Wirst du Heiligabend auch allein sein? Vielleicht sogar komplett an Weihnachten?

Vielleicht hat ja heuer dein Ex-Partner die Kinder. Oder du bist allein mit deinem einzigen Kind. Egal, wie man es dreht – es fühlt sich verdammt einsam an.

Nee, so war das nicht abgemacht gewesen – damals, als Ihr eure Kinder bekommen habt. Das Klischee der fröhlichen Familie am geschmückten Weihnachtsbaum geistert auch vor deinem inneren Auge. Alle verbringen super glücklich und zufrieden eine schöne Zeit. So gehört sich das.

Ja ja.

So, jetzt schalten wir beide wieder den Verstand ein. Kannst du dich an ein Weihnachten in den letzten Jahren erinnern, was so entspannt und glücklich ablief? Kannst du dich überhaupt an so ein schönes Weihnachten erinnern, z.B. aus deiner Kindheit? Wahrscheinlich eher letzteres (unser Gedächtnis ist nämlich besonders freundlich zu uns – und speichert mit Vorliebe die schönen Ereignisse).

Waren die letzten Weihnachten zusammen mit deinem Ex-Partner wirklich so schön?

Oder bist du im Grunde nicht auch ein kleines bisschen froh, dass du dich nicht mehr verbiegen musst, und dass du DAS nicht mehr erleben musst?

Ich muss gestehen, ich kann mich auch nicht frei machen von dieser sentimentalen Vorstellung einer Familien-Weihnacht. Als kinderloser Single hatte ich noch ein paar mehr Wahlmöglichkeiten, diese Zeit alternativ zu verbringen (auch wenn das damals schon ein Krampf sein konnte, wenn alle zu ihren Familien gingen, selbst wenn es nur die eigenen Eltern waren). Aber in jungen Jahren hatte ich mindestens eine gute Freundin, die ebenfalls allein war, da konnte ich noch wunderbar adhoc etwas improvisieren, ohne gleich zu spießig zu werden.

Es ist, wie es ist (wie der Amerikaner gerne sagt). Wir beide können die Tatsache – Weihnachten kommt! – nicht leugnen, unsere Wunschvorstellungen genauso wenig, und vor allem können wir unsere Vergangenheit nicht mehr beeinflussen.

ABER: Wir können selbst entscheiden, wie wir diese kritischen Tage gestalten, dass es uns trotz aller Widrigkeiten gut geht. Das ist jetzt unsere Aufgabe. Wir zwei machen das Beste aus dieser Situation. Kopf in den Sand stecken gilt nicht!

Als erstes überlegen wir uns, was wir am aller-allerliebsten machen

Zum Beispiel, wenn wir einen Tag Urlaub haben. Oder einen freien Sonntag.

Meine Sonntags-Liste sieht da so aus:

  1. Lesen
  2. Eine schöne Radiosendung hören
  3. Eine tolle CD / Platte auflegen (an alle jetzt ratlosen Leser: Dies ist ein Blog für die Über-45-Jährigen! 🙂 )
  4. Einen ermutigenden Film anschauen
  5. Wenn gerade ziemlich viel los ist im Hirn: einen Brief schreiben („Was ich dir schon immer mal sagen wollte, mich aber nie getraut habe“). Der Brief wird nie abgeschickt, aber es kann gut sein, dass ich ihn zu meinen Unterlagen lege und für die Ewigkeit aufbewahre. Oder am nächsten Tag zerreisse.
  6. Wenn ich voller Wut bin: Mich hinsetzen und mich dabei aufnehmen, wie ich die ganze Wut herausbrülle. Das ist echt cool! Probiere das mal aus – du merkst sofort, wie es wirkt! Die Wut ist danach wie weggeblasen. Gut abspeichern und dafür sorgen, dass es dein Kind nie, niemals und never ever jemals zu hören bekommt!
  7. Wenn es kalt ist: ein schönes, heißes Bad. Mit Kerzen. Vielleicht auch einem Prosecco. (Kein Prosecco, wenn Alkohol bei dir ein Thema ist 😉 ) Nimm den Bluetooth Lautsprecher mit ins Bad und lass das Smartphone oder dein iPad die Musik streamen.
  8. Nicht zu vergessen: Essen! Irgendetwas Schönes, Leckeres. Soulfood quasi.
  9. Mit dem Hund einen schönen, langen Spaziergang machen. Gedanken fließen lassen.
  10. Jemanden anrufen, der mir viel bedeutet oder den ich sehr schätze. Und der Person das auch sagen.
  11. Spontane Idee umsetzen.

Wie sieht deine Liste aus?

Nimm sie jetzt her und lege die Weihnachten-Schablone darüber. Bei mir sieht das z.B. so aus:

Meine Lieblingstätigkeit

Gut für Weihnachten?

