So triffst du endlich die Entscheidung zu gehen
So. Jetzt bist du dir nach allem, was du von mir gehört oder gelesen hast und auch was dein Umfeld dir bestätigt hat, sehr sicher, dass du einen toxischen Partner hast. Und siehst ein, dass es so nicht weitergehen kann
Aber ausziehen? Davor graust es dir.
Das Haus ist doch so schön und groß. Du hast so viel Arbeit in den Garten investiert! Und die Kinder können unbehelligt vom Verkehr so schön in eurer Sackgasse mit den Nachbarskindern spielen. Ganz davon abgesehen, dass die Schule gleich ums Eck ist.
Deine Nachbarin ist deine beste Freundin. Kein Wunder: schließlich stehst du ständig bei ihr auf der Matte, wenn es dir mit ihm wieder schlecht geht, und die Nachbarin ist quasi deine Zeugin des Leids, das du tagtäglich erlebst.
Und überhaupt – wer vermietet schon eine Wohnung an eine Alleinerziehende mit zwei Kindern? Und wo soll das dann bitteschön sein – im Scherbenviertel der Stadt? Müssen die Kinder womöglich noch Schule und Kindergarten wechseln?
O je, das kommt noch zur Trennung vom Papa on top dazu!
Und wie sollst du das nur alles finanzieren? Mit deinem Teilzeitgehalt in der Buchhaltung?
Klar bist du bestens informiert: Du bist schließlich Mitglied in mehreren Müttergruppen auf Facebook – auch bei meiner Starken Mütter-Gruppe – und bekommst dort jeden Tag ziemlich viele plastische Beispiele zu lesen, wie es Müttern mit einem toxischen Ex nach der Trennung ergehen kann.
Keine Sorge, Sweetheart: Dein Kopf wird dir IMMER Argumente bringen, weshalb du NICHT ausziehen solltest!
Wir alle waren einmal da, wo du jetzt stehst
Wir haben uns alle ein anderes Leben für uns und unsere Kinder gewünscht: mit einem liebevollen Partner an unserer Seite, der sich kümmert und sich mit Herz und Seele in der Familie engagiert und mit seiner positiven Grundhaltung jeden Knüppel, den das Leben uns im Laufe der Zeit vor die Füße wirft, leichter nehmen lässt.
Aber so isses ja nun mal gerade nicht. Oder?
Und während deine Seele so leise vor sich hinweint und dir immer deutlichere Signale schickt – wie z.B. ständige Migräne („ich zerbreche mir den Kopf“), Schwindel („es zieht mir den Boden unter den Füßen weg“), unsäglichem Juckreiz oder Ausschlag („es geht mir unter die Haut, was gerade mit mir passiert“) oder auch Tinnitus („ich will es nicht mehr hören!“) – so ist dein Kopf immer noch der Körperteil, dem du Gehör und Beachtung schenkst.
Warum?
Wann ist deiner Meinung nach der richtige Zeitpunkt, eine falsche Entscheidung – mit diesem Mann zusammen zu ziehen – aufzuheben und einen neuen Weg zu wählen?
Wann darfst du dich wieder darauf besinnen, welches Leben du eigentlich führen wolltest – damals als junge Frau nach der Schule?
Wann erlaubst du dir, deine Träume wieder zu verfolgen, die dich zu einer glücklichen Frau machen würden?
Ja, jetzt hast du ein oder zwei Kinder und bist nicht mehr so „frei“ wie damals mit 20.
Aber das heißt noch lange nicht, dass du die Sklavin deiner Umstände bis in Allezeit bleiben musst!
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Was ich deinem Kopf erzählen würde
Was, wenn ich deinem Kopf erzählen würde, dass noch jede Alleinerziehende eine Wohnung für sich und ihre Kinder gefunden hat? Und nicht alle Alleinerziehenden im Scherbenviertel wohnen müssen oder zwangsläufig für immer und ewig von Hartz 4 abhängig sind?
Was, wenn ich deinem Kopf erzählte, dass deine Kinder größer werden und sich auch die aktuellen Freundschaften jederzeit verändern können? Und dass dein Kind die beste Freundin oder den besten Freund vielleicht erst in der neuen Wohngegend findet?
Lass mich dir eine Frage stellen: Welche Mutter bist du eigentlich heute? Bist du ausgeglichen, geduldig, liebevoll im Umgang mit deinem Kind?
Wenn du diese Frage mit Ja beantwortest, dann ist es eher erstaunlich, denn dann hat der emotionale Missbrauch durch einen narzisstischen Partner kaum eine Auswirkung auf deine Persönlichkeit gehabt.
Bei den meisten der Mütter, die mir folgen, war es zu Zeiten der Beziehung allerdings anders
Sie waren nur noch ein Schatten ihrer Persönlichkeit, die sie vor der Beziehung mit dem toxischen Mann gewesen waren. Sie waren die meiste Zeit sehr traurig, unglücklich, ungeduldig und verzweifelt. Sie haben sich hilflos mit dem Rücken zur Wand gefühlt und hatten des öfteren so richtig schlimme Ausfälle (du weißt schon – wenn der berühmte Tropfen das Fass zum Überquellen bringt).
Sie haben sich zerrissen, und die Kinder haben das gespürt.
Was sagt dein Kopf dazu, wenn ich ihn jetzt fragen würde, welche Kindheit deine Kinder aktuell erleben? Wie erleben sie dich? Welchen emotionalen Rückhalt finden sie heute bei dir?
Welches Vorbild für dein Mädchen bist du heute?
Welches Vorbild für das Frauenbild deines Jungen bist du?
