Bloß keinen Stress – weder mit dem Ex noch der Next!
Mütter mit narzisstischen Ex-Partnern wundern sich ja relativ oft.
Noch zusammen wohnend konnte man es nicht fassen, wie gleichgültig der frühere Geliebte die drohende Trennung hinnahm oder – ganz im Gegenteil – vollkommen ausflippte und eine sehr hässliche Seite zeigte.
Später im ersten Trennungsjahr hast du dich dann wieder gewundert, wie der Ex – der vielbewunderte, fantastisch aussehende Chefarzt mit seiner gepflegten 60-Stunden-Woche – es auf einmal doch schafft, seine wöchentlichen Stunden auf 30 zu reduzieren, um ein Wechselmodell auf Probe zu ermöglichen. Ihm liegt ja so viel an „unseren lieben Kindern Luca und Nina – äh Naomi“. Ist halt schon ein Teufelskerl und ein Delegier-Genie! Der neue, jüngere Kollege braucht ja auch mal seine Chance…
Dann kommt man während der Gerichtsverhandlungen nicht mehr aus dem Staunen heraus. Was hat der Mann gelitten, als Ihr noch ein Paar wart! Du erfährst, dass du dich nur noch um die Kinder gekümmert hast und rund um die Uhr damit beschäftigt warst, sie glücklich und unbeschwert aufwachsen zu lassen.
Er hatte quasi keine andere Wahl hatte als sich mit der Nachtschwester einzulassen.
Männer brauchen nun mal Sex. Hättest du dich mal nicht so gehen lassen, wäre das bestimmt nicht passiert! Nichts törnt mehr ab als Frauen, die nur noch um die Kinder glucken.
Du siehst das Verständnis des Richters und zwinkerst ungläubig mit den Augen.
Stempel: Glucke. Done!
Du wunderst dich noch mehr im Laufe der kommenden Monate. Das Wechselmodell auf Probe funktioniert natürlich nicht für die kleinen Kinder, während organisatorisch die werte Mama des Herrn alles meistert.
Während du denkst: „Hach, das wäre bewiesen, das funktioniert nicht, die Kleinen weinen viel und sind vollkommen durch den Wind – wir schaffen bei der nächsten Verhandlung das bestimmt wieder ab“ musst du feststellen, dass das Kontinuitätsprinzip – und die Rechte des Vaters – alles andere toppen. Ja, auch das Kindeswohl.
Sorry, aber du kannst dazu leider keine valide Stellung beziehen. Du bist die Mutter und aber sowas von subjektiv! Du bist doch die Glucke, erinnerst du dich?
Kleine Kinder müssen auch mal zu ihrem Glück gezwungen werden. Außerdem hat der nette Verfahrensbeistand-Onkel doch gesagt, dass der 4jährige Luca meint, dass er gern bei Papa ist.
Kann sein, dass du das Wort „bindungsintolerant“ noch nicht kanntest, als du dich getrennt hast. Sei versichert – du wirst das Wort noch kennenlernen.
Dass du als ordentliche Glucke auch der Meinung bist, dass es gut ist, wenn die Kinder eine gute und schöne Beziehung zum Vater aufbauen, bleibt irgendwie außen vor.
Dass du jahrelang in der Beziehung und Ehe versucht hast, Elternzeit für eine gemeinsame, tiefe Bindung zu den Kindern herzustellen, und gerade diese misslungenen Bemühungen dazu geführt haben, dass du dich getrennt hast, bleibt ebenfalls unberücksichtigt.
Dass man gerade durch den Deal mit dem Ex-Partner zur Hauptbezugsperson mit der größeren Bindung zu den Kindern wurde („Du die Kinder, ich die Karriere und damit die Kohle!“) erwähne ich hier nur am Rande. Du weißt das ja eh.
Nein, du darfst nur die unschönen Seiten des Klischees für dich in Anspruch nehmen, du Glucke!
So gehen die Jahre nach der Trennung dahin – eine Überraschung folgt auf die nächste.
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Mittlerweile kennst du dich in Jura besser aus als in der Bindungstheorie, denn dein Ex stellt einen Antrag nach dem nächsten vor Gericht. Zwar bist du mit dem Verfahrensbeistand noch nicht per Du (Gott bewahre!), aber dein Anwalt lädt dich und die Kinder schon mal öfters zum Grillen in den heimischen Garten ein und zeigt dir stolz den Swimmingpool und die Sauna, die er erst seit kurzem hat einbauen lassen. Dass er das nur mit deinem Geld machen konnte, was du dir von deinen Eltern und Freunden zusammengesammelt hast, um seine Gebühren bezahlen zu können, darfst du dir nur denken, aber sprichst es besser nicht laut aus.
