Wie du dich richtig abgrenzt
In meinem Club der mutigen Mütter gibt es jeden Morgen einen mächtigen Coachingimpuls, mit dem ich die Mütter einlade, über eine Frage besonders intensiv nachzudenken und im Anschluss zu kommentieren. Wie z.B. das Thema Grenzen setzen.
Das bringt die ganze Gemeinschaft enorm weiter – vor allem lassen sich so Muster erkennen, und ich kann in meinem folgenden MutMach-Montag-Club-Newsletter noch tiefer darauf eingehen.
Ein Impuls war jedoch von den Antworten her so interessant, dass ich diesen nicht im MutMach-Montag aufgreifen wollte, sondern hier auch mit dir besprechen möchte.
Ich weiß nämlich selbst noch nicht genau, wohin diese Gedankenreise führt – ich habe schließlich nicht auf alles eine fertige Lösung und Antwort parat!
Meine Frage an die Club-Mitglieder lautete:
Bei wem in deinem näheren Familien- und Freundeskreis musst du verstärkt auf deine Grenzen achten?
Und die Antworten kamen in der Tat zum größten Teil aus der gleichen Ecke.
„Meiner Mutter!“
Es fielen Begriffe wie übergriffig, grenzüberschreitend, kontrollierend, selbst narzisstisch, hat die Fäden der Familie in der Hand etc. pp.
Selbst die Frauen, die bereits seit langem den Kontakt zu ihren Müttern abgebrochen hatten, berichteten, dass diese im Hintergrund agierten und andere Familienmitglieder quasi als Spione einsetzen würden.
Die eine oder andere Schwester kam auch vor, die allerdings eher in ihrem Beschützerinnen-Wahn die Grenzen missachten.
Aber auch die eigenen Kinder.
Und genau darüber möchte ich mit dir gemeinsam in diesem Artikel laut nachdenken. Denn der Gedanke, dass wir uns vor unseren eigenen Kindern abgrenzen können müssen wie von unserer eigenen narzisstischen Mutter – oder zumindest etwa so in der Art – verursacht ein Bauchgrummeln in mir. Es fühlt sich nicht richtig an – auch wenn ich selbstverständlich in genau der gleichen Art und Weise von diesem Gedanken betroffen bin wie du: Wir wollen und sollten alle keine Märtyrerinnen für unsere Kinder sein, die alles mit sich machen lassen!
Wie du dich deinem Kind gegenüber besser abgrenzen kannst, bespreche ich weiter unten mit dir.
Zuerst sprechen wir aber mal über deine Mutter.
Welche Gemeinsamkeiten können wir aus dieser nicht repräsentativen Frage ziehen?
Fällt dir auf, dass das Grenzen setzen und Grenzen erkennen-Problem eindeutig weiblich zu sein scheint?
Klar gibt es den einen oder anderen narzisstischen, kontrollierenden Vater dazwischen – aber es scheint in der Tat eher unsere Mütter-Generation zu sein, die uns immer wieder vor die Aufgabe stellt, unsere Grenzen behaupten zu müssen.
Nicht jede dieser übergriffigen Mütter ist narzisstisch – aber gerade dieses Nicht-Loslassen-Können, dieses Immer-Wieder-Sagen was man zu tun hat (mit dem Ex, mit dem Kind, mit der Arbeit) – zieht unglaublich viel Kraft und Energie, vor allem, wenn die Mutter aus einer ganz anderen Denkrichtung kommt als der, die wir uns mühselig in den letzten Monaten angelesen und übernommen haben und die uns weiterbringen wird.
Energie, die den meisten von uns in diesem stressigen Umgangsalltag mit dem toxischen Ex eh schon fehlt, geschweige denn, wenn wir vor Gericht stehen!
Hier sollte es eigentlich reichen, wenn du kurz die Schranke herunterlässt und um Zeit für dich bittest: Das ist deine Grenze, bis hierher und vorerst nicht weiter!
Und falls deine Mutter tatsächlich toxisch ist, dann weißt du ja, wie es geht – No Contact! Eine andere Chance hast du nicht, wenn du dich wirklich schützen willst. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine toxische Person – Mutter, Ex, oder Chef – Verständnis für deine Bitte nach Abstand und Zeit aufbringen, geht gegen Null, aber das weißt du ja bereits.
No Contact! heißt dann auch wirklich No Contact! – mit allen Konsequenzen.
Sprich: Keine Emails mehr. Keine Geburtstags- und Feiertagsgrüße mehr. Keine Besuche.
Damit machst du dich in der Familie beileibe nicht beliebt. Auch die Cousins und Cousinen, mit denen du vielleicht noch sporadisch einen netten Kontakt hattest, könnten sich voller Unverständnis abwenden.
Ja, authentisch zu sein schließt ein Es-jedem-recht-machen-wollen aus!
Ganz schön schwierig für uns harmoniesüchtige, empathische Frauen!
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Jetzt lass uns mal über dein Kind sprechen.
