Kämpfen oder loslassen?

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Egal, wo du dich gerade auf deiner Reise mit dem toxischen Ex befindest – irgendwann einmal stellt sich jeder Mutter die Frage, ob sie weiter kämpfen soll oder loslassen muss.

Ich möchte dir mit diesem Artikel eine Hilfe an die Hand geben, mit der du eine für dich stimmige Entscheidung treffen kannst, falls du aktuell sehr verunsichert bist.

Ganz prekär wird nämlich diese Frage, wenn die nächste gerichtliche Instanz ansteht, kein Geld mehr da ist und man schon keine Ahnung hat, wie man die letzte Rechnung vom Anwalt bezahlen soll. Ganz abgesehen vom eigenen Energiereservoir, welches bereits seit langem im fetten Minus liegt.

Welche Entscheidung ist die richtige?

Zuerst einmal möchte ich dir versichern, dass es deine Entscheidung ist. Und nicht die deiner Mutter, deines Anwalts, deiner Freundin, deines Lebensgefährten, der Müttergruppe auf Facebook, deiner Beraterin, deines Coaches oder gar des aktuellen Richters.

Und diese Entscheidung betrifft dich und dein Kind, um das es gerade geht. Hast du mehrere Kinder – egal ob sie alle von dem Verfahren betroffen wären oder nur eins davon – betrifft es auch sie.

Außenstehende machen sich oft keine Vorstellung davon, wie unglaublich anstrengend und belastend viele Jahre der gerichtlichen Auseinandersetzungen mit einem hochtoxischen Ex-Partner sind.

Jede fürchterliche, abstruse, diffamierende Lüge muss gelesen, emotional verarbeitet und beantwortet werden.

Immer wieder muss man sich rechtfertigen und Fremde davon überzeugen, dass man „die Gute“ ist und da hinten der Teufel sitzt. Sehen die das nicht selbst? Das ist doch so offensichtlich!

Immer wieder wird man bewertet, begutachtet, argwöhnisch beäugt: Bin ich eine „gute“ Mutter? Was bedeutet „gut“ überhaupt in diesem Zusammenhang? Darf ich keine Fehler mehr haben oder machen?

Dabei haben die Frauen oft nicht gerade das beste Selbstbewusstsein, geschweige denn einen gesunden Selbstwert – gerade dieser Mangel wurde ja in der narzisstischen Beziehung mit dem Ex bedient!

Sie zweifeln selbst immer wieder, ob sie eine „gute“ Mutter für ihr Kind sind, weil sie es neulich wieder so angeherrscht haben. Oder weil sie nicht wirklich gut kochen können (was ihnen vom Ex immer vorgeworfen wurde). Oder sie aktuell im Chaos daheim versinken, weil sie drei Jobs haben, um sich und ihr Kind ernähren zu können, weil der Ex keinen Unterhalt zahlt und beim Unterhaltsprozess eine Verzögerungsstrategie fährt.

Ich bewundere meine Kundinnen zutiefst, bei denen ich die Gerichtsreise miterleben durfte! Es sind Wahnsinns-Frauen, die eine unglaubliche Power entwickeln, auch wenn sie wirklich viel Angst haben und immer wieder dem Dämon Gerichtsprozess tapfer ins Auge blicken.

Auch wenn ich mit meinem Gerichtsvorbereitungsprogramm COURT ROYAL meine Kundinnen dabei unterstütze, souverän bei Gericht auftreten zu können, so sind die Dynamiken je nach Fall einfach unvorhersehbar, geschweige denn strategisch planbar.

In den nachfolgenden Abschnitten biete ich dir jedenfalls eine konkrete Bewertungshilfe an: Jeder Pluspunkt spräche fürs gerichtliche Kämpfen, ein Minuspunkt dagegen.

Dazu kommt am Ende dein Bauchgefühl.

Nimm am besten jetzt dein Journal her und beantworte die Fragen unten für dich.

 

Solltest du selbst einen Gerichtsprozess anstrengen?

Sofern du noch nie mit dem toxischen Ex vor Gericht warst, hängt es immer von deiner aktuellen Situation ab – und deinem Anwalt, den du in jedem Fall brauchst, egal, ob ein Prozess ansteht oder nicht.

