Wenn dein Kind in der Pubertät auf einmal die Fronten wechselt

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Sag mal, Sweetheart, kennst du auch nur eine Mutter mit einem erwachsenen Kind und die nicht vom Vater des Kindes getrennt ist, die sagt: „Pubertät? Ist nicht schlimm. Wir haben davon gar nix gemerkt und schwupps – war das Kind volljährig!“

Ich wette, dass es diese Mutter nicht gibt. Und auch keinen Vater.

Alle Eltern verdrehen doch bei diesem Thema die Augen und quetschen ein gequältes Lächeln durch die Lippen. Oder?

Diejenigen, deren Kinder bereits durch die Pubertät gegangen sind, sind heilfroh und machen drei Kreuze im Kalender.

Mein eigener Sohn befindet sich in der Vorpubertät. Er wird bald 12 Jahre alt sein. Ich bin schon sehr gespannt, aber lege zur Sicherheit schon mal den Gurt an und ziehe ihn seeeehr straff.

Ich erwarte nämlich eine sehr turbulente Achterbahnfahrt!

Da soll mich nix aus der Bahn werfen. Ja, durchschütteln ist ok! Und ich hoffe sehr, ich muss mich nicht allzuviel übergeben dabei – ich kann Achterbahnfahren nämlich überhaupt nicht vertragen. ?

Wenn du zu den Müttern gehörst, die aktuell ebenfalls Kinder im Alter zwischen 9 und 15 Jahren haben, dann dürfte die Wahrscheinlichkeit sehr hoch sein, dass du Angst hast, dass der Ex dein Kind derartig manipuliert, dass es in diesem Alter zu ihm ziehen will – obwohl du dich bislang hauptsächlich um die Erziehung gekümmert hast und die Bindung zwischen dir und deinem Kind mega stark ist.

Und genau das wird jetzt zum Problem – äh – zur großen Herausforderung für dich.

Je stärker die Bindung, umso mehr wird sich dein Kind herauskämpfen müssen und gegen dich angehen.

Einfach, weil es das tun muss.

Nicht, weil es das ganz bewusst macht und sich jetzt bei dir rächen will – sondern weil es ein ganz normaler Prozessschritt ist, um zu einem Erwachsenen heranzureifen, der nicht mehr am Rockzipfel der Mutter hängt.

Wenn sich ein Kind von den liebevollen Eltern loslösen will – wer bietet sich da an? Klar, der nicht-akzeptable Freund, der saudumme Sachen anstellt, die die Gesellschaft nicht akzeptiert.

Und falls dieses Kind nicht in einer intakten Familie aufwächst, sondern sich zwischen den Fronten eines hochkonflikthaften Elternpaars wiederfindet – was liegt näher, als sich dem gegnerischen Elternteil zuzuwenden, um das enge, innige Band zum anderen lockern zu können?

Vielleicht ist das zu simpel, und ich bin sicher, Pädagogen haben eine wesentlich differenziertere Sichtweise auf das Phänomen „Pubertät“.

Ich will auch keine Schwarzweiß-Malerei betreiben. Man kann sicherlich nicht alle pubertierenden Jugendlichen über einen Kamm scheren.

Ich weiß nur eins: Ich bin voller Sympathie und habe sehr viel Verständnis für unsere Kinder, wenn sie in das Alter kommen, in dem sie anfangen zu begreifen, was da in ihrer Kindheit passiert ist und immer noch passiert.

Indem sie merken, dass sie zum Spielball geworden sind, dafür da, für Gerechtigkeit zwischen den Erwachsenen zu sorgen, und nicht, um eine schöne, sorgenfreie Kindheit zu haben.

Sie können die Zusammenhänge sicherlich noch nicht voll umreißen, aber ich kann mir gut vorstellen, wie sie sich zwischen den Fronten zuerst ohnmächtig fühlen und dann zum Befreiungsschlag ausholen… müssen.

 

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Was dein Kind zu verstehen glaubt – die Verwirrungsphase

Also falls du gerade Angst davor hast, dass dein toxischer Ex-Partner Euer Kind in der Pubertät dahingehend manipulieren könnte, dass es schließlich zu ihm ziehen möchte, dann kann das in der Tat durchaus passieren.

