15 Lektionen, die mein Denken als Single Mom für immer verändert haben
Ich wollte nie alleinerziehend sein. Nie. Als junge Twenty-Something-Frau taten mir diese Mütter immer leid. Die Armen!
Weißt du was? Sooo schlimm finde ich es gar nicht!
Klar gibt es einige Hürden und Herausforderungen, mit denen ich anfangs gar nicht gerechnet habe. Da wäre ich schon sehr froh gewesen, hätte man mir das früher gesteckt! Damit du nun nicht ganz so blauäugig reinläufst, habe ich in diesem Blogpost mal meine Lektionen zusammengefasst, die mein Denken wirklich nachhaltig verändert haben.
Legen wir los:
Meine allerwichtigste Lektion kommt gleich an erster Stelle:
1) Die Fantasie, mit der man sich vor der Trennung das Schlimmste ausmalt, ist meistens schlimmer als das, was später wirklich passiert.
Jau. Dem ist nix hinzuzufügen.
Das Leben als Alleinerziehende soll gruselig sein? Mein Leben ist heute wirklich wunderbar, ich habe schon lange zu meiner früheren Stärke zurückgefunden und bin eine ausgeglichene Frau und Mutter.
2) Alles wird nicht nur gut, sondern besser als in der unsäglichen Beziehung! Je früher du diese beendest, umso schneller geht es dir wieder so fantastisch wie davor.
Man braucht keinen Mann, um den Haushalt zu wuppen. Höchstens einen Handwerker dann und wann, aber das kriegt man auch noch gebacken.
3) Handwerk hat goldenen Boden! Wenn du flirten willst, dann flirte mit einem Handwerker.
Der Ex wird immer wieder für Überraschungen sorgen. Vor der Trennung kaum interessiert am Kind wird er nach der Trennung zum Superpapa. Vorher kaum Freizeit fürs Kind geopfert, viel geschlafen oder vor dem Computer endlose Stunden mit der Archivierung sämtlicher Schallplatten auf MP3 verbracht – et voilà, auf einmal geht’s.
Du kannst also quasi für dein Kind wunderbare Quality Time mit dem Vater schaffen, indem du ihn verlässt. Klingt paradox – is aber so.
4) Dein Kind bekommt mehr Quality Time mit dem Vater, sobald du ihn verlassen hast
Gemeinsame Freunde und Familienmitglieder, zu denen du immer freundlich und aufmerksam gewesen bist, die du bewirtet und dabei auf ihre Allergien besonders geachtet hast, werden dich nicht mehr anschauen, geschweige denn sich mit dir treffen und reden.
Das ist so, aber das ist etwas, was ich auch gut verstehen kann.
Die Freunde sind in einem schrecklichen Dilemma. Kommen sie ursprünglich von der Seite deines Ex, dann sind sie in einem dicken Loyalitätskonflikt. Es kann aber auch durchaus sein, dass sie auf ihren eigenen Energiehaushalt achten und sie nicht die womöglich fürchterliche Trennungsenergie von Euch mit aufnehmen wollen. Wer kann es ihnen verdenken?
5) Richte dich schon mal darauf ein, dass Freunde vor der Trennung nicht mehr deine Freunde nach der Trennung sein werden.
Es schließen sich Türen, allerdings werden woanders neue aufgehen, denn du wirst neue, schöne Bekanntschaften machen, die deinem aktuellen Bewusstsein und deiner Entwicklung entsprechen.
Ich hatte mich nach dem Elternzeitjahr gedanklich schon fast darauf eingestellt, dass ich nun auf dem beruflichen Abstellgleis sein würde. Ich habe damals bei einem großen internationalen Softwarekonzern als Trainerin gearbeitet.
Das mag jetzt auch an der Branche liegen – aber ich hatte optimale Voraussetzungen für flexibles Home Office an manchen Tagen und bekam relativ schnell die Chance, an einem internationalen Projekt teilzunehmen, was meinem Ruf in der Company sehr dienlich war.
6) Bleibe offen für positive Überraschungen am Arbeitsplatz – wenn du gut warst vor der Geburt, dann wirst du schnell wieder reinkommen – und dein Ansehen in der Firma wird das bald reflektieren.
Und natürlich hebst du die Hand, wenn dein Chef dich um die Projektleitung bittet, oder?
Falls du zögerst, weil du glaubst, dass du das nicht kannst, dann erinnere dich daran, dass du vor der Geburt deines Kindes auch mit deinen Aufgaben gewachsen bist und noch nicht alles konntest, was du für den jeweiligen Job gebraucht hast! So wird es wieder sein – du wirst es on the job lernen.
