Warum du dich niemals auf ein Wechselmodell auf Probe einlassen solltest

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Viele der Mütter mit einem toxischen Ex-Partner, die mich irgendwann einmal finden, stellen fest, dass es ein großer Fehler war, sich gleich zu Beginn der Trennung auf ein Wechselmodell auf Probe eingelassen zu haben.

Das Wechselmodell auf Probe ist nämlich ein großer Betrug – an den Müttern und vor allem an den Kindern!

An dieser Stelle erinnere ich übrigens gerne daran, dass es sich hier bei mir um ein Blog für Mütter mit einem toxisch-narzisstischen Ex-Partner handelt.

Das heißt, dass ich ausschließlich Aspekte für betroffene Mütter diskutiere und dabei helfe, emotional und mental wieder auf die Füße und in die Klarheit zu kommen.

Ist dein Ex dagegen ein lieber, aufmerksamer, empathischer Mann, der dich immer noch mit Respekt und Wertschätzung behandelt und eurem Kind gegenüber ein hingebungsvoller Vater ist, dann brauchst du gar nicht erst weiter zu lesen.

Denn dann hast du auch nicht dieses Problem, über das ich mich gleich auslassen werde!

In allen Trennungen, in denen bei einem der Elternteile eine narzisstische Persönlichkeitsstörung vermutet werden darf, weil das Verhalten keine anderen Rückschlüsse zulässt – und das ist hier bei uns nun einmal der Kindsvater – ist das Wechselmodell auf Probe eine Entscheidung mit weitreichenden, äußerst belastenden Auswirkungen auf das Leben der Mutter UND der Kinder.

Bevor ich ausführe, warum du keinem Wechselmodell auf Probe zustimmen solltest, lass mich zuerst erzählen, wann ein Wechselmodell das optimale Umgangsmodell für ein Kind wäre:

 

Gründe für ein Wechselmodell

  1. Du und dein Ex könnt auch nach der Trennung gut miteinander kommunizieren. Er hat dich vor der Trennung immer gut behandelt und ist ein fairer Mann
  2. Er hat sich bereits seit Geburt des Kindes intensiv an der Carearbeit beteiligt. Er war und ist stets ein liebevoller, aufmerksamer, präsenter Vater. Es besteht daher eine hohe Bindung zum Kind.
  3. Ihr wohnt nah beieinander, und das Kind kann seine Freundschaften und Hobbys weiterhin pflegen.
  4. Das Kind ist über 10/12 Jahre alt (individueller Reifegrad!) und wünscht es sich selbst.
  5. Geschwisterkinder können zusammen wechseln und werden nicht getrennt.
  6. Beide Elternteile haben ein hohes Einkommen, um die erheblichen Mehrkosten für ein Wechselmodell wegstecken zu können.

 

Das Wechselmodell auf Probe ist Fake und Augenwischerei

Es klingt so schön nach einem Kompromiss – und dass man es wieder schnell beenden kann, wenn es nicht läuft.

Das stimmt aber nicht.

Gerade empathische Mütter, die alles andere als auf Krawall gebürstet sind und niemals freiwillig vor Gericht gehen wollen – und die eh schon von der Aggressivität ihres Ex eingeschüchtert sind und ihm seine sämtlichen Drohungen zutrauen – sind am Anfang zu unglaublich vielen Zugeständnissen bereit.

Hauptsache, die Trennung verläuft so friedlich wie möglich.

Sie wollen Frieden.

Sie wollen eine schöne, partnerschaftliche Trennung, die unter größter Behutsamkeit für die Kinder vollzogen und gelebt wird.

Sie wollen, dass der Vater für die Kinder weiterhin präsent bleibt, dass sie zu ihm gehen können und er auch ein Ansprechpartner bleibt für alle wichtigen Entscheidungen, die für die Kinder anstehen.

 

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Aber diese Idealvorstellung kollidiert einfach mit der Realität.

