Wie du dein Kind schützen kannst

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Irgendwann einmal, wenn du innehältst und realisierst, aus welcher Beziehung du gerade entkommen bist, kommt unweigerlich die Sorge hoch:

Das war für mich als erwachsene Frau schon so schlimm – wie soll das mein Kind überhaupt packen können?

Wenn ich mich noch daran erinnere, was ich mir für einen Kopf gemacht hatte, als ich mein Baby in den Händen hielt – so klein, so zerbrechlich! Wie ich bang beobachtete, wie es seine ersten Schritte machte und immer wieder umkippte. Wie damals schon die erfahrenen Eltern meinten: „Lass los, nur so lernt es das Gehen!“

Die körperliche Unversehrtheit stand am Anfang ganz im Zentrum meines Denkens. Klar hatte ich damals schon die emotionale Bindung im Blick. Aber die Gefahr eines Unfalls bewertete ich eindeutig größer.

Das hat sich in den letzten Jahren bei mir grundlegend gewandelt.

Klar ist mein Sohn nun nicht mehr im gefährlichen Krabbelalter und körperlich wesentlich geschickter geworden.

Theoretisch könnte er aber immer noch unkonzentriert auf die Straße laufen oder mit dem Fahrrad stürzen oder oder oder.

Ich habe festgestellt, dass sich mittlerweile meine Ängste um mein Kind in einer Sache wesentlich von denen der Mütter unterscheiden, die in intakten Familien leben:

Ich bewerte die langfristigen Schäden vor emotionalen Verletzungen wesentlich höher als körperliche.

Ein gebrochenes Bein wird sofort versorgt. Schiene oder Gips, und nach ein paar Wochen ist es wieder heil. Klar tut es weh (und wer will schon sein Kind vor Schmerz weinen sehen??), aber auch das vergeht.

Es wird sofort gesehen, und alle Beteiligten bemühen sich, das Kind schnellstmöglich zu versorgen, damit der Schmerz weggeht.

Ich beobachte andere Mütter, die sofort nervös aufspringen und ihre Kinder stets im Blick haben, weil jeden Moment etwas passieren könnte – nur weil diese auf dem Spielplatz auf der anderen Straßenseite spielen.

Oder Mütter, die ihre großen Grundschulkinder jeden Tag noch zur Schule fahren, obwohl der Weg zu Fuß lediglich 10 Minuten dauern würde, aber dazwischen eine Hauptstraße liegt.

Nein, eine Glucke bin ich wohl in dieser Beziehung nicht.

Ich rechne einfach nicht mit einem Unfall. Punkt.

Ich ermuntere meinen Sohn immer, mit Fahrrad oder Board oder Roller durchs Viertel zu ziehen – und er darf definitiv auch auf die andere Seite der Hauptstraße, um dort nach Freunden Ausschau zu halten.

Meistens hat er noch nicht einmal sein Handy dabei, und auch wenn er ein paar Minuten zu spät ist, mache ich mir noch keine Sorgen.

Was mich dagegen wirklich besorgt, ist sein in sich gekehrtes Gesicht, wenn er vom Umgang zurückkehrt.

Wenn er erzählt, dass sein Vater mit 200 Sachen den Rettungswagen im Einsatz auf der Autobahn überholt.

Wenn er mir erzählt, dass sein Vater kein gutes Haar an mir lässt und einfach alles falsch ist, was ich tu.

Dass er vor Sehnsucht nach seinem Vater bitterlich am Frühstückstisch weint, weil dieser seinen Weihnachtsurlaub kurzerhand von zwei Wochen auf fünf Wochen ausgedehnt hat.

Wenn mein Sohn überhaupt nicht danach gefragt wird, was er sich zum Geburtstag wünscht, wie er das Wochenende verbringen will, wie er seine Haare haben möchte – sondern dass das alles von seinem Vater und dessen Mutter bestimmt wird.

Und ganz besonders blutet mir das Herz, wenn mein Sohn ganz still und in sich gekehrt und die kindliche Fröhlichkeit verschwunden ist.

Nein – meine wirklich größte Sorge gilt der emotionalen Befindlichkeit meines Kindes. Da werde ich zur Superglucke.

Bei manchen Dingen musste ich loslassen lernen. Vor allem bei den Vorfällen, die ich als psychischen Missbrauch betrachte, die aber geschehen sind und nach denen kein Hahn kräht.

Die bitterste Pille, die ich zu schlucken hatte, war zu erkennen, dass ich nicht alles verhindern kann, was nun mal der andere Elternteil in seiner Umgangszeit verantworten muss.

