Wenn du mir schon eine Weile folgst, dann weißt du, dass ich Müttern mit toxischen Ex-Partnern die Grauer-Stein-Methode empfehle. Ich habe dazu schon relativ früh einen Blogartikel geschrieben, auf den ich immer wieder verweise, wenn es um das Trainieren einer gelasseneren Haltung gegenüber dem Kindsvater geht.

Die Grauer-Stein-Methode ist auf jeden Fall schon mal ein erster Schritt in eine neue mentale Haltung, die dir in jedem Fall etwas bringen wird.

Das ist gerade dann angesagt, wenn dein Kind noch sehr klein ist, du gerade erst frisch getrennt bist und noch zitterst, wenn er für die Kindübergabe an der Tür steht.

Diese Methode ist allerdings unter einem ganz bestimmten Aspekt mit Vorsicht zu genießen. Mehr dazu weiter unten.

 

Wann solltest du die Grauer-Stein-Methode anwenden?

Immer dann, wenn ein striktes „No Contact!“ nicht geht. Und das ist für uns Mütter einfach keine Option, so lange wir das gemeinsame Sorgerecht mit toxischen Kindsvätern teilen.

 

So funktioniert die Methode im Alltag

Für diese Methode verinnerlichst du dir das Bild eines regungslosen, unzerstörbaren Steins, an dem alle Stürme, Dreck und Unrat in der Begegnung mit dem toxischen Ex abprallen.

Das heißt im Klartext: Du machst dich maximal langweilig und bietest ihm von dir aus nichts an, auf das er sich stürzen und sich – als gepflegter Energievampir – ernähren kann.

Du schließt die Pforten zur Adhoc-Kommunikation, sprich du erlaubst ihm nicht mehr, dich über Whatsapp oder andere Messenger-Chats zu erreichen.

Wenn du eine Email schreibst, dann beziehe dich auf Fakten, an denen nicht herumgedeutet werden kann, wie z.B. genaue Uhrzeiten („Der Elternabend ist am soundsovielten um 19 Uhr.“)

Du erzählst oder schreibst nichts Privates über dich. Auch nicht das geringste Detail.

Halte dich bedeckt über deinen neuen Lifestyle oder besondere Anschaffungen. Dein Kind wird es zwar erzählen, wenn die Neuerung eine große Bedeutung für Euer Zuhause hat – aber wenn du es bei dir daheim betont unter den Tisch fallen lässt, dann vergisst dein Kind es auch eher, dem Papa beim nächsten Umgang davon zu erzählen.

Denke dran: Du willst nicht wirklich den Neid von deinem toxischen Ex wachrufen, auch wenn es noch so reizvoll ist, ihm zu bedeuten, was du seit Eurer Trennung alles geschafft hast!

Narzissten müssen über allem und jeden stehen, es ist für sie unerträglich, sollten ihre Ex-Frauen sie überholen und subjektiv erfolgreicher sein als sie selbst.

Du sprichst oder schreibst nicht über die Vergangenheit, um ihm die Möglichkeit zu nehmen, dich wieder anzugehen.

Steht er dir hasserfüllt oder wütend gegenüber, schaust du entweder durch ihn hindurch oder fixierst einen Punkt an der Wand hinter ihm.

Mach dich in der persönlichen Begegnung maximal langweilig. „Hmmm.“ „Ach so.“ „Schaun wir mal.“ „Das werde ich mir überlegen.“ sind wunderbare Grauer-Stein-Antworten.

Versuche ansonsten, so weit wie möglich einfach nur einsilbig mit Ja oder Nein zu antworten.

Solltest du auf einer Veranstaltung des Kindes auf ihn treffen, stelle ihm möglichst keine Fragen, um so ein Gespräch mit ungewissem Ausgang zu initiieren. Du antwortest auf seine Fragen wie oben beschrieben, aber du zeigst von dir aus kein Interesse, ein Gespräch mit ihm zu führen.

Lächle unverbindlich. Ja, ich mag schon fast sagen: Nimm eine professionelle Haltung deinem Ex gegenüber an. So wie du im Job auch mit schwierigen Kunden umgehen lernen musst – da kannst du deine wahren Gefühle auch nicht zeigen.

Dein Ziel sollte es jedenfalls sein, eine Unterhaltung mit dir uninteressant und langweilig werden zu lassen.

Emotionen müssen unbedingt draußen bleiben – denk an den Energiekreislauf, den der toxische Ex gerne am Leben halten möchte!

Vorwürfe, Drama, gar Tränen und Verzweiflung sind willkommene Reaktionen für ihn – gönne sie ihm einfach nicht mehr.