Denn auf der anderen Seite steht nun mal kein Vater, der das Beste will. Der sich Gedanken darüber macht, was das Kind denkt und in welchen Loyalitätskonflikt es kommen könnte.

Auf der anderen Seite der Elternbeziehung steht kein Mann, der der Mutter seiner Kinder ein schönes Leben wünscht – auch wenn es mit ihm selbst nicht geklappt hat.

 

Auf der anderen Seite steht dagegen viel mehr ein Mann, der nur ein Ziel hat:

So wenig Geld wie möglich für diese Frau zu bezahlen.

Auf der anderen Seite steht ein Mann, der sich niemals besiegen lässt. Der im leeren Haus sitzt und denkt, seine Ex hat alles, und er nix.

Der seinen Status in der Nachbarschaft, auf der Arbeit, vor seinem Chef oder seinen Kunden gerade verloren hat, denn jetzt ist es offensichtlich: Er hatte gar nicht diese ideale Familie, die er früher vorzeigte.

Gut möglich, dass dieser Mann von einer maßlosen Kontrollsucht angetrieben wird. Der genau wissen will, was seine Ex jetzt gerade macht, denkt, entscheidet, wen sie trifft und mit wem sie über ihn redet.

Er reagiert voller Hass und zeigt diesen unverhohlen in direkten Begegnungen mit seiner Ex. Nicht unbedingt, wenn Dritte daneben stehen – aber auch das kommt vor, je nachdem, wie gut er seine Maske beherrscht.

All das sind klassische Merkmale nach einer Trennung von einem Mann, der sehr wahrscheinlich eine narzisstische Persönlichkeitsstörung hat.

Und ein Mittel, um gleich mehrere seiner Bedürfnisse befriedigt zu bekommen, ist das Wechselmodell.

Denn Wechselmodell heißt:

 

1) Keinen oder einen sehr geringen Unterhalt zahlen zu müssen

Man beachte: Kindesunterhalt stellt der toxische Vater immer mit Unterhalt für die Frau gleich, obwohl es ja noch den Trennungsunterhalt gibt, der der Frau zusätzlich zur Verfügung stehen könnte).

Auch wenn man nicht pauschal behaupten kann, dass überhaupt kein Kindesunterhalt im paritätischen Wechselmodell bezahlt werden muss – je nachdem, wie frappierend die Gehaltsunterschiede zwischen den Eltern ausfallen – so ist die Berechnung recht kompliziert.

Dann ist z.B. auch die Beistandschaft des Jugendamts, die sich normalerweise um Unterhaltsfragen kümmert und das Eintreiben und regelmäßige Erinnern erledigt, schon mal außen vor.

Es müssen also spezialisierte Anwälte eingeschaltet werden, die das ausrechnen. (So jedenfalls mein aktueller Kenntnisstand – bitte kommentiere unter diesem Artikel, falls das nicht mehr stimmt).

Unterm Strich sind die Summen, die nach diesen aufwändigen Berechnungen und teuren Anwaltsstunden feststehen, eher lächerlich verglichen mit den Unterhaltsbeträgen der Düsseldorfer Tabelle, die den Residenzmodellkindern zustehen.

 

2) Er behält die Kontrolle

Das Wechselmodell im Alltag zu stemmen ist kein Zuckerschlecken mit einem toxisch-narzisstischen Elternteil auf der anderen Seite.

Alles, wirklich alles, muss besprochen und diskutiert werden. Es gibt unzählige „Berührungspunkte“ zwischen den hochkonflikthaften Parteien, und gerade eine traumatisierte, weil emotional misshandelte Frau sieht sich ständig erneut seinen giftigen Emails ausgesetzt, die sie beantworten muss.

Während es im Residenzmodell alle zwei Wochenenden bei kleinen Kindern zwei persönliche Übergaben gibt, kann es sein, dass sie jeden zweiten Tag die Tür öffnen und dem Ex gegenübersteht.

