Wenn dein Kind am Wochenende nicht zum Vater gehen will und was du dann tun kannst

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In den letzten Wochen habe ich über drei klassische Situationen gesprochen, in denen wir Mütter das Umgangswochenende zum Teufel wünschen, weil wir es nicht wollen und es uns persönlich tief schmerzt.

Was aber tun, wenn das Kind selbst nicht zum Papa will?

Wir selbst können ja noch heldinnenhaft über uns hinauswachsen, indem wir uns klar analysieren und zur Not externe Hilfe suchen oder uns ablenken, aber wenn das Kind mit dem Wochenende ein Problem hat, gehen sämtliche Mütter-Schutzinstinkte in die Alarmstufe-Rot-Position.

Und so sollte es auch sein.

Eine klare Einschätzung wird allerdings umso schwieriger, je kleiner das Kind zu dem Zeitpunkt ist.

Es stimmt, dass Kinder die Stimmungen ihrer Eltern mit ihren seismographischen Antennen sehr feinfühlig aufnehmen und sich mit uns solidarisieren, wenn sie spüren, was für ein Problem wir als Mütter mit dem Umgangswochenende haben.

Wenn du hingegen tapfer versuchst, dein Leben in den Griff zu bekommen und deine freien Wochenenden zu planen, ist es nicht doll, wenn dein Kind dir am Freitag erklärt, es bleibt heute lieber bei dir. Adé, schöner Konzertabend!

Wie wir ja bereits zur Genüge wissen: Umgang muss sein. Der konstante Kontakt zum Vater ist wichtig.

Deshalb machen wir uns ja auch so oft zum Suppenkaspar, verstecken unsere Gefühle und gaukeln dem Kind fröhliche Gelassenheit vor. Oder?

Mancher Pädagoge unkt dagegen bisweilen, dass Kinder sehr schnell rausbekommen, wie sie uns nach ihrer Pfeife tanzen lassen können.

Trotzdem sollten wir uns davor hüten, pauschal unsere Kinder in eine Schublade zu packen. Denn wenn wir es tatsächlich versäumen, sie mit ihren Sorgen und Ängsten wahrzunehmen, dann richten wir mehr Schaden an als uns lieb sein kann.

Lass uns mal zwei Szenarien näher anschauen.

Szenario 1) Dein Grundschulkind bekommt unerklärliches Bauchweh, kurz bevor es abgeholt werden soll. Auf Rückfrage erklärt es dir, dass es lieber auf deiner Couch liegen und eine Wärmflasche haben will.

Check a): Hast du selbst gerade Ärger mit dem Ex oder Angst vor dem Wochenende allein?

Check b): Hast du eigene Pläne (Mädelsabend, Date, Weiterbildung etc), auf die du dich schon sehr freust?

Wenn Du a) mit Nein und b) mit Ja beantwortest, kann es schon mal nicht an dir liegen.

In dem Fall sage das Umgangswochenende eher ab und / oder biete dem Vater an, das Kind am nächsten Tag selbst zu bringen, wenn es ihm wieder besser geht.

Wenn die Bauchschmerzen gleich nach der Absage auf wundersame Weise wieder verschwunden sind, ist das ein Indiz, dem du nachgehen kannst.

Machen wir uns aber nichts vor: Du kannst ganz schön Gegenwind bekommen, je nachdem, wie dein Ex so drauf ist. Falls es ein Machtgefälle zwischen Euch gibt, kann das sogar äußerst unangenehm für dich werden.

Mach dir in dem Fall bitte genaue Notizen, was er sagt oder hebe dir seine Emails gut auf.

Natürlich wird ein Vater auch sehr enttäuscht sein, wenn er sich schon lange auf sein Kind gefreut hat, keine Frage. Aber eine gesunde Enttäuschung zu zeigen oder dich heftig verbal dafür anzugreifen, als ob du die Bauchschmerzen erfunden hättest, sind zwei vollkommen unterschiedliche Paar Stiefel.

Eine solche Situation muss stets im Gesamtzusammenhang gesehen werden. Sollte der Vater nur alle zwei oder drei Monate sein Kind sehen, weil er zu weit weg wohnt, ist das natürlich nochmal ein ganz anderes Frustrationslevel, was ihm da abverlangt wird, als dem klassischen Jedes-2.-Wochenende-Umgang-und-dazwischen-noch-ein-Nachmittag-in-der-Woche-Papa.