  • Wie unerträglich ist die aktuelle Situation für dich im Moment, was den Umgang deines Kindes zum Kindsvater angeht? (+1)
  • Behält er das Kind immer wieder ohne Rücksprache ein? (+1)
  • Weigert er sich, Unterhalt für das Kind zu zahlen? (In dem Fall übergib diesen Aspekt besser gleich an die Beistandschaft des Jugendamts)
  • Weigert er sich, Trennungs- bzw. nachehelichen Unterhalt für dich zu zahlen? (-1)
  • Ist dein Kind noch sehr klein (Baby/Kiga)? (+1)
  • Hast du einen Verdacht auf sexuellen Kindesmissbrauch? (+5)
  • Hast du einen wirklich guten Anwalt, mit dem du dich wohlfühlst, und der nicht den Eindruck macht, jetzt den Ex ordentlich abziehen zu wollen?* (+1)

*Ein Anwalt, der sich extrem „engagiert“, den hochtoxischen Ex finanziell an die Wand zu drücken, weiß eventuell gar nicht, welchen Sorgerechts- und Umgangs-Tsunami er damit langfristig heraufbeschwört.

Ein Verfahren kostet immer Kraft – geht es im ersten Verfahren „nur“ um Geld, verpulverst du deine Energie gleich zu Beginn. Bei einem toxischen Ex-Partner brauchst du eine Langzeitstrategie. Du bist eine Marathonläuferin, keine 50-m-Sprinterin, die nach wenigen Minuten am Ziel ist.

Klar bestätigen Ausnahmen die Regel, vor allem, wenn es um hohe Sachwerte geht wie Eigentum und gemeinsame Unternehmen. Aber stell dich in jedem Fall darauf ein, dass du hier eher großzügiger sein solltest und das so auch mit deinem Anwalt besprichst – selbstverständlich nur im Gegenzug mit smarten, schriftlichen Vereinbarungen, gell, Sweetheart?

Wenn du die Umgänge ohne vorheriges Gerichtsverfahren aus guten Gründen – selbstverständlich erst nach Rücksprache mit deinem Anwalt – aussetzt, dann ist dein toxischer Ex am Zug.

Soll er doch seine Drohung wahrmachen und vor Gericht ziehen.

Du bist jedenfalls bereit.

Kleiner Einschub:

Alles zu tun, damit es nicht zum Gerichtsverfahren kommt – sprich dich erpressen zu lassen, das Wechselmodell auf Probe zuzulassen, alles zu unterschreiben, was dein Ex dir vorlegt, keinen eigenen Anwalt zu nehmen und weiterhin darauf zu hoffen, dass er das alles lässt, wenn du nur lieb und artig bist – ist übrigens KEINE Option.

Das funktioniert nämlich nicht.

Merke: Ein toxischer Ex ist kein normaler Gegner. Er ist unberechenbar, vor allem, wenn du einen gemeinen Mistkerl oder gar einen Teufel auf der anderen Seite hast. Daher kannst du heute seinen Forderungen nachkommen und glauben, dass alles ok ist und er jetzt endlich Ruhe gibt, nur um morgen doch das Schreiben vom Gericht im Briefkasten zu haben.

Wenn er also das Gericht anruft, dann geh in den Ring und hole dir jede Unterstützung, die du bekommen kannst.

Und nein – dein Ex ist kein allmächtiger Gott, selbst wenn er Chefarzt oder Anwalt oder Promi ist!

 

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Ein paar Jährchen und Instanzen später sieht die Sache schon ganz anders aus

Jeder von Euch beiden hat mittlerweile Federn gelassen. Mal endet das eine Verfahren positiv für ihn, dann auch mal für dich. Nur – darauf darf man sich nie ausruhen. Ein toxischer Ex hört nicht auf, denn er ist nicht an einem Konsens interessiert.

Oder er hat sein finales Ziel, dich zu vernichten, noch nicht erreicht.

Mittlerweile habt Ihr ein oder mehrere Gutachten durch, einige Sachbearbeiter im Jugendamt und unzählige Berater und Mediatoren verschlissen. Du musstest bereits gegen deinen Willen dem Wechselmodell zustimmen und du wie auch dein Kind lebt mehr schlecht als recht damit.

Immer mehr kristallisiert sich heraus, dass die Dynamik im Prozess und der Zünglein-an-der Waage-Möchtegerns gegen dich geht.

Dein Kind ist mehr und mehr durch den Wind und befindet sich in einem enormen Konflikt. Es ist verhaltensauffällig geworden, lässt in der Schule nach und ist offensichtlich heillos in seiner Umgangszeit vom Vater manipuliert worden.

Und du kassierst schließlich ein Worst-Case-Gerichtsurteil: Das Kind soll ab sofort komplett beim Vater leben, und du bekommst Umgang alle zwei Wochen.

Der toxische Ex hat gesiegt.