Je nachdem, wie alt dein Kind ist, kann es ganz schön – lass uns ehrlich sein, ja? – nerven.
Es nervt, wenn es gefühlte Stunden wie am Spieß brüllt oder einen kapitalen Trotzanfall hat. Wenn es wieder über das Zähneputzen diskutieren will, obwohl man das doch -zigmal bereits durchgegangen ist.
Es beleidigt dich. Es beißt dich. Es tritt dich. Es schreit dich an. Es hält sich nicht an Abmachungen, wie den Müll runterzubringen oder die Hausaufgaben zu machen. Es lügt dich an, klaut Geld aus deiner Börse, und hat keinen Bock auf die Hobbies, die du ihm immer wieder anbietest, damit es aus dem Haus kommt und nicht nur zu Hause herumgammelt.
Es platzt immer genau dann herein, wenn du dich nach 1000 Erledigungen im Haushalt gerade hingesetzt hast und in Ruhe eine schöne Tasse Kaffee trinken willst oder einfach vor den Fernseher hinfläzen und das Gehirn mal auf Durchzug schalten möchtest.
Oder es unterbricht dich ständig, wenn du nach Monaten endlich mal wieder deine Freundin anrufen kannst (ihr hattet sogar extra einen Termin vereinbart!).
Oder dein Kind ist so extrem ADHS mäßig drauf, dass du von allen Seiten nur noch angeschossen wirst: „Die hat ihr Kind nicht im Griff!“
Dein Kind scheint den ganzen Tag nur zu schreien: „Ich! Ich! Ich!“
Eigentlich genau wie sein Vater…. 😳
Und wo bleibst du?
Jetzt folgst du mir vielleicht schon eine Weile und weißt, dass du Grenzen haben darfst und diese auch einfordern solltest.
Beim Ex ist das ganz besonders wichtig.
Wenn sich die Verhaltensweisen zwischen Vater und dem Kind ähneln, liegt daher der Gedanke sehr nahe, dass man frühzeitig in die Grätsche geht und dem Kind bedeutet, dass es diese Grenze nicht überschreiten darf.
Beim erwachsenen Kindsvater fühlen wir uns hin und wieder ja noch ohnmächtig und hilflos, weil der Typ partout die Grenzen überschreitet. Aber beim Kind fühlen wir uns stärker – denn noch sind wir die Erwachsene und haben in diesem Haushalt das Sagen!
Du jetzt nicht auch noch! No way!
Und dann kommt die Angst: Wird es vielleicht genauso narzisstisch wie sein Vater? Gibt es da nicht bereits Studien, die besagen, dass Narzissmus zu 50% vererbt wird?
Zu 50%! Oh Gottogottogott!
Wenn du dich bei diesem Gedanken erwischst, dann darf ich dich beruhigen: Lass es vererbt sein – diese Gene müssen noch lange nicht aktiviert werden. Da spielt dann noch die Sozialisierung eine gewichtige Rolle, denn schließlich bist du ja auch da!
Bei einem narzisstisch gestörten Mann mach dir eins klar: Diese Typen sind mit dem emotionalen Gefühlsrepertoire eines 5jährigen in ihrer Entwicklung stehengeblieben.
Dein Kind ist ganz normal – kindlich egoistisch halt!
Und falls es schon weit über fünf Jahre alt ist und dieses Argument nicht mehr wirklich greift: Dann ist es pubertär egoistisch und muss sich von dir lösen. Auch das ist vollkommen normal.
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Nun zurück zu dir
Sollst du dir bei deinem Kind jetzt alles gefallen lassen?
Natürlich nicht.
Dein Kind sollte lernen, wie es andere Menschen behandeln sollte – mit Respekt und ohne, dass es andere verletzt, weder verbal noch physisch!
Grenzen setzen heißt, liebevoll das Ich-Sein vor Dritten zu behaupten.
Die eigenen Werte selbstbewusst zu vertreten. Diese ganz individuelle Kombi aus Vorlieben und Bedürfnissen zu erkennen und sie sich zu gestatten. Und wenn andere damit auf Anhieb nicht einverstanden sind, es ihnen zu überlassen, damit klarzukommen. Sich halt nicht dafür zu verbiegen, nur weil der andere ein Problem genau damit hat und nicht damit klarkommt, wie du bist.
Dass du z.B. gerne Kaffee trinkst und keinen Tee. Dass du eine Nachteule bist und kein Morgenhuhn. Dass du anderthalb Meter Abstand brauchst und nicht abgebusselt werden möchtest zur Begrüßung. Dass du dein eigenes Wochenende brauchst, um wieder auftanken zu können. Und zum Auftanken deiner Energiereserven lieber liest als in das Fitnessstudio zu gehen. Oder dass du lieber Auto fährst als öffentlich.
Diese Liste ließe sich endlos fortführen.
Wie kannst du deinem Kind jetzt in seinem überbordernden Verhalten Grenzen aufzeigen?