Kleiner Tipp am Rande, falls Ihr noch reden könnt oder gerade den Umgang gerichtlich zu regeln versucht: Sprecht auch solch eine Situation prophylaktisch mal durch, wie Ihr die handhaben werdet, damit du ungefähr weißt, woran du dich orientieren kannst.

Klar wirst du mit deinem Kind im Anschluss an die wundersame Genesung sprechen. Sag, dass du das Gefühl hättest, da wäre noch was anderes als das Bauchweh gewesen, weshalb es nicht zum Papa wollte.

Je nachdem, was es dir dann sagt, kannst du die nächsten Schritte ableiten:

  • Mit dem Vater darüber reden;
  • Mit einem Kinderpsychologen sprechen;
  • Mit dem Jugendamt oder dem Kinderschutzbund Kontakt aufnehmen.

Wenn Ihr gerade im Clinch bezüglich eines regelmäßigen Umgangs seid, kann es dir vor Gericht äußerst negativ ausgelegt werden, wenn du einseitig den Umgang für eine Weile komplett aussetzt.

Sichere dich deshalb weitgehend vorher ab.

Mache dir Notizen, damit du alles dokumentieren kannst, falls er richtig gemein zu dir wird.

 

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Szenario 2) Dein 4jähriges Kind versteckt sich bei der Abholung hinter dir oder rennt in sein Zimmer, weg vom Papa. Auf Nachfrage erzählt es irgendeine wirre Begründung.

Willst du meine ganz ehrliche, politisch unkorrekte Meinung hören?

Sag das Umgangswochenende ab und gib das Kind nicht zum Vater bis zur Klärung des Sachverhalts.

Geh auch sofort zum Kinderpsychologen, wenn du merkst, dass es dein Kind wirklich sehr bedrückt.

Eine Mutter erzählte mir von dieser Situation und blieb trotzdem standhaft, dass das Kind mitgehen sollte. Und bereut es heute zutiefst. Erst viele Jahre später wurde ihr klar, in welcher eigentlichen Zwickmühle sie war.

Sie hatte die Reaktion damals vollkommen überrascht und hatte nicht damit gerechnet. Das Kind ging bis dahin immer sehr gern zum Vater. Der Sohn erzählte bei dieser denkwürdigen Abholung, dass die Decke so dunkel gestrichen sei – obwohl der Vater nicht gestrichen hatte – und er deshalb nicht hinwollte.

Sie war sich immer sicher gewesen, dass ihr Ex den Sohn nicht geschlagen hat oder sonstwie physisch gewalttätig wurde. Und so war ihr erster Gedanke, dass der Sohn seine Grenzen auszuloten versuchte, weil er nun mal lieber jetzt (!) Lego spielen wollte.

Heute weiß sie, dass sie wohl auch Angst vor der Reaktion des Ex hatte. Die Elternbeziehung war damals extrem angespannt, es gab äußerst hässliche Szenen auch in der Öffentlichkeit, und sie war deshalb ganz besonders beflissen, entgegenkommend und neutral die Umgangswochenenden zu ermöglichen.

Sie war überzeugt, er wäre zumindest verbal explodiert, hätte sie ihn ohne Kind wieder nach Hause geschickt.

Der Junge weinte übrigens auch nicht zum Gotterbarmen, sondern lief „nur“ weg oder versteckte sich hinter ihr.

Heute weiß sie, dass ihr Verhalten damals nicht richtig war.

Wie sich nämlich ein Jahr später herausstellte, gab es im Haus des Ex zu der Zeit großen Ärger mit der Stiefmutter, die mit dem Halbgeschwisterchen schwanger gewesen war. Das Kind war wohl eine Art Blitzableiter für Probleme zwischen dem Paar.

Das ging so ungefähr 3 – 4 Wochen, danach stellte sich die Freude auf die Papazeit beim Kind wieder ein.

 

Ach komm – das passt dir doch gut in den Kram, wenn das Kind nicht will!