Sie kann einfach nicht zur Ruhe kommen. Ständig steht dieser Mann vor der Tür! Vor ihrer Tür zu ihrem Schutzraum, wohlgemerkt.

Gut möglich, dass sie ihn jetzt nach der Trennung sogar öfter sieht als vor der Trennung!

Er ist wirklich immer präsent. Er kriegt alles mit.

Klar wollen das alle Außenstehenden, dass der Kindsvater weiterhin ein integraler Bestandteil ist, auch wenn die Paarbeziehung beendet wurde. Das ist aber nur wünschenswert, wenn beide sich respektvoll und immer noch verständnisvoll in die Augen schauen können.

Alles andere ermöglicht dem früheren Täter, der in der Beziehung emotionalen oder gar physischen Missbrauch betrieben hat, weiterhin Missbrauch zu betreiben.

Das mentale Mittel der Wahl – die Grauer-Stein-Methode, die ich Müttern mit einem toxischen Ex-Partner empfehle – ist im Wechselmodell schwierig anzuwenden, denn ständig muss etwas abgeklärt werden: Sind die Hausaufgaben gemacht? Wo ist die Mütze? Hast du die Regenstiefel bei dir? Das Chemiebuch liegt noch hier, braucht das der Tim morgen nicht?

Klar, diese Fragen kommen im Residenzmodell auch hoch – müssen aber nicht sofort geklärt werden.

 

3) Ein Wechselmodell auf Probe schafft Fakten

Jetzt weißt du, warum das Wechselmodell mit einem toxisch-narzisstischen Ex-Partner kacke ist.

„Aber ein Wechselmodell auf Probe ist doch nicht final, das kann man doch wieder aufheben?“ magst du vielleicht jetzt denken.

Pustekuchen, Sweetheart. So einfach geht das nämlich nicht.

Das Stichwort heißt: Kontinuitätsprinzip.

Also angenommen, Ihr seid frisch getrennt, und dein Ex gibt sich auf einmal dir gegenüber auffallend freundlich, als es um die Frage geht, in welchem Rhythmus die Kinder zu ihm kommen sollen. Und er schlägt das Wechselmodell vor.

Du hast aber schon nix Gutes darüber gelesen und zögerst.

Und dann kommt: „Das muss ja nicht für immer sein – aber lass es uns probieren. Nach einem halben Jahr sind wir klüger, dann ändern wir das wieder.“

 

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Der gefährlichste Moment ever, Sweetheart!

Vor allem, wenn DU in der Zeit vor der Trennung die Hauptbezugsperson für eure Kinder gewesen bist!

Vor allem, wenn DU dich rund um die Uhr um die Betreuung der Kinder gekümmert hast.

Vor allem, wenn DU Teilzeit gearbeitet und für die Kinder deine Karriereambitionen zurückgestellt hast, damit er seine Selbstständigkeit oder seine Karriereleiter hochklettern konnte. Oder gar komplett zu Hause gewesen bist.

Gerade jetzt, zu diesem Zeitpunkt, gibt es eine Kontinuität für eure Kinder.

Nämlich DICH und den Alltagsrhythmus, so wie du ihn dir mit den Kindern mittlerweile erarbeitet hast. DU bist aktuell diejenige, die die Struktur vorlebt und den Kindern damit Halt und Orientierung im Alltag gibt.

Und DU bist diejenige, die mit ihrer Empathie und Einfühlungsvermögen den Kindern jetzt den Shift in die nacheheliche Trennungszeit erleichtern helfen wird, indem sie die Strukturen nur leicht anpassen muss (du wirst es jedenfalls schnell hinbekommen).

Und genau das ist jetzt das, was eine KONTINUITÄT für die Kinder darstellt!

Die Einführung des Wechselmodells ist nochmal eine ganz andere Nummer.

Da wird ALLES auf den Kopf gestellt.