Ich bin keine Pädagogin, aber ich denke, es schwant dir bereits, wohin uns diese Gedankenreise führt, oder?
Wenn du deinem Kind zeigst, wie du seine Grenzen achtest und respektierst, dann kannst du ihm leichter deine eigenen Grenzen erklären.
Welche Bedürfnisse und grundlegenden Eigenheiten machen dein Kind aus?
Klar muss es sich erst finden im Laufe seiner Entwicklung – aber gehört es auch zu den Menschen, die nicht so gerne abgebusselt werden wie du? Oder die anderthalb Meter Abstand brauchen? Oder die, nachdem sie in der Schule stundenlang still sitzen mussten, erst einmal sich körperlich ausagieren müssen?
Welche Werte hat dein Kind? Was ist ihm wichtig?
Verständnis ist der erste Schritt. Und Achtsamkeit dir selbst gegenüber.
Du bist die Erwachsene, Sweetheart. Dein Kind muss das alles erst noch lernen – und es darf auch länger dafür brauchen als einen Monat, ein halbes Jahr oder gar zwei Jahre.
Nur eins: Die Grenzen, die du dem Ex und den toxischen Menschen in deiner Umgebung gegenüber aufstellen musst, SIND ANDERE ALS DIE ZU DEINEM KIND.
Grenzen grenzen ab. Sie bauen eine Schranke auf, vielleicht sogar eine Mauer.
Du willst keine Mauer zwischen dir und deinem Kind!
Das andere Extrem aber auch nicht: Grenzenlos zu sein.
Eine grenzenlose Mutter ist schwammig, nicht greifbar, diffus, nicht klar. Wie eine Masse, die alles in sich vereinnahmt, was ihr zu nahe kommt.
So willst du doch auch nicht sein, oder habe ich gerade deine Mutter beschrieben?
Ich möchte dir dagegen lieber ein anderes Bild für deinen Kopf mitgeben
Das, was dich mit deinem Kind verbindet, ist ein unglaublich starkes, elastisches Band. Es ist am Anfang nach der Geburt relativ starr, fest, und eng bei dir.
Es wird mit der Zeit immer länger und flexibler, bis es in der Pubertät nur noch ein dünnes Gummibändchen ist – stabil genug, um endlos in die Länge gezogen werden zu können ohne zu reißen.
Und dieses Band definiert mit seinem Abstand über die Jahre auch deine Grenze zum Kind.
Bau bitte keine mentale Mauer oder Schranke zwischen euch auf. Es muss dich sehen und fühlen können. Es ist nicht dein Ex, auch wenn es ihm sehr ähnlich ist.
Dein Kind entwickelt sich zu einer eigenständigen, starken Persönlichkeit (ohne Zweifel – bei DER Mutter!) 😘
Und genau so ein ähnliches Band hast du auch mit deiner nicht-toxischen, dennoch hin und wieder übergriffigen Mutter. Für sie bist du wahrscheinlich immer noch das kleine Mädchen, der sie etwas erklären muss.
Vielleicht wäre diese Metapher eine Möglichkeit, deiner Mutter deine Grenzen zu erklären.
Was meinst du?
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Was ich noch nicht verstehe und noch nicht hinbekomme ist das Grenzen setzen in Form des Respekts von meinem Kind einfordern.
Denn erkläre ich, dass ich mich ausruhen möchte (bei Frühaufstehern das normalste der Welt) und dass es dafür leise spielen sollte – und dass es seine Aufgabe im Haushalt ist xyz zu erledigen – kommt als übernächstes der Termin beim Jugendamt mit völlig überzogenen Vorwürfen als Rundumschlag des Vaters über mich.
Also ziehe ich mich in meiner Angst zurück und wage es fast nur noch wenn es im Bad ist mich hinzulegen (leider gibt es noch weitere Schlafräuber außerhalb der Familie) – und fast nur noch bei populären Aufgaben mit der Hilfe im Haushalt. So sollte es nicht sein und ich weiß dass es uns beiden schadet – der kindlichen Selbstständigkeitsentwicklung samt Selbstbewusstsein und mir natürlich auch in meinem Selbstverständnis. Es fühlt sich manchmal schrecklich an dem „Ich, ich, ich“ ständig hinterherzurennen und auf der anderen Seite erpresst zu werden das eigene Ich in bestimmten Bereichen zu verbergen.
Doch was nun?
ich liebe den schwarzen Humor… und ich muss echt in aller Not dann lachen.. weil es genauso ist.. ach … wie ist es oft, dass unsere Kinder, die wir unsagbar und über alles lieben, genauso agieren – und wie traurig man dann wird… dass sie DOCH so werden wie der Vater … nein – das werden sie gewiss nicht! Genau wie Heidi sagt.. weil wir da sind… weil wir die Pole sind, dass sie sein dürfen wie sie sind – weil sie da die Grenzen suchen… die Grenzen, die sie beim Vater auch nicht suchen DÜRFEN… weil dieser klare Regeln vorgibt… danke Heidi!