Wenn der toxische Ex auf einmal nett zu dir ist

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Glaubst du an Veränderung? Glaubst du daran, dass Menschen sich verändern können, sprich einsichtig werden und sich anschließend aus Kräften bemühen, ihre Umstände und ihr Leben zu verbessern und vergangene Fehler wieder gutmachen wollen? Die nicht nur Lippenbekenntnisse von sich geben, sondern tatsächlich Schritt für Schritt nach vorne gehen und ihre Transformation damit auch umsetzen?

Ich glaube daran. Ich bin davon sogar mehr als überzeugt davon.

Das geht wirklich!

Ich erlebe ganz viele Mütter, die sich auf diesen Weg machen.

Die sich sagen: „So geht es nicht weiter. Ich muss etwas ändern. Ich fange bei mir an. Schritt für Schritt.“ Und man kann förmlich zusehen, wie sich diese Frauen verändern. Wie sie immer ruhiger werden. Reifer. Souveräner.

Sie schauen sich die Fehler an, die sie in der Vergangenheit begangen haben – im Umgang mit dem Ex in der Beziehung. Im Umgang mit dem Ex nach der Trennung. Im Umgang mit ihren Kindern.

Sie erkennen, wie sie schon in frühester Kindheit dazu konditioniert wurden, immer lieb und artig zu sein und es allen recht zu machen. Dass genau dieses Verhalten sie in die Arme eines narzisstisch gestörten Mannes getrieben hat.

Sie begreifen die Zusammenhänge zwischen der gefühlten Hilflosigkeit gegenüber dem Ex und ihrer Dünnhäutigkeit nach einer seiner Gemeinheiten, wenn sie heftiger als gewollt auf ihre Kinder reagieren, die gerade ihre Grenzen ausloten. Obwohl sie es doch wissen, dass sie ruhig und besonnen mit den Kindern umgehen sollten!

Auf ihrer Reflektionsreise stellen sie irgendwann einmal fest, dass sie sich nicht mehr schämen müssen. Weil sie doch so gut ausgebildet sind, sich in den Themen rund um Psychologie und Therapie und Pädagogik verdammt gut auskennen, und sie trotzdem auf so einen extrem bösen Mann hereingefallen sind. Sie verstehen, dass es fast unausweichlich gewesen ist.

Sie verstehen, dass sie ein Teil eines Magnet-Pärchens gewesen sind.

Und schließlich setzen sie mehr und mehr um. Sie saugen alles auf, um zu verhindern, dass so ein Alptraum sich nochmals wiederholt. Sie lernen verdammt viel über ihren Selbstwert, über ihre Trigger, über ihre Bedürfnisse und Werte.

Sie verwandeln nach und nach ihre Sichtweise – weg aus der gefühlten Hilflosigkeit hin zu den Möglichkeiten, die sie haben, um sie am Schopfe zu packen und nicht mehr loszulassen.

Hin zu den Optionen, die sie kontrollieren können.

Die Not ist nämlich groß. Denn ihr Leid betrifft nicht nur sie selbst, sondern vor allem auch ihre Kinder.

Daher muss etwas geschehen. Es MUSS sich etwas ändern. Aber nur SIE SELBST können sich verändern.

Und diese Mütter gehen los. Erst zaghaft, mit kleinen Babyschritten. Dann immer größer und bestimmter auftretend.

Es ist eine Freude, einer solchen Transformation zuschauen zu dürfen.

Ja, ich glaube wirklich daran. Menschen können sich verändern!

 

Mit einer Ausnahme – den narzisstisch gestörten Persönlichkeiten

Ein ganz wesentliches Merkmal einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung ist die fehlende Fähigkeit zur Reflektion.

„Was – ich??? Ich bin doch toll – die anderen spinnen rum! Ich bin perfekt, ich habe keine Fehler! Wenn nur alle so wären wie ich gäbe es weniger Probleme in der Welt!“

Wenn sie dann mal durch äußeren Druck zu einer Therapie genötigt werden, wissen sie eigentlich nicht, warum sie da sitzen. Also arbeiten sie nicht mit, die Worte des Therapeuten berühren sie nicht und rauschen von einem Ohr zum anderen vorbei.

Wenn sie sich als Opfer sehen (und wir kennen das, oder?), dann erwarten sie, dass der Therapeut das heilt. Aber pronto.