Zumindest für die Kinder.

Sind die Kinder vom Alter sehr weit auseinander, kann das bedeuten, dass sie unterschiedlich wechseln müssten.

Von den Kindern wird schon eine verdammt große Anpassungsleistung nach der Trennung ihrer Eltern verlangt.

Was den Kindern mit der Einführung des Wechselmodells abverlangt wird, ist dagegen um ein Vielfaches größer.

Und du wirst es mitbekommen. Garantiert.

Und sie werden anfangen, dir zu sagen, dass sie lieber bei dir daheim sein wollen. Sie werden sich nach den alten, ruhigen Strukturen sehnen. Und am Anfang wirst du dich vielleicht noch verpflichtet fühlen, dich an die Vereinbarung mit dem Ex zu halten, und die Kinder vertrösten.

Kinder im Wechselmodell reagieren durchaus unterschiedlich. Die einen arrangieren sich irgendwann mal oder sie resignieren.

Ich habe in diesem Blogartikel schon einmal darüber geschrieben, wie ein Kind das Wechselmodell erleben kann.

Du stehst daneben und denkst nur: So würde ich nie selbst leben wollen.

Zumal es dir als Mutter das Herz bricht, dein Kind dabei zu beobachten, wie es aufgegeben hat. Oder welche Probleme in der Schule aufgetaucht sind, die früher nicht da waren.

Und du sagst deinem Ex, dass du das Wechselmodell wieder abstellen möchtest.

Weißt du, was dein Ex dann antworten wird? Ahnst du es?

„Nein. Geh doch vor Gericht, wenn du meinst.“

Und was wird der Richter sagen?

„Die Kinder sind jetzt daran gewöhnt. Hier gilt das Kontinuitätsprinzip. Wir belassen es dabei.“

Und somit wird das Wechselmodell dann beschlossen.

Klar kannst du danach gegen den Beschluss ankämpfen. Dann musst du das Aufenthaltsbestimmungsrecht beantragen, und es wird sehr wahrscheinlich ein Gutachten kommen mit allem Pipapo, unendlich viel toxischer Energie und einer Vielzahl von unkontrollierbaren dynamischen Faktoren.

Es gehen dann leicht Monate ins Land. Und Jahre.

Kostbare Jahre im Leben deines Kindes. 😔

 

Zusammengefasst

Ein Wechselmodell auf Probe existiert nicht.

Es ist ein Weg, die bestehende Kontinuität im Leben des Kindes aufzuheben und durch eine neue, unruhigere zu ersetzen, die danach nur schwer wieder aufzuheben ist.

Der Begriff wird gerne verwendet, um den Elternteil, der spürt, dass das nicht das Richtige für das Kind ist, in eine Scheinsicherheit zu wiegen.

Du musst tatsächlich von Anfang an dagegen vorgehen und darfst dich auch nicht in die Ecke drängen lassen!

Viele Mütter haben mir schon berichtet, dass sie von Richtern oder Richterinnen dazu gedrängt wurden, einem Wechselmodell auf Probe zuzustimmen. Hier braucht es einen harten und sehr fähigen Anwalt oder Anwältin, der oder die für dich in die Bresche springt und dich schützt.

Ich weiß, es spielen immer viele Faktoren eine Rolle – aber Harmoniesucht zum falschen Zeitpunkt ist nicht angebracht!

Das ist ja gerade das Perfide an der Situation: Man hat das Gefühl, man ist selbst die zänkische, unkooperative Partei, aber ein Wechselmodell auf Probe ist kein Kompromiss, den DU eingehst – sondern DEIN KIND muss den Kompromiss leben!

Hast du das Wechselmodell auf Probe dagegen mitgemacht und konntest du es wieder abstellen? Wie war das bei dir? Bitte hinterlasse hier unten deinen Kommentar, damit andere Mütter mit einem toxischen Ex davon lernen können. Danke dir!

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