Hast Du demnächst einen wichtigen Termin vor Gericht?

Ich helfe dir bei der mentalen Vorbereitung.

 

Wann du mit der Grauer-Stein-Methode vorsichtig sein musst

Das ist immer dann der Fall, wenn du bei Gericht um das Sorgerecht oder das Aufenthaltsbestimmungsrecht für dein Kind kämpfen musst, und du gerade mit fremden Augen begutachtet wirst.

Pass auf, dass du den gängigen Väterlobby-Argumenten (Stichwort: Bindungsintoleranz) der Gegenseite kein Futter gibst.

Du musst während eines laufenden Verfahrens unbedingt beweisen, dass du ein kooperativer Elternteil bist.

Du wendest die Grauer-Stein-Methode in dem Fall am besten hauptsächlich in der persönlichen Begegnung mit dem Ex im privaten Umfeld an, so wie oben beschrieben. Du darfst dich schützen!

Selbstverständlich erwähnst du mit keinem Ton, dass du die Grauer-Stein-Methode benutzt – keinem Richter, Gutachter, Verfahrensbeistand und Jugendamts-Mitarbeiter gegenüber. Logo!

Dagegen solltest du dir überlegen, die Methode dort aufzuweichen, wo es um die schriftliche Kommunikation geht.

Beispiel: Du schreibst von dir aus Emails, um bestimmte Fakten zu dokumentieren, wenn du ein bestimmtes narzisstisches Muster belegen willst, z.B. Manipulationen beim Kind.

Sollte also dein 6jähriges Kind nach einem Umgangswochenende nach Hause kommen und davon berichten, dass der Papa ihm gesagt hat, dass du viel zu streng bist und es bei ihm viel mehr Freiheiten hat, dann wäre eine entsprechende Email durchaus angeraten:

„Hallo Bernd, Lukas hat mir heute erzählt, dass du ihm gesagt haben sollst, dass ich zu streng mit ihm bin und er bei dir mehr Freiheiten hat. Ich möchte dich bitten, im Sinne einer positiven Elternschaft, solche Aussagen in Zukunft nicht mehr zu machen, damit das Kind nicht verwirrt wird und in einen Loyalitätskonflikt gerät. Grüße, Maria“

Dein Vorteil: Du sammelst auf diese Weise schriftliche Belege für deine Kooperations- und Kommunikationsfähigkeiten und in diesem Beispiel auch Belege für seine Manipulationsversuche am Kind. Das kann später einmal enorm wichtig werden, um bestimmte narzisstische Muster aufzudecken.

Sind dagegen alle Verhandlungen schon gelaufen und du musst dich „nur“ noch im Alltag mit dem toxischen Ex auseinandersetzen, würde ich mir auch diese Emails sparen. Überlege es dir im Einzelfall, was für dich stimmig ist.

Achte bei deiner Kommunikation unbedingt auf Folgendes:

  • Frage dich: Was will ich mit dieser Email erreichen?
  • Beschränke dich rein auf die Fakten.
  • Selbstredend: Keine Emotionen!
  • Schau, dass du dich auch nicht rechtfertigst.
  • Lies vor dem Abschicken nochmals drüber: Kann wirklich kein Außenstehender hineindeuten, dass du den Konflikt zusätzlich anstacheln willst? Hast du darauf geachtet, dass keinerlei Attacken deinerseits drinstehen? Ist die Email ohne Hohn, Sarkasmus und Ironie?

Halte bitte stets im Hinterkopf, dass du dich in jeder (!) schriftlichen Kommunikation als der psychisch gesunde Elternteil beweist.

 

Zusammenfassung

Wir sprechen also besser von verschiedenen Grautönen, die du anwenden solltest, je nachdem, in welcher Phase du gerade steckst.

Du kannst es dir ganz einfach merken:

Du hast derzeit keine Verfahren laufen – dann wendest du die Grauer-Stein-Methode im vollen Umfang an und schreibst nur die absoluten Must-Do-Emails im Rahmen des geteilten Sorgerechts zu den Themen, die du abklären musst. Persönliche Kontakte gestaltest du so langweilig wie möglich, damit er das Interesse daran verliert.

Sofern du vor oder mitten in einem Gerichtsverfahren stehst, gehst du differenzierter vor. Du wendest die Grauer-Stein-Methode am besten hauptsächlich in der persönlichen Begegnung zu deinem Schutz an und schreibst aber dazu Emails, die dir für deine Dokumentation sinnvoll erscheinen.

Welche Erfahrungen hast du denn mit der Grauer-Stein-Methode gemacht? Hinterlasse doch bitte einen Kommentar weiter unten und teile sie mit den anderen Müttern. Vielen Dank!

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