Man mag vielleicht denken, dass es eine Mutter insgeheim freut, wenn das Kind sich weigert, zum Ex zu gehen, mit dem sie gerade Stress hat. So wie: „Ällerbätsch! Das Kind ist lieber bei miiihiiir!“

Ich kann nur für mich sprechen, aber ich denke, es geht vielen Müttern so: Ich bin immer heilfroh gewesen, dass unser Kind extrem selten krank gewesen ist, und dass ich deswegen nie den Umgang aussetzen musste. Das Kind ging stets gern zum Papa, und dafür war ich sehr dankbar.

Nicht nur, dass ich mit der Zeit mehr und mehr eigene Interessen und Aktivitäten entwickelte, daher mein kindfreies Wochenende gern verplante und auch genoss. Aber mein Ex hätte mir die Hölle auf Erden bereitet, wenn ich kurz vorher den Umgang wegen Krankheit des Kindes ausgesetzt hätte.

Also, ich war froh, dass dieser Kelch in der Regel an mir vorbeizog.

Aber wenn du merkst, dass es deinem Kind wirklich nicht gut tut, dann möchte ich dich ermutigen, deine Löwenmama-Bärinnenpower zu aktivieren, die in dir steckt!

Bist du schon Mitglied in meinem Club der mutigen Mütter?

Sei Teil einer exklusiven Gemeinschaft und lerne, die Wellen souverän zu nehmen, die der Ex immer wieder aufwirft. 

Fazit

Die Zwickmühle, in der du dich befindest, ist größer und schwieriger zu lösen je kleiner das Kind noch ist – und je mehr Stress du mit dem Ex hast.

Es wird aber immer leichter für dich, je größer das Kind wird und je besser es sich und seine Wünsche artikulieren kann.

Wenn das Kind in die Pubertät kommt und so richtig in die Verweigerung geht, dann ist dein Ex bestimmt auch eher erleichtert, dass ihm ein stressiges und mies gelauntes Wochenende erspart bleibt.

Wenn sich kleine Kinder aber noch nicht richtig ausdrücken können geschweige denn klar realisieren, was da mit ihnen passiert; wenn ein Kind einfach das Bedürfnis nach Wärme und Kuscheln und nicht nach Action hat, aber an dem Papa-Wochenende nun mal Action geplant ist – dann muss es auch mit diesem Bedürfnis wahrgenommen werden dürfen.

Ohne dass du als Mutter per se den schwarzen Peter zugeschoben bekommst.

Deinem Bauchgefühl solltest du jedenfalls nachgehen, mit allen Mitteln, die dir als Mutter zur Verfügung stehen.

Wenn du hingegen selbst verunsichert bist und keinen Ex-Partner hast, mit dem du gemeinsam beratschlagen kannst, wie jetzt die beste Vorgehensweise aussieht, weil der sich nur übervorteilt fühlt, dann solltest du dich an die Behörden und an den Kinderschutzbund wenden dürfen, ohne dass dir von dort auch noch Gegenwind entgegenbläst!

Update 

Die Kernaussage dieses Blogartikels von 2017 und die pragmatische Anwendung der Tipps darin gelten im Kern heute immer noch, aber ich möchte zu diesem Aspekt der Elternschaft mit einem toxischen Kindsvater hier doch noch einmal viel, viel klarer werden.

In den Anfängen von Midlife-Boom war ich doch noch eher darauf bedacht, alle Möglichkeiten durchzukauen, was dazu führen kann, dass danach mehr Unsicherheiten hochkommen können. Nachdem ich mittlerweile mit Tausenden von Müttern gearbeitet habe und sie begleiten durfte, kristallisiert sich eine Kernwahrheit heraus:

Vertrau deinem Bauchgefühl als Mutter.

Ja, es stimmt, dass das Helfersystem leider viel zu oft die Mütter mit einem toxischen Ex-Partner allein lassen.

Ja, es stimmt, dass Mütter viel zu oft ihre Kinder trotz großem Widerstand in den Umgang geben, aus Angst, von den Vätern drangsaliert und kritisiert zu werden.

Sie gehorchen.

Sweetheart, DU hast eine Beziehung zu deinem Kind.

Und du hattest eine Beziehung zu deinem Ex – mit all dem Schlimmen, was damals mit ihm passiert ist und noch passiert, im Hinterkopf.

Und dein toxischer Ex hat auch eine Beziehung zu eurem Kind. Wie auch immer er diese gestaltet.