 

Jetzt ist guter Rat teuer

Wenn das Urteil noch beim normalen Amtsgericht gesprochen wurde, hast du die Möglichkeit, in die nächsthöhere Instanz ans Oberlandesgericht (OLG) zu gehen. Das passiert in hochstrittigen Verfahren recht häufig.

Auch das kannst du meistern lernen.

Ich habe sogar den Eindruck, dass man, je höher es durch die Instanzen geht, mehr und mehr mit Menschenkenner-Profis zu tun hat und sich Klein-Königreichs-Familienrichter dort nicht mehr finden.

Daher: Keine Bange vor dem OLG aus Ehrfurchtsgründen!

Wurde das Worst-Case-Urteil allerdings im OLG gesprochen (oder von dort gar nicht erst zur Klage zugelassen) könntest du unter bestimmten Umständen noch den Bundesgerichtshof ansprechen.

Puuuh. Das ist nochmal eine ganz andere Nummer.

Du brauchst in dem Fall auch einen anderen Anwalt. Allerdings sollte dein aktueller Anwalt genau mit dir besprechen, wie deine Erfolgsaussichten sind und was das für dich bedeutet.

Unabhängig vor der anstehenden Instanz bleibt die Frage: Kämpfen oder loslassen?

Pluspunkte sprechen fürs Kämpfen, Minuspunkte fürs Loslassen.

  1. Dein Kind ist noch sehr klein (0-3 Jahre alt): +3
  2. Dein Kind ist zwischen 4 – ca. 8 Jahre: +2
  3. Dein Kind ist über 9 Jahre alt: -1
  4. Dein Kind ist in der Pubertät: -3
  5. Dein Ex ist pädophil oder gewalttätig: +5
  6. Dein Kind hat wirklich eine gute Bindung zum Vater und ist gerne bei ihm: – 5
  7. Dein Kind will, dass der Scheiß endlich aufhört und Frieden ist: -3
  8. Dein Kind ist in einem heftigen Loyalitätskonflikt und weiß selbst nicht, was es will: -3
  9. Du hast kein Geld mehr und wüsstest auch nicht, wie du es bekommen könntest: -1
  10. Du willst endlich die emotionale und finanzielle Macht, die dein Ex durch die andauernden Gerichtsverfahren in deinem Leben hat, beenden: -5

Du siehst schon: Je kleiner das Kind, desto mehr solltest du für ein gutes Urteil kämpfen und schlechte Entscheidungen für das Kind in die nächsthöhere Instanz zur Überprüfung geben.

Ganz bestimmt, wenn es Anhaltspunkte dafür gibt, dass der Ex pädophil ist und/oder gewalttätig!

Je älter das Kind ist und je mehr du gegen seinen Willen (selbst wenn dieser manipuliert wurde vom Ex – und das dürfte bei toxischen Kindsvätern zu 99,9% der Fälle so sein) ankämpfen würdest, umso eher spricht alles dafür, dass du das Urteil jetzt akzeptieren solltest.

Ein Kampf gegen die toxische Manipulation des Kindsvaters ist wie ein Kampf gegen Windmühlen.

Vorsorglich auf die Barrikaden zu gehen, um das zu verhindern und die Maximalstrategie zu fahren – keinen Kontakt zum Kindsvater von Anfang an – kann nur nach hinten losgehen.

Dein Hauptaugenmerk sollte unbedingt darauf liegen, was dein Kind jetzt braucht, und da auch sehr ehrlich dir selbst gegenüber zu sein.

Je älter, umso mehr wird es dir das mitteilen können und zu verstehen geben. Du kennst es doch am besten! Du kannst es manchmal besser nachfühlen als bei dir selbst, oder, Sweetheart?

Auch wenn es zerrissen ist, weil es sich nicht zwischen Euch entscheiden möchte: Wenn du diejenige bist, die ihm die Entscheidung abnimmt, damit es endlich zur Ruhe kommen kann, umso mehr beweist damit du deine Liebe.

Wenn du also ein unfaires, eigentlich dem Kindeswohl (die emotionale Manipulationsgewalt betreffend) nicht zuträgliches Gerichtsurteil kassierst, dann bist du diejenige, die das Tauziehen ums Kind beenden kann.

 

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Aber was sagen die anderen?

Wenn ich von desaströsen Worst-Case-Gerichtsurteilen und der darauf folgenden Loslass-Entscheidung einer Mutter in meiner Starken Mütter Gruppe auf Facebook lesen muss, geht normalerweise immer ein Aufschrei durch die Community.

„Aber du musst doch um dein Kind kämpfen!“

Als ob man es nicht schon jahrelang getan hätte!