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Selbst die schlimmste Hölle kann immer noch die bequemste Komfortzone sein
Im Nachhinein hadern viele der Mütter damit, warum sie noch so lange beim narzisstischen Kindsvater geblieben sind. Manche brauchen Jahre, bis sie endlich die finale Entscheidung treffen und den Umzug organisieren.
Mit Hoffnung allein („Ich kämpfe jetzt erst einmal um unsere Beziehung – wir machen jetzt erst einmal eine Eheberatung – vielleicht ändert er sich ja doch?“) lässt sich das nicht erklären.
Denn bei einem Narzissten wird schon nach wenigen Beratungssitzungen bei einem Ehetherapeuten eigentlich sehr deutlich, dass man mit dieser Hoffnung leider aufs falsche Pferd setzt. Sobald das Urteil des Therapeuten fällt und „beratungsresistent“ lautet, müsste man sofort sein Bündel schnüren und sich auf die Wohnungssuche machen.
Müsste man. Müsstest du.
Und doch – so viele harren aus. Lassen sich nach fürchterlichen Streitereien wieder einnorden (beruhigen kann ich hier nicht schreiben – denn die innere Ruhe ist schon lange flöten gegangen).
Nein, ein Narzisst nordet ein – und du folgst artig.
Und verrätst mit jedem Tag, den du länger bei ihm bleibst, deine Träume.
Deine Sehnsucht.
Deine Stärke.
Dein Leben.
Du ordnest dein Leben dem unter, welche Freundschaften dein Fünfjähriger hat. Du ordnest deine Träume dem unter, welchen äußeren Lifestyle du aktuell hast, dabei könntest du dir selbst diesen Lifestyle mit der Zeit wieder erschaffen, indem du dich smart und strategisch weiterbildest und konkrete Jobpläne schmiedest oder dich selbstständig machst.
Letztlich läuft alles auf eine Entscheidung hinaus:
Möchte ich dieses Leben so weiterführen oder es verändern?
Wenn du es verändern möchtest, wird das mit dem Narzissten an deiner Seite nicht gehen. Das ist so klar wie Kloßbrühe.
Also mach dir bitte bewusst: Jeden Tag, den du dich vor der Entscheidung drückst, entscheidest du dich fürdas Leben, das du gerade führst.
Die Dinge, die du gerade erlebst, sind dir dann wichtiger als alles, was jenseits deines Auszugs auf dich wartet: deine emotionale Balance als Mutter. Deine eigene Schutzzone. Dein eigener Freundeskreis, der sich nach der Trennung neu findet. Deine Ausgeglichenheit, die du nur dann erlangen kannst, wenn du in die Klarheit kommst und dich mit den Menschen umgibst, die dich wertschätzen und in deiner Entwicklung unterstützen.
Aber wie schlimm wird mein Leben nach der Trennung?
Sweetheart, keine Frage: Wenn du einen toxischen Partner hast, wird die Zeit nach der Trennung kein Spaziergang im Rosengarten.
Aber das hast du aktuell ja auch nicht.
Deine Chance auf ein besseres Leben hast du nur nach deiner Trennung von diesem narzisstischen Mann.
Deine Chance, emotional zu reifen und dich sicherer zu fühlen und damit deinen Kindern ein wunderbares Vorbild zu sein hast du nur nach deiner Trennung.
Deine Chance, ein anderes Leben zu führen als das, was du jetzt hast, gibt es nur ohne diesen Mann an deiner Seite.
Ja, der wird zwar in deinem Leben noch eine Rolle spielen. Aber ob er die Hauptrolle oder eine Nebenrolle bekommt – als Papa deiner Kinder – ist und bleibt deine Entscheidung.
Wenn du konkrete Unterstützung bei der Planung deiner Trennung brauchst, dann ist mein aktuelles Buch „Zieh endlich aus!“ genau richtig für dich. Das Buch beschreibt Schritt für Schritt, worauf du achten musst, wenn du dich vom toxischen Partner trennst.
Wo stehst du aktuell? Was hindert dich zu gehen? Lass es uns in den Kommentaren wissen.
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Liebe Heidi,
in den ersten Sätzen Deines Artikels finde ich mich absolut wieder. Auch ich habe mich jahrelang nicht getraut auch nur an eine Trennung zu denken, obwohl mein Mann sich zusehends distanzierte und mich abwertete. Ich hatte ständig irgendwelche Ausreden und habe mir eingeredet, ach so schlimm ist es doch gar nicht, da ist ja das Haus, der Garten, die Kinder, die Schule um die Ecke, die netten Nachbarn, ja genau: darunter Freundinen bei denen ich mich mal ausheulen konnte. Außerdem hatte ich in den letzten Jahren für seine Karriere zurückgesteckt und nur noch Teilzeit gearbeitet, wie sollte das finanziell alles funktionieren. Dabei war ich lange nicht mehr ehrlich mit mir selbst und von der einst selbstbewussten Frau war nur noch ein Schatten, ein Mutti, die sich um Kinder und Haus kümmerte, aber keine Liebe oder Wertschätzung erfuhr. Irgendwann musste es mir eines meiner Kinder aufzeigen, durch sein rebellisches Verhalten, dass etwas in dieser Familie schon lange nicht mehr stimmte. Das brachte zuerst mich und dann auch meinen Mann in eine Beratungsstelle, wo Dritte mir sagen mussten: „So verhält sich kein Vater, auch kein Partner in einer gleichberechtigten Partnerschaft“. Danach kam alles wie von selbst ins Rollen. Ich bin immer noch in einer schwierigen Phase, fühle mich aber insgesamt wieder viel selbstbestimmter als vor der Trennung. Irgendwann geht auch diese schlimme Zeit vorbei und ich werde wieder ein glückliches Leben führen. An alle die sich in dem Artikel wiederfinden kann ich nur appelieren, habt den Mut und seid ehrlich zu euch selbst!