Außerdem ist die Technik heute deine Freundin. Welche Alleinerziehende vor 20 Jahren konnte mobil mit dem Firmennetzwerk verbunden ihre Schreibtischarbeit mit nach Hause nehmen? Selbst in internationalen Teams arbeiten heute alle in der Regel per Webkonferenz. Also!
Ich kann nie wieder so viel beruflich reisen! Klar, je kleiner das Kind, desto eher stimmt das. Aber wenn du in der Situation bist und du musst ein- oder zweimal im Jahr geschäftlich dein Standing im Ausland ausbauen, dann geht das. Das kriegst du hin, denn du hast ja ein Netzwerk…
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7) Auch Single Mütter können geschäftlich verreisen. Man braucht dafür zwar einiges an organisatorischem Geschick, aber es geht!
Nicht zu vergessen: du hast noch einen Ex, der ja ach so wenig Zeit mit dem Kind verbringen darf. Aber verlass dich besser nicht darauf. Wenn dein Ex ein mutmaßlicher Narzisst ist, dann wird er, sobald er weiß, dass du ihn brauchst, an dem Tag ebenfalls ein Meeting vorschieben, weshalb er das Kind nicht von der Kita abholen kann. Oder er muss abends zum Stammtisch der Konfirmationsjahrgänge 1981 bis 1991.
8) Der Superpapa ist nur dann ein Superpapa, wenn du ihn nicht brauchst.
Dein privates Netzwerk verdient daher nach dem Auszug die höchste Priorität und Aufmerksamkeit. Suche soziale Kontakte so oft es geht – mit anderen Kiga-Müttern, auf dem Spielplatz, in der Musikschule, in der unmittelbaren Nachbarschaft. Gerade, wenn deine eigene Mutter nicht ums Eck wohnt.
9) Das private Netzwerk ist 1000mal wichtiger als das berufliche!
Es gibt allerdings eine Ausnahme: Die Ex-Schwiegermama. Falls du dich nicht superduper mit ihr verstehst, dann halt sie aus deinem privaten Leben heraus. Gerade, wenn sie ziemlich nah wohnt und es soooo praktisch wäre!
10) Limitiere den Kontakt zur Ex-Schwiegermutter auf ein Minimum.
Mit Minimum meine ich den Zeitanteil, den dein Kind mit der geliebten Oma verbringen will und du das natürlich ermöglichst. Aber nicht, wenn du eine Betreuung in deiner Wohnung (deinem Hoheitsgebiet!) brauchst.
Das gilt übrigens auch für den Ex. Ich weiß, dass du dir nichts sehnlicher wünschst als Frieden mit dem Ex. Falls deiner ein lieber Kerl ist, dann ist das ja auch ok – da gelten dann sowieso ganz andere Regeln als du hier auf dem Blog finden kannst!
Aber für den Fall, dass du annimmst, dass dein Ex eine narzisstische Persönlichkeitsstörung hat, dann setze ziemlich früh deine Grenzen. Für deinen Selbstschutz.
Will heißen: Keine Besuche in deiner Wohnung. Keine gemeinsamen Familienfeiern, wo es sich verhindern lässt. Keine regelmäßigen Telefonate.
Ja, auch wenn er derzeit wieder arg nett zu dir ist. Bei einem echten Narzissten kann das nämlich jederzeit kippen.
11) Alles, was du deinem Narzissten anvertraust, wird dir zu anderer Zeit unvermutet zum Nachteil ausgelegt.
Gerade, wenn du am Anfang noch keinen geschliffenen Alltag als Alleinerziehende hast und noch mit der einen oder anderen Situation haderst, offenbare dich nicht dem Ex! Ich weiß, wovon ich rede! Zumal ich selbst mein Herz auf der Zunge trage.
Was habe ich das schon bereut!
Eine meiner größten Sorgen war natürlich die zu erwartende Einsamkeit. Die kannte ich schon früher zu Single-Zeiten ohne Kind, von daher stand es für mich außer Frage, dass es heftige Phasen geben wird.
Was soll ich sagen?
12) Ja, Einsamkeit ist ein schlimmes Gefühl, aber solche Phasen wechseln sich immer wieder mit Phasen ab, in denen du dankbar bist, dass du nicht mehr mit deinem mutmaßlichen Narzissten zusammen bist.
Ein Preis, den wir gerne bezahlen oder?
Kontakte knüpfen mit anderen, intakten Familien gestaltete sich übrigens als eher schwierig. Manchmal hatte ich so das Gefühl, als ob ich für andere Frauen eine Gefahr fürs traute Eheglück war, weil ich ja solo und bestimmt auf Männerfang gewesen bin, und für die Männer war ich eine Gefahr, weil ich ihren Frauen vielleicht feministische Flausen in den Kopf setzen könnte. Allein durch meine Gegenwart.