In der Vorpubertät erwacht ein größerer Gerechtigkeitssinn. Der vermeintlich schwächere Elternteil (das ist meistens der Narzisst) wird als Opfer wahr- und entsprechend in den Schutz genommen. Der vermeintlich stärkere Elternteil (ja, du!) dagegen mehr und mehr mit einem Achselzucken losgelassen.

„Die schafft das schon. Papa leidet doch viel mehr unter der Situation als die Mama.“

Auch wenn du selbst weißt, dass das ja nicht stimmt, weil du in der Trennungshistorie ganz andere Erfahrungen gemacht hast und du natürlich diejenige bist, die vom toxischen Ex an die Wand gedrückt und emotional missbraucht und erpresst wurde – dein Kind kann das noch nicht sehen und verstehen.

Und du solltest dich auch davor hüten, das Kind diesbezüglich aufklären zu wollen!

Jetzt jedenfalls ist die Zeit noch nicht reif dafür. Das kommt noch.

Und doch – ich bin davon überzeugt, dass unsere Kinder ein treffliches Gespür für den Kern der Situation haben: Wenn sie glauben, dass ihre empathische Mutter die stärkere Persönlichkeit hat – im Gegensatz zur narzisstischen Persönlichkeitsstörung des toxischen Vaters – so haben sie ja durchaus Recht, oder?

Selbst, wenn du dich aktuell nicht so fühlst, weil noch alles in dir durcheinander ist und du noch weit von deiner Klarheit entfernt bist: Vertrau mir.

Denn ich vertraue im Gegenzug auf deine Stärke, die definitiv in dir ruht und sich danach sehnt, an die Oberfläche kommen zu dürfen!

Und so, wie ich dir vertraue, dass deine Stärke sich von Tag zu Tag mehr zeigt, so möchte ich, dass du deinem pubertierenden Kind und seinem ganz einzigartigen Reifeprozess vertraust.

 

Was du verhindern kannst

Während du dir einen Kopp darüber machst, was der Ex alles deinem Kind erzählt, was auf fruchtbaren Boden fallen könnte und du dazu immer wieder mit der Situation haderst à la „Warum musste ich mich nur mit einem narzisstisch gestörten Mann einlassen?“ und „Hilfe, ich verliere mein Kind!“ möchte ich dich herzlich dazu einladen, einmal einen mentalen Schritt zur Seite zu treten.

Wenn du mir bereits eine Weile folgst, dann weißt du schon mal eins: Du hast null und nada Kontrolle darüber, was Andere deinem Kind erzählen.

Du hast keine Kontrolle darüber, was andere tun oder denken.

Auch wenn es doch selbstverständlich sein müsste, dass es der gemeinsame Wunsch aller Beteiligten sein sollte, dem Kind den bestmöglichen Start in sein eigenes Leben zu geben! Aber jeder interpretiert „das Beste für dein Kind“ nun mal anders und hoch individuell.

Was der toxische Ex also sagt oder macht und wieviel er erlaubt oder verbietet steht außerhalb deines Einflussbereichs oder gar deiner Kontrolle. Du hast es in der Vergangenheit doch mit Engelszungen bereits versucht, oder?

Du kannst im Übrigen auch nicht der Lehrerin sagen, was sie wie deinem Jungen zu sagen hat. Auch dem Trainer nicht, wie er deinem Kind das Fußballspielen beibringt.

Du kannst auch nicht verhindern oder lenken, wie Andere über dich denken. Welche Urteile und Bewertungen sie fällen.

Also darfst du dir hier erlauben loszulassen.

 

Was, wenn das alles ganz normal ist?

Wenn man den vielen Berichten pubertätserprobter Eltern Glauben schenken darf, gehören auch in intakten Familien Schimpfwörter und Beleidigungen, heftige Wutausbrüche, Rückzug, Müdigkeit, Verpeiltheit, Einsilbigkeit, Schämen für die Eltern, Verführbarkeit, schlechte Schulnoten, übermäßiger Medienkonsum und ganz viel Desinteresse zum Alltag in der Pubertät.