Dass ich mich darauf konzentrieren muss, was ich selbst tun kann. Und manche Dinge aus einem anderen Blickwinkel heraus zu betrachten.

Es gibt noch ganz wenig Fachliteratur, die uns Müttern in unserer Situation hilft, wenn die Gesellschaft, die Gerichte und das staatliche Helfersystem das Co-Parenting selbst mit einem krankhaft narzisstisch veranlagten Elternteil verlangt. Sofern du gute Tipps hast, dann freue ich mich über deinen Kommentar unter diesem Artikel.

Die Frage, die mich umtreibt: Es gab immer schon Kinder, die schwierige Kindheiten überstehen mussten. Aus manchen werden trotz alledem starke, stabile Erwachsene.

Wie ist das möglich?

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Was sind die wesentlichen Faktoren, die entscheiden, ob Kinder an schwierigen Bedingungen zerbrechen oder sogar stärker daraus hervorgehen als Gleichaltrige aus wohlbehüteten Familien?

Wenn man die Biografien von Menschen liest, deren beide Elternteile narzisstische Persönlichkeitsstrukturen hatten, so stellt man schnell fest, dass das Kind in dem Fall kaum Halt finden konnte.

Wenn das Kind nur hört „Das bildest du dir ein!“ oder „Ach, das kann doch gar nicht stimmen!“ wenn es sich anvertraut, dann hat es keine andere Chance, als sich einzukapseln und die Sache mit sich selbst auszumachen.

Das Gefühl, dass es den Erwachsenen wurscht ist, ist glaube ich das Schlimmste, was man seinem Kind vermitteln kann.

Aber auch das andere Extrem – das Glucken rund um die körperliche und emotionale Verfassung – ist genauso schädlich, sofern es das Kind mitbekommt.

Was meine ich damit?

Also sofern ich sofort losstürze und um das Kind aufgeregt, fassungslos und geschockt herumwusele, wenn etwas passiert ist (sei es lediglich hingefallen oder es wurde ihm psychisch wehgetan), dann verstärke ich damit den Vorfall.

Denn das Kind bezieht seine eigene Bewertung des Geschehens aus der Reaktion der Erwachsenen, denen es vertraut.

Wenn es also merkt, dass du wegen einer Sache, die ihm widerfahren ist, absolut geschockt reagierst, dann weiß es „Öha! Das war jetzt also wirklich schlimm!“ Und wenn es dann auch noch mitbekommt, dass die Geschichte immer wieder im Bekannten- und Freundeskreis erzählt und diskutiert wird, womöglich noch ein „Oh, das arme Kind!“ von der besten Freundin kommt und deinem Kind voller Mitleid über den Kopf streichelt, dann ist das alles andere als hilfreich!

Dementsprechend liegt es an dir und mir als Mutter, ruhig und gefasst zu reagieren, während uns im Innern die Haare zu Berge stehen mögen und wir selbst erst einmal um unsere Fassung bemüht sind.

Keiner behauptet, dass das einfach ist.

Aber das kann man trainieren, wenn man sich der Wichtigkeit der richtigen Reaktion bewusst ist!

Ich habe aus diesem Grund einen Workshop „Kind im Fokus“ entwickelt, den ich im Rahmen meines DEXKADIMA-Programms abhalte. In knapp 2 Stunden gehe ich auf die einzelnen Sorgenblöcke näher ein, mit denen du dich mit einem narzisstischen Ex-Partner und Kindsvater konfrontiert siehst. Wenn du bei DEXKADIMA nicht mitmachen kannst oder möchtest, kannst du trotzdem unabhängig davon den Workshop buchen. Ich biete diesen ein- bis zweimal im Quartal an.

Abgesehen vom Workshop kannst du immer tätig werden, sobald du merkst, dass es deinem Kind emotional schlechter geht. Zögere nicht lang und suche in dem Fall einen guten Kindertherapeuten auf.

Ein neutraler Erwachsener mit Fachexpertise, der das Kind eine Zeitlang begleitet und hilft, bestimmte, schwierige Situationen richtig und altersgerecht einzuordnen, ist das beste Geschenk, das du deinem Kind für seine Reise ins Großwerden machen kannst.

Und vergiss bitte eins nicht: Du bist immer noch 50% der Eltern deines Kindes, selbst wenn dein Ex übermächtig erscheint! Wenn du dein Kind aus deiner empathischen Mitte heraus begleitest – ja, auch mit allen Fehlern, die dir selbst unterlaufen! – dann bekommt es wenigstens von einer Seite die liebevolle Führung, die es braucht, um ein reifer und psychisch gesunder Erwachsener werden zu können.

Wie denkst du darüber? Ich freue mich über deinen Kommentar weiter unten.

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