Was keine Überraschung für dich ist: Die Nachtschwester ist jetzt in das Haus gezogen, das du mit den Kindern verlassen hast.
„Na, viel Spaß mit dem Mann!“ denkst du dir noch. Und wischst dir gedanklich den Schweiß von der Stirn, weil du diese Zeit hinter dir hast. Wenigstens das!
Doch dann – bäm! Die nächste Überraschung.
Aus Faktor EX für deine Gemütslage im Alltag wird Faktor XY. Denn du erhältst deine erste SMS oder WA-Nachricht von der Next.
In der sie dich bittet, doch den Kindern beizubringen, wie man sich anderen Menschen gegenüber verhält, denn die Kids wären ja unmöglich ihr gegenüber! Und du ihnen doch bitte immer saubere Klamotten mitgibst. Sie wäre ja hier schließlich nicht zum Wäsche waschen da, denn wenn es am gleichen Tag noch zum wichtigen Dinner mit dem Klinikchef Herrn Pusemuckel geht, hat sie keine Zeit für den Extra-Stress! Am Ende der Nachricht steht dann noch, dass es ihr das Herz bricht, wenn sie ihren Mann so den Tränen nahe erlebt, weil du offensichtlich den Kindern gegenüber durchblicken lässt, dass ihr Vater das Allerletzte ist. Und du mögest doch bitte darauf achten, was du deinen Kindern über sie erzählst. Sie selbst hat ja keine Kinder (sie üben aber fleißig (giggel), aber das weiß man auch so, dass man Kindern das nicht so sagen darf!
Langsam dämmert es dir: Eine neue Dimension tut sich auf im Stress mit dem Ex.
So. Wie gehst du jetzt damit um?
Gar nicht.
Solche Nachrichten ignorierst du. Keine Antwort. Weder kurz noch lang.
Nicht dein Zirkus, nicht dein Affe!
No Contact! gilt auch für die Next vom narzisstischen Ex.
Lass dich auch nicht dazu verleiten, zu denken, dass die Next ein Biest ist. Eine Next von einem Narzissten steht ganz am Anfang einer Erfahrungskette, die du schon gemacht hast.
Du konzentrierst dich einzig und allein auf die Sorgerechtsthemen, die du mit dem Ex klären musst. In einem von dir aufgestellten, geschützten Rahmen. Und nur dein Ex ist dein Ansprechpartner, nicht die Next.
Mach dir immer wieder klar: Du weißt nicht, was der Ex seiner Freundin / neuen Frau erzählt hat, um sich beliebt zu machen und einen Bündnispartner zu finden.
Du musst damit rechnen, dass er das Blaue vom Himmel heruntergelogen hat.
Kennst du den Begriff der Triangulation? Darunter versteht man eine Manipulationstechnik über drei Ecken. Am erfolgreichsten, wenn man an einer Strippe zieht (in dem Fall die aktuelle Frau), die sich daraufhin erregt als Stellvertreterin einmischt und die frühere Partnerin (also dich) angeht. Und letztendlich du diejenige bist, die tanzt (oder emotional ausflippt).
Zwei sorgen für narzisstische Energiefurore – und einer kann sich entspannt und gesättigt zurücklehnen.
Deine Aufgabe ist es also, diese Energiezufuhr zu stoppen, indem du einfach nicht reagierst. Dein Gefühl gegenüber der Next sollte daher auch nicht Wut sein, sondern eher Mitleid. Die Frau hat leider (noch) nicht den Durchblick, den du schon gewonnen hast.
Bedenke trotzdem: Es ist nicht deine Aufgabe, sie aufzuklären. Lass da besser los.
Wie siehst du das? Hast du schon eine Next, die versucht hat, dich direkt zu kontaktieren? Ich freu mich auf deinen Kommentar weiter unten.
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ich habe mich fast totgelacht, in diesem Artikel, bezüglich der Kindernamen. Äh, Naomi. In den 18. Jahren des erwachsen werdens, meiner Tochter, hat Ihr Erzeuger sie immer wieder Corinna genannt. Das war seine Nichte!!!!!
Unfassbar 😉
So weit, dass sie mich kontaktiert ist es glücklicherweise noch nicht, aber sie gibt Ratschläge, wie unsere pubertierende Tochter am besten mit der Situation umgehen kann. Seit es die „Next“ gibt, geht es meiner Tochter schlecht, was natürlich nur semi den Kinds Vater interessiert, denn er ist ja gerade Falling in Love! Deine Artikel helfen mir glücklicherweise immer in der Wut, wenn es dem Kind wieder mal schlecht geht, einen kühlen Kopf zu bewahren. Leider geht dieses no contakt schwer, weil er sich dann in meiner Zeit mit dem Kind verabredet.