Wieso sollte das in unserem Fall nach der Trennung von einem toxischen Kindsvater anders sein?

Nicht zu leugnen: Dein Kind hat damit einen zusätzlichen Hebel, von dem es weiß, dass es eine emotionale Reaktion bei dir hervorrufen kann.

Wenn es nun mal der Auftrag unserer Pubertiere ist, sich von uns zu lösen, um selbstständig zu werden und sich darauf vorzubereiten, allein leben zu können – dann ist es verständlich, dass sie umso temperamentvoller und heftiger vorgehen, je enger und fester das Band zu uns Müttern ist.

Und verbal heftig um sich schlagen. ?

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Buckle up, Sweetheart!

Falls dein Kind sich jetzt anstellt und die Tür zum Achterbahnsitz für dich öffnet, dann liegt es an dir, wie du diese Achterbahnfahrt mental meistern willst.

Es liegt an dir, ob du denkst: „Oh Gott, das wird ja immer schlimmer!“

oder

„Das ist nur eine Phase – das geht auch vorbei.“

Es liegt an dir, ob du denkst: „Ich habe mein Kind verloren – es ist zum Ex gezogen!“

oder

„Ich habe unser Band gegen ein sehr dehnbares Gummiband getauscht. Mein Kind hat immer etwas, an dem es sich festhalten und den Weg zurückfinden kann.“

 

Wie du diese Zeit am besten überstehst

Suche Kontakt zu anderen Alleinerziehenden oder auch Elternpaaren mit Kindern in der Pubertät.

Ich finde den Gedanken, dass auch andere das gleiche durchmachen wie ich immer sehr tröstlich!

Wenn dein Kind mittlerweile beim Ex lebt und mit viel Krach und Trara ausgezogen ist, schreibe ihm Briefe, die du nicht abschickst. Die sammelst du für die Zeit, wenn es wieder offen ist für einen Dialog mit dir.

Dann kann es dir auch sehr egal sein, was dein Ex für Märchen über dich erzählt – du dokumentierst dagegen deine liebevollen und warmherzigen Gedanken an dein Kind in der Zwischenzeit.

Ganz bestimmt würde ich nicht darum kämpfen, dass das Kind bei mir bleiben soll. Wenn dein Liebstes in der Pubertät auf einmal den Drang verspürt, beim Vater leben zu wollen, lass es ziehen.

Stell dich darauf ein, dass es nach einer Zeit wieder zurückkommen wird, durchaus reumütig und zerknirscht, weil es realisiert, was es dir im Befreiungskampf alles an den Kopf geworfen hat.

Dann ist es an der Zeit, ein sehr tiefgehendes Gespräch zu führen und für Klarheit zu sorgen.

 

Und was machst du sonst so in der Zeit ohne Kind?

Dein Ding, Sweetheart.

Ganz einfach.

Du machst dann ausschließlich Sachen, die dir Spaß machen und zu denen du vorher nicht gekommen bist, als dein Kind noch bei dir wohnte.

Und ganz ehrlich? Gerade wenn dein Kind vor seinem Auszug besonders heftig das Band zu dir zu zersäbeln drohte und jeden Tag die Wände wackelten, dann sei es dir gegönnt, wenn du jetzt erst einmal aufatmest und sich die Showbühne des Erwachsenwerdens zum toxischen Ex hin verlagert.

Viel Spaß auch!

 

Merke dir unterm Strich hauptsächlich das hier: Dein Fokus sollte sich auf dich richten, und nicht auf das Außen, das du eh nicht kontrollieren kannst.

Du bist auch verantwortlich für dein eigenes Leben, nicht nur für das deines Kindes!

Wenn du dich darauf konzentrierst, dass du deine Werte und Grenzen kennenlernst, an deiner mentalen Haltung kontinuierlich arbeitest, und dir ein eigenes Leben in Fülle und mit viel Freude aufbaust, dann ziehst du das Gute an wie ein Licht die Motten.

Du wirst allerdings staunen, wenn die vordem pubertierende Raupe wieder vor der Tür steht, und welch wunderschöner Schmetterling aus ihm geworden ist!

Die beste Zeit mit deinem Kind kommt noch.

 

 

 

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