Was du dir heute klarmachen musst: Die Beziehung zwischen deinem Kind zu seinem Vater muss nicht zwangsläufig genauso katastrophal laufen wie zwischen dir und ihm.

Es kann durchaus eine Beziehung erleben, die es trotz der narzisstischen Persönlichkeitsstörung des Vaters weiterbringt. Und dem positive Seiten abgewinnen.

Sofern du dir das klarmachst, dass du das Kind nicht vor toxischen Menschen schützen kannst – egal ob Vater, andere Verwandte, LehrerInnen und TrainerInnen, Nachbarn und Freunde – kannst du deine eigene Angst davor, dass es genau die gleichen schlimmen Erfahrungen machen wird wie du, loslassen.

Kleiner Einschub: Ist Gefahr in Verzug und dein Ex ein Schläger, dann weißt du eh, was zu tun ist: Umgang so lange auszusetzen und die Behörden zum Schutz des Kindes bemühen, was geht.

Aber darum geht es mir hier nicht.

Ein toxischer Kindsvater kann auch ohne zu hauen seine Beziehung zum Kind zerstören und das Vertrauen vernichten, das ihm sein Kind zuerst noch entgegengebracht hat.

Das schafft er locker, indem er so dermaßen manipuliert oder es vernachlässigt, dass das Kind einfach spürt, dass da etwas nicht stimmt.

Und genau das hast du nicht in deiner Hand – auch wenn das Helfersystem das gerne sehen möchte, denn an ihn kommen sie ja nicht ran.

Wenigstens DU solltest doch bitte jetzt das Kind beknien, zum Papa gehen zu wollen!

Und genau an dieser Stelle möchte ich dich ermutigen, dich nicht darauf einzulassen, zu tun, was alle jetzt von dir sehen wollen.

Denn es geht hier auch um DEINE Beziehung zum Kind.

Und wenn dein Kind in dir seinen sicheren Hafen, seine Orientierung, sein Wahrgenommen-Werden hat und DIR vertraut, dir klar kommuniziert – oder halt mit ständigem Kranksein – dass es seine Ruhe braucht und Abstand vom toxischen Gelärm um es herum, dann hast du einen Auftrag erhalten.

Da geht es auch nicht um dich und deine Angst vor dem Ex!

Klar gibt es auch Beispiele, in denen Mütter mit dem Rücken zur Wand standen, der Richter gegen das Kindeswohl bereits sein Machtwort gesprochen hat und es dazu verdonnert hat, in den Umgang gehen zu müssen.

Dann müsst Ihr da wohl durch und du dich noch mehr erden, um für dein Kind Stärke und Zuversicht ausstrahlen zu können.

Dann geht es aber auch nicht mehr um eure Beziehung – denn der Richter hat ja entschieden.

Aber bis es soweit ist, gehst du bitte nicht in den vorauseilenden Gehorsam und zwingst das Kind, nur weil es eine andere Mama ein solches Urteil kassiert hat!

Noch einmal: Hör auf dein Bauchgefühl!

Du weißt im Innern genau, was zu tun ist.

Dokumentiere, wie sich das Kind in seiner Verweigerung verhält und halte die Emails an den Ex ohne Rechtfertigung. Und dann triff eine Entscheidung, die sich stimmig und gut anfühlt.

Seid ihr schon im Gerichtsstress, informiere deinen Rechtsbeistand.

Lass andere nicht entscheiden, wie du deine Beziehung mit deinem Kind lebst. Komm in deine Klarheit als Mutter, erde dich zuerst und finde heraus, wie du dein Kind bestmöglich durch diese Zeit begleiten kannst: Mit Orientierung, Zuversicht (dass es das packen wird), Freude und ganz viel Liebe.

Es gibt auf deiner Reise keine Blaupausen, Sweetheart. Niemand von außen kann dir sagen, ob sich alles, was du jetzt tust, auf lange Sicht richtig sein wird – auch ich nicht!

Aber ich kann dir versichern: Wenn du aus deiner inneren Stärke und Klarheit heraus genau spürst, was jetzt zu tun ist, dann wird das immer richtig für euch sein.

Hauptsache, du hörst der inneren Stimme nicht aus Angst, sondern in einer Haltung der ruhigen Klarheit heraus zu.

Wenn du hier mehr Unterstützung brauchst, komm in den Club der mutigen Mütter.

 

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