1.       Lesen Sehr gut. Vorher noch stöbern und Bücher einkaufen, damit ich bestens versorgt bin. Am liebsten Bücher, die mich weiterbringen und ermutigen.
2.       Schöne Radiosendung Achtung – es könnte zu weihnachtsduselig werden. Erst recherchieren, was im Radio kommt. Nur anschalten, wenn es wirklich passt und mich nicht runterzieht.
3.       Tolle CD/Platte/Musik Geht immer.
4.       Film anschauen Fernsehen dürfte kontraproduktiv sein. Lieber einen weihnachtslosen Film streamen, den man immer schon mal schauen wollte. Kino ist auch keine gute Idee, es könnte eine ziemlich trostlose Erfahrung sein, mit einem oder zwei anderen einsamen Hansels im riesigen Kinosaal zu hocken. In jedem Fall: Besser Komödie als Drama!
5.       Brief schreiben Wenn es mir an dem Tag ein Bedürfnis ist.
6.       Brüll-Audiofile Wenn es mir an dem Tag ein Bedürfnis ist 😉 Dürfte in dem Fall ein ziemlich unspießiger Heiligabend werden…
7.       Heißes Bad Wenn die Temperaturen sinken und es Abend ist. Schöner Plan!
8.       Essen Au ja! Heute ist alles erlaubt – bis auf schlechter Geschmack! Wenn schon ordentlich Kalorien, dann hochgradig leckere und nicht ’ne olle Pizza aus dem TK-Fach. Du, das ist echt wichtig! Nichts ist frustrierender als Alltagsfraß an so einem Tag. Gönn‘ dir den Glanz und das Geschmacksfeuerwerk an Deinem Gaumen. Plane rechtzeitig vorher, suche dir ein schönes Rezept, und leg los. Zeit hast du ja genug – es sei denn, du hast zu lange in der Badewanne getrödelt 😉
9.       Lange Gassi gehen Geht ja eigentlich immer. Wie – du hast keinen Hund? Biete dich dem Nachbarn doch als Gassigänger an – der ist vielleicht ganz froh über ein solches Angebot.
10.   Telefonieren Kommt darauf an: Wenn man ahnt, dass derjenige gerade eine Menge Stress hat, lässt man es besser. Lieber jemanden anrufen, der genauso einsam ist und zu weit weg wohnt. (Es stellte sich ansonsten noch die Frage, warum Ihr nicht zusammen feiert, wenn Ihr nah beieinander wohnt!)
11.   Spontane Idee umsetzen An dem Tag hinsetzen und sich lauter verrückte Sachen überlegen. Und eine davon umsetzen. Wie spontan bist du?

Überlege dir mal, ob du das Fernsehen an dem Tag nicht komplett aus lassen kannst. Ich weiß nicht, wie es dir so damit geht, aber ich fühle mich immer irgendwie besoffen oder bedudelt, wenn ich längere Zeit geschaut habe, so als ob mein Hirn durch die Waschmaschine gezogen wurde. Halte Hirn und Herz besser wach an dem Tag! Du willst dich doch gut fühlen, oder?

Und wie schaut deine Liste aus, wenn du allein mit deinem Kind bist?

Ganz einfach: Wenn es schon groß genug ist (so ab ca. 7 Jahren) frag es, worauf es selbst Lust hat. Bis zur Bescherung kann es ja ziemlich lange dauern und damit auch sehr anstrengend werden. Auch das Kind muss nicht den ganzen Tag vor der Glotze hängen. Überlegt Euch rechtzeitig vor Heiligabend ein lustiges Spiel, lest ein schönes Buch abwechselnd (oder nur du liest vor), schmückt gemeinsam den Baum, kocht zusammen. Selbstredend: es wird nur das gekocht, was das Kind auch essen möchte! Bloß keinen Erziehungsstress an dem Tag, heute kannst du ruhig mal fünfe gerade sein lassen.

Das würde ich an deiner Stelle nicht tun:

  • Arbeiten (es sei denn, du fühlst dich danach voller Energie)
  • Ablage (o Graus – so verzweifelt kannst du doch nicht wirklich sein, oder?)
  • Dich betäuben (mit was auch immer) – besser ablenken vom Gedankenkarussel
  • Putzen
  • Stress verbreiten
  • Dich selbst unter Druck setzen oder dir etwas vormachen

Wirst du weinen?

Vielleicht. Und wenn schon – dann wird halt geheult. Lass es fließen, ist schon ok. Aber danach: ordentlich ins Taschentuch schnäuzen, Augen trocknen – und nach vorne schauen.

Dieser Tag geht auch vorbei – genauso wie jeder andere auch. Versprochen.

Alternativen

Es gibt natürlich noch viel sinnvollere Alternativen zu meiner Liste oben. Das ist ja auch meine Liste, sie passt zu mir und meinem Alltag – und vor allem zu meiner jetzigen Gemütsverfassung, die derzeit sehr gut und stabil ist. Es ist ja auch „nur“ ein nicht näher definierbares Unbehagen, wenn ich über Heiligabend oder Weihnachten allein nachdenke und versuche, das Beste aus der Situation zu machen. Und mich darauf konzentriere, nur das zu machen, worauf ich an dem Tag Lust habe.

Ginge es mir viel, viel schlechter – dann würde ich etwas ganz Anderes machen. Dann würde ich überlegen, mich als Ehrenamtliche an Heiligabend zur Verfügung zu stellen. Nur raus und unter Menschen! Es gibt immer Leute, denen es schlimmer geht als einem selbst – noch einsamer, noch älter, noch ärmer, noch kränker, noch verzweifelter. Und denen man dann etwas davon abgeben kann, was man trotz aller Probleme im Überfluss hat – Hände oder Füße, Wissen, Wärme, ein Ohr zum Zuhören.

Wetten, dass es dir danach besser geht?

Anderen zu helfen heilt das geschundene Selbstwertgefühl, die eigenen Probleme treten in den Hintergrund – und wer weiß? Vielleicht verlieren sie dadurch auch ihre Macht über deinen Gemütszustand. Und während Deine Seele sich langsam immer besser fühlt, verschönerst du gleichzeitig anderen Bedürftigen diesen Tag. Gibt es etwas Besseres als eine solche Lösung?

Wie denkst du darüber? Hast du jetzt eine konkrete Vorstellung, wie du die Tage verbringen wirst?

Ich freue mich über deine Meinung!

Ich wünsche dir von Herzen schöne Feiertage, lass es dir gut gehen!

Heidi