Auch würden es sicherlich viele Mütteraktivistinnen gern sehen, wenn solcherlei Fälle bis in die allerhöchste Instanz gingen, damit endlich Präzedenzfälle geschaffen sind, die auch nachfolgenden Generationen helfen könnten.

Ich glaube allerdings, dass dieser Weg nicht für alle Mütter geeignet ist. Oder besser gesagt nicht jede Mutter für diesen Weg geschaffen ist.

Mal ganz davon abgesehen, dass eine Mutter bei Gericht nicht mit Samthandschuhen angefasst wird: Ich finde es schon mehr als verständlich, wenn sie irgendwann mal sagt: „Ich tue mir das nicht mehr an.“

Vor allem, wenn ihr Anwalt, der sie sehr gut die letzten Jahre betreut hat, ihr klarmacht, dass sie sich nur noch mehr Blessuren abholen wird, wenn sie weitermacht.

Ein weiterer Aspekt: Die ständigen Gerichtsquerelen, Antworten, Stellungnahmen und Gespräche mit dem Anwalt sind so zur alltäglichen Routine über die Jahre geworden, dass die betroffenen Mütter kaum zum Innehalten gekommen sind.

Fällt das alles weg, dann kann durchaus erst einmal eine große, gähnende Leere hochkommen.

Denn oft verdeckt der jahrelange Kampf mit einem toxischen Ex den wahren Kern.

 

Spätestens nach dem Kampf beginnt die eigentliche Arbeit – an sich selbst

Welches Leben willst du eigentlich führen, Sweetheart?

Welchen Sinn könnte die aktuelle Elternreise mit dem toxischen Ex bislang gehabt haben? Oder welchen Sinn kannst du ihr nachträglich geben?

Dazu kannst du dir auch diese Fragen stellen:

Welches Leben würde ich eigentlich führen, wenn ich nicht Mutter wäre?

Wie könnte mein Leben aussehen, wenn ich meinem Ex nicht mehr die Möglichkeit biete, Energie von mir abzusaugen?

 

Wenn du glaubst, du hast das Kind verloren und dein Lebenssinn ist nicht mehr da

Viele betroffene Mütter glauben, sie hätten ihr Kind verloren, sobald es dem Vater zugesprochen wird.

Das stimmt nicht. Dein Kind wird immer dein Kind bleiben – es ist doch nicht gestorben!

Ich vergleiche das immer mit dem Bild, dass du das starke, feste Band zwischen dir und deinem Kind gegen ein Gummiband austauschst.

Schließlich können die zurückliegenden, innigen Jahre des Bandaufbaus nicht ausgewischt werden – auch nicht vom toxischen Ex!

Bitte mach dir außerdem klar, dass deine Haltung dein Kind entweder stärken oder massiv schwächen kann.

Wenn du dein Kind für unfähig hältst, in dem narzisstischen Haushalt emotional zu überleben (obwohl du selbst auch schon so groß geworden bist), dann erweist du ihm damit einen Bärendienst.

Ganz im Gegenteil: Du weißt ja Bescheid!

Du kannst es ganz anders auf seinem Weg mit seinen toxischen Anverwandten begleiten als du es damals erlebt hast. Ja, selbst wenn der Ex aktuell den Löwenanteil an Zeit mit dem Kind verbringt und theoretisch mehr Möglichkeiten zur Gehirnwäsche hat.

Aber die hat er generell auch im Residenzmodell.

 

Den größten Gefallen, den du deinem Kind jetzt machen kannst?

Indem du zur inneren Ruhe und Balance findest, den Kontakt mit deinem Kind suchst und aufrecht erhältst – egal, was dem toxischen Ex noch alles einfallen mag – und weiterhin fest an dein Kind glaubst und ihm Orientierung gibst.

Lass dich dazu nicht verunsichern, wenn dir andere Mütter mit Unverständnis begegnen, weil sie ganz am Anfang ihrer eigenen Reise stehen und noch voller Kampfgeist sind.

Du hast mittlerweile ein ganz anderes Level an Reife auf deiner Elternreise mit einem toxischen Ex erreicht.

Für mich bist du bist jedenfalls eine weise, überaus mutige Heldin, die ihre Schrammen und Narben nicht zu verstecken braucht.

Du hast gekämpft – mit Geld, Hoffnung, Mut, Tränen und immer wieder deinem Herzen.

Und auch, wenn es jetzt so aussehen mag, als ob du verloren hast – langfristig gesehen wirst du gewinnen.

Ganz ohne weiteren Gerichtsprozess.

 

Wie siehst du das? Hinterlasse doch bitte einen Kommentar weiter unten und teile deine Gedanken mit den anderen Müttern, die gerade hin- und herüberlegen.

 

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