Nur andere haben die Pflichten – und zwar ihnen zu helfen und ihnen zu dienen, bitte schön – sie selbst haben dagegen alle Rechte.

Diese Überheblichkeit hat durchaus einen Sinn – ihre Seele schützt damit ihr Selbstbild, denn ihr Selbstwert ist noch niedriger als unser eigener, der schon beschissen ist, wenn wir am Anfang unserer Reise stehen.

Nur während wir Empathinnen uns insgeheim sagen „Oh, ich bin es nicht wert, dass man mich gut behandelt / mir gutes Geld für meine Arbeit bezahlt / ich Grenzen setzen darf / ich Spleens oder besondere Vorlieben haben kann“ sagt sich der krankhafte Narzisst eher: „Ich erwarte, dass du mir gegenüber einen überhöhten Wert spiegelst, den ich eigentlich nicht habe, aber wehe, du machst das nicht!“

So weit, so gut.

Jetzt bist du eine Weile getrennt, hast einen Höllenritt mit dem Ex schon hinter dir.

Du hast schon viel gelernt darüber, wie er tickt und vor allem, wie er austickt und wie er die Marionettenfäden aller Beteiligten inklusive der Kinder ziehen kann.

Du hast mitbekommen, welche dreisten Lügen er vor Gericht erzählen kann ohne mit der Wimper zu zucken.

Du hast erleben müssen, wie er dir hämisch den Unterhalt mal da oder dort nicht bezahlt hat, so dass du wieder die Rennerei hattest mit den Ämtern oder in Geldnot kamst, weil der Unterhalt so ein wichtiger Bestandteil deines Finanzalltags ist.

Du hast den Hass in seinem Gesicht gesehen, nachdem es kurz vor der Kindübergabe eine Eskalation wegen irgendeiner Kleinigkeit gab. Diese Grimasse, die dich in ihrer Wucht und negativer Energie fast umgehauen hat.

Und du bekommst mit, welche Stories er den Kindern am Umgangswochenende erzählt, und wie perfide er schon die Kleinsten versucht zu manipulieren, da die Kinder dich fragen, warum du immer so böse dem armen Papa gegenüber bist.

 

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Und auf einmal ist er nett zu dir?

Da kommt auf einmal eine verständnisvolle und nette Email vom Ex, sachlich und ohne Vorwürfe geschrieben.

Vielleicht sogar eine Entschuldigung. Oder besser: eine Art von Entschuldigung, er tut sich ja doch recht schwer damit.

Dass es ihm leidtut, dass der Streit so eskaliert sei in den letzten Monaten, und er nicht verstünde, wie das passieren konnte.

Und ob Ihr nicht für die Kinder es nochmal probieren könntet, alles im Guten und unter Euch zu regeln?

Oh Heiland – er hat sich gewandelt! Er hat es eingesehen! Alles wird jetzt anders. Halleluja!

Du kannst es kaum fassen und reibst dir verwundert die Augen.

Sweetheart, das ist eine Falle. Vorsicht!

In der Regel haben wir schon so lange auf ein Friedensangebot gewartet, dass wir dazu tendieren, gleich mit wehenden Fahnen ins gegnerische Lager rüberzurennen und wieder alle Flanken aufzumachen.

Wir sehen uns schon gemeinsam Kaffee trinken, während die Kinder glücklich und ausgelassen im Garten herumtollen, weil die Eltern sich endlich wieder gut verstehen und lieb zueinander sind!

Zwar ohne, dass du gleich wieder mit ihm zusammenziehst – du bist ja schon froh, dass du es bis hierhin geschafft hast – aber du trägst im Grunde deines Herzens immer noch das Bild der kooperativen Elternschaft in dir, in dem alle wunderbar harmonisch und respektvoll im Patchwork miteinander umgehen, aber jeder sein eigenes Leben führen darf.

Und die Kinder unbeschadet und geliebt aufwachsen können, ohne ständig mit am Rad drehen zu müssen.

Nimm Abschied von diesem Bild, meine Liebe. Lass da zu deinem eigenen Schutz los.

Das geht mit einem toxisch-narzisstischen Ex-Partner nämlich nicht. Es gibt sicherlich Männer, mit denen das funktioniert, keine Frage. Wenn nicht im realen Leben um uns herum, so doch zumindest aus den seichten Fernsehserien im Vorabendprogramm.

Aber mit deinem? Überleg mal. Was sagt dir dein Bauch?