13) Zieh dir nicht jeden Schuh an, wenn du nicht mit offenen Armen empfangen wirst.
Nicht jede Ehe ist wunderbar (wer wüsste das nicht besser als wir?), aber wenn wir nur über unseren Status und nicht über unsere Persönlichkeit wahrgenommen werden, dann hat sich ein Achselzucken bewährt.
Deren Problem, nicht deins!
Als Single Mami zu daten und dabei auch noch über 40 Jahre alt zu sein stellte ich mir vor der Trennung als sehr schwierig vor. Zwar mochte ich mich nicht als alte Frau vorstellen, die erst wieder einen Mann kennenlernt, sobald das eigene Kind groß und ausgezogen ist, aber diese Fantasie spukte schon ein bissel im Hinterkopf. Ich stellte zu meiner Überraschung fest:
14) Alleinerziehende sind immer noch marktfähig im Dating-Dschungel.
Man muss nur aufpassen, dass man nicht besonders die Bindungsunwilligen anzieht, wenn man sich eine feste Beziehung wünscht. Aber zum Spaßhaben geht auf jeden Fall immer was!
Zum Abschluss möchte ich auch noch mit einer wichtigen Erkenntnis aufräumen: Ich dachte immer, dass Alleinerziehend zu sein automatisch einem sozialen Abstieg gleich käme. Und dass alle Single Moms an der Armutsgrenze entlangschlittern.
Die Gefahr ist wirklich da, das ist nicht zu leugnen. Über 50 % der von Armut betroffenen sind Alleinerziehende.
Aber es gibt auch die andere Hälfte! Die, die gute Jobs haben und auch in Teilzeit ein Auskommen haben. Die vielleicht nicht in Saus und Braus leben, aber doch auch etwas zurücklegen können und bei denen sogar ein Urlaub im Jahr drin ist.
Ganz ohne Trennungsunterhalt vom Ex!
15) Es gibt auch gutverdienende Single Mütter!
Fazit
Streich nicht zu früh die Segel und knick nicht ein vor alten Glaubenssätzen und Klischees!
Stell dich fest auf den Boden, stemm die Arme in die Hüften und schau dich um:
Wie ist deine Ausgangsposition? Was gefällt dir daran nicht? Was kannst du selbst in die Hand nehmen?
Darauf konzentrierst du dich. Du gehst einen Schritt nach dem anderen. Und selbst, wenn es Babyschritte sind – du wirst feststellen, du kommst voran.
Ich begleite dich gerne dabei. Sprich mich an, falls du einen Brainstorming-Sparringspartner brauchst!
Eine letzte Frage hätte ich aber dennoch: Wenn du schon eine Weile getrennt bist, welche Erkenntnisse haben sich bei dir aufgetan? Schreibe sie in die Kommentare und teile sie mit uns.
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Wie soll ich das alles allein schaffen, hab ich mich gefragt damals – und dann war es im Alltag weniger stressig als vor der Trennung. Der Mann war wie ein zweites Kind in gross und ich habe gemerkt, dass sich absolut alles bis zur Stromrechnung hin halbiert hat. Und den Alltag allein zu schmeißen heisst dann auch, dass alles so läuft, wie Du es willst. Keine Reibungspunkte nirgends. Es wurde leichter, dabei war das Kind erst 15 Monate alt. Nur Mut!!!
Hallo Heidi,
genauso ist es. Ich bin mittlerweile 2 Jahre getrennt und seit diesem Jahr geschieden ??. Mir geht’s so gut, wie lange nicht mehr. Ich hab meine Familie und meine liebsten Mädels zurück, die ich seit über 30 Jahren kenne. Mir Männern hab ich keine Probleme. Nur noch ambulante aufnahme, stationiär bin ich raus ? Manchmal zwickt das Geld ein bisschen, aber es geht immer irgendwie. Hab jetzt beruflich Neues geplant und dass wird toll. Lasst euch nicht unterkriegen Ladies ?
Danke für diesen großartigen Artikel!
Es ist genau so wie Du sagst.Alles halb so schlimm…klar gibt es gute und nicht so gute Tage aber die hat man in Beziehungen auch!Ich habe viele Paare im Freundeskreis und es gibt Gott sei Dank keinen Stress wenn ich mal mit den Frauen losziehe.Die machen sich alle eher Gedanken und würden sich freuen,wenn es mal einen neuen tollen Mann gäbe.:-)
Alles Liebe
Liebe Kathrin,
ja genau – man darf nicht mit einem negativen Tunnelblick durch die Gegend laufen! Es gibt da draußen eine Menge netter Männer, die es verdienen, eine empathische Frau an ihrer Seite zu haben! 🙂
Liebe Grüße
Heidi