selbstzweifel eine große Rolle, dazu kommt eine -durch die Beziehung entwickelte – Übersensibilität und Verletztheit. All das führt mich in der Auseinandersetzung mit meinem Ex gerade oft an die Grenze meiner Kraft und Geduld.
Die Lösung liegt in der Distanz (soweit bei vier Kindern im Wechselmodell möglich) und vor allem in der Gelassenheit, bezogen auf den Ex, die Kinder und auch mich selbst (und meine eigenen Ansprüche an mich und die Welt).
Deine Blogeinträge helfen mir sehr!
Viele Grüße
Chrissie
Ich persönlich finde, Punkt 2 und 3 haben eigentlich nur mit dem Mutter-sein zu tun und nur deren Auswirkungen kommen zwangsläufig mit der Trennungssituation in Berührung. Sich vernachlässigen und viel Geld für Kinderkleidung ausgeben kann ich mit Partner oder ohne genauso gut.
Ich finde das Thema “Vernachlässigen” auch eher strittig. Bin ich gut beraten, mich zwanghaft als „Frau“ zu definieren, wenn ich grad ein Kind bekommen hab? Muss ich mich gleich unweiblich fühlen, weil ich nicht schick aussehe? Breche ich mir wirklich einen Zacken aus der Prinzessin-Krone, wenn ich von vielleicht 80 Lebensjahren 1-2 nicht stylish rumlaufe, sondern mich um ei e der wichtigsten Sachen auf der Welt kümmere? Und fühle ich mich noch verstanden von meinen kinderlosen Freundinnen, die meine neuen Nöte als Mutter Null & Nada nachvollziehen können? Vielleicht sollte man einfach mal das lediges Weibchen-Ideal weg stecken und akzeptieren, dass Mutter-sein eben heißt, auch mal tagelang nur gammelig auszusehen. So what? Blöder Spruch, aber wahr: sie werden so schnell groß – da darf „Frau sein müssen“ gern mal 2-3 Jahre Pause haben.
Liebe Nira,
ich verstehe deinen Punkt, und genau so habe ich es damals auch gesehen. Aber im Zusammenhang mit einem toxischen Ex-Partner wird uns zu viel Kraft und Energie abgezogen, deshalb ja die Retrospektive, welche Fehler ich rückblickend damals gemacht habe! Wenn wir uns 2-3 Jahre gehen lassen und nicht die Selbstfürsorge wichtig nehmen, dann sind wir den Launen des Ex ziemlich ausgeliefert. Wir müssen von Anfang an aufmerksam bleiben und mit unseren Energien und unserem Geld achtsam umgehen. Wenn ich in meiner weiblichen Kraft bleibe, dann kann ich auch eine starke mentale Barriere aufbauen.
Liebe Grüße
Heidi
Nun wollte ich den gelassenheitskurs klicken aber kein link. Schade
Ja, liebe Romina, den Link habe ich herausgenommen, da ich im Zuge der DSGVO-Umstellung meine Freebies komplett eingestellt habe. Ich lade dich aber herzlich in die Starke Mütter Gruppe auf Facebook ein, dort arbeiten wir täglich an der Gelassenheit…
Liebe Grüße
Heidi
Danke Heidi 🙂 finde mich gut wieder in Deinem Beitrag – auch ohne Kind. Es tut gut zu wissen, dass es doch auch vielen anderen ähnlich geht. Um den ersten Fehler mal zu checken – also Distanz ist gut – hab ich jetzt über ein Jahr gebraucht 🙂 aber es wird – Schritt für Schritt. Schön, dass es Menschen wie Dich gibt die einem Mut machen!
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar, Sabine 🙂