 

 

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Das Risiko für dich

Das Heikle an seinem vorgeblichen netten und vorgeblich gut gemeinten Friedensangebot: Du bist jetzt am Zug.

Wenn du nicht in seine Hand einschlägst, bist du die Böse. Er hat das ja schon immer behauptet, aber wenn er dann eine ablehnende Haltung deinerseits à la „Piss off!“ schriftlich in den Händen hält, kann er das jedem da draußen zeigen: „Da, schaut her!!!! So eine ist das! Die will gar keinen Frieden!“

Mach dir keine Gedanken darüber, Sweetheart. Egal, was er in den Händen einmal halten wird – er wird immer nur das behaupten, was ihm und seinem Bild, das er von sich erschafft, vor Dritten zur Ehre gereicht.

Es kann dazu durchaus eine eiskalte, strategische Überlegung dahinterstehen. Eventuell seid Ihr vor Gericht in einer Patt-Situation, und er möchte eine außergerichtliche Einigung erreichen, die ihm Geld spart oder einen Vorteil verschafft, den du im Moment nicht überblicken kannst.

In dem Fall musst du hellwach bleiben und bei Bedarf smart reagieren.

Es gilt: Gib ihm keinerlei Möglichkeiten in deinem neuen Leben, in die er seine Fangzähne wieder reinhauen kann. Mach deine Flanken nicht auf!

Soll heißen: Je mehr er wieder von dir in einer gemütlichen Plauderstunde erfährt, desto mehr kann er dich später wieder mit diesem Wissen verletzen und demütigen.

Du musst davon ausgehen, dass er das auch tun wird.

 

Wie reagierst du jetzt am besten, wenn dein toxischer Ex zum netten Ex mutiert?

Schließlich willst du das offensichtlich ausgehende Feuer des Konflikts nicht neu entfachen.

Freu dich darüber, dass es sich nicht um eine Hass-Email handelt. Ein netter Ex ist doch auch mal schön, und darf auch gern eine Zeile in deinem Dankbarkeits-Journal wert sein.

Du kannst ihm nach einer Weile (immer eine Nacht drüber schlafen) ja antworten, dass du dich freust, dass er einen neuen Weg der Ansprache gefunden hat, und dass du hoffst, dass es auch zukünftig so weitergeht. An dir soll es jedenfalls nicht liegen.

Wenn er etwas Konkretes von dir haben will – ein Zugeständnis, eine schriftliche Vereinbarung, ein gemeinsames Treffen ohne Dritte, deine Teilnahme bei einem Fest in seiner Familie – dann halte dich zur Orientierung daran fest:

  1. Deine Grenzen, die du für dich aufgestellt hast, bleiben unangetastet. Das ist dein Schutz, den du dir mühselig aufgebaut hast, bitte nicht vergessen!

Ich meine damit alles, was in den Bereich der goldenen „No Contact!“-Regel gehört:

  • Das getrennte Email-Postfach
  • Keine Besuche in deiner Wohnung
  • Keine gemeinsamen Unternehmungen
  • Keine gemeinsamen Feiern etc. pp.
  • und alles andere, was du bereits aufgestellt hast.

 

2. Schriftliche Vereinbarungen nur über deinen Anwalt und nicht selbst geschrieben am Küchentisch

Wenn er tatsächlich reuig und geläutert ist, dann wird er das verstehen und auch keine Angst vor einer guten Vereinbarung haben, die beiden gerecht wird.

Einen Menschen, der sich zum Guten verändert hat, erkennst du daran, dass er das Beste für Andere wünscht und ihnen mit Respekt und Wertschätzung begegnet.

Das drückt sich in vielen Kleinigkeiten aus. Dein Bauch wird es dir jedenfalls schneller signalisieren als dein Kopf, ob das Verhalten stimmig ist oder nicht.

 

Am besten reagierst du also so, wie du immer reagierst

Nämlich sachlich und souverän, ohne Rechtfertigung, gerne freundlich.

Wie würdest du mit einem Kunden sprechen oder ihm schreiben? Das dürfte die richtige Tonalität treffen, ohne dass du dir etwas vorwerfen lassen müsstest.

Über die Zeit wird sich zeigen, wie lang die nette Phase anhält. Bei mir waren das damals fast drei Jahre.

Genieß es ruhig. Das gibt dir auch Zeit zum Durchatmen!

 

Kennst du solche Phasen schon? Wie gehst du damit um? Ich freu mich auf deinen Kommentar weiter unten.

 

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