Bist du selbst hin und wieder ein Monster? So trainierst du Gelassenheit
In meinen Beratungen und Gesprächen mit anderen Müttern kommt immer wieder der Wunsch und das Ziel hoch, Gelassenheit zu erlangen. Wie schafft frau es, selbst in schwierigen Zeiten gelassener auf Trotzreaktionen des Kleinkindes oder den Vorwürfen des Ex-Partners zu reagieren?
Fehlende Gelassenheit äußerst sich in heftigen Reaktionen, oft verbunden mit einem Wutausbruch, und man erkennt sich selbst nicht wieder. Das bin ich doch gar nicht? Wieso flippe ich da jetzt so aus? Im Nachhinein stellt man womöglich fest, dass der Anlass nur eine Kleinigkeit gewesen ist. Deine Reaktion war jedenfalls nicht angemessen.
Selbst wenn der Anlass eine wirkliche Unverschämtheit und bodenlose Frechheit gewesen ist, möchte man sich keine Blöße geben, um dem Anderen nicht die Genugtuung zu verschaffen, dass er uns getroffen hat.
Gefühle wie große Hilflosigkeit, Scham und Schuld – besonders, wenn man vor dem Kind einen Wutanfall bekommen hat – begleiten uns dann noch tage- oder gar wochenlang.
Nur wie erlangst du Gelassenheit?
Vorab: Ich kann dir versichern, dass es weniger wird, sobald
a) du schon eine Zeit lang getrennt bist und dir der Ex immer mehr egal wird;
b) dein Kind aus dem Kleinkindalter herauswächst und größer wird;
c) du deinen Weg gefunden hast und dich auf deine Weiterentwicklung konzentrierst.
Das sind doch mal gute Aussichten, oder?
In der Zwischenzeit gebe ich dir dieses Cheatsheet an die Hand, damit du die Zeit bis dahin überbrücken kannst, ohne dass unnötig Porzellan zerschlagen wird – in erster Linie in der Beziehung zum Kind und in zweiter Linie in der Elternbeziehung zum Ex.
Ist er nämlich ein freundlicher, liebevoller Vater und Ex, hat er es verdient, dass du ihn anständig und fair behandelst. Ist er mies und will dich weiterhin kontrollieren, dann darfst du ihm sowieso keine Energie in Form einer Wuteruption zur Verfügung stellen. Das wäre quasi Wasser auf seinen Mühlen und würde vor Gericht oder vor dem Jugendamt nur gegen dich verwendet werden.
Dein oberstes Ziel also:
Nicht ausflippen! Bremse reinhauen und den Wutausbruch stoppen, bevor zuviel Porzellan zerschlagen ist!
Was du heute schon tun kannst:
Analysiere zuerst deine letzten Wutausbrüche, in denen du so richtig ausgeflippt bist:
- Was genau ist der Trigger, der dich zum Explodieren bringt? (z.B. Kind will sich nicht die Zähne putzen, Chaos im Kinderzimmer, der Ex sagt etwas Bestimmtes oder hält sich nicht an Abmachungen, die Verkäuferin ist zu schnippisch, der Autofahrer vor dir fährt zu langsam etc.)
- Was ist vorher passiert? (z.B. eine gemeine Email vom Ex, die dich maßlos aufgeregt hat; Ärger im Job; Anruf eines wütenden Kunden)
- Bei wem fühlst du dich besonders geschwächt, dass du zur Furie wirst? (Kind, Ex, eigene Eltern, Lehrer, Behördenangestellte, Bankberater…) Wer kann deinen Wutknopf virtuos drücken?
- Wo und zu welchem Zeitpunkt bist du besonders dünnhäutig? (z.B. abends, morgens, besonders unter Zeitdruck, bei der Kindübergabe, auf Familienfesten, daheim, auf der Arbeit, an Feiertagen usw.)
Erste Hilfe vor deinem nächsten Wutausbruch
- Finde ein Wort mit einem positiven Bezug für dich, welches du zukünftig als Markerwort einsetzen kannst.
- Setze dir danach sichtbare Marker, damit du im Notfall daran denkst, nicht auszuflippen: z.B. kleine Haftnotizen mit deinem persönlichen Markerwort am Spiegel im Bad oder an der Wohnungstür, am Arbeitsplatz und überall dort, wo es kritisch werden könnte (auch im Auto, wenn du gern dort alles zusammenbrüllst).
In der Wutsituation selbst:
- Siehst du deinen Zettel mit dem Markerwort? Lies es und erinnere dich daran, was du dir vorgenommen hast.
- ATME! Tiiiiiiief Luft holen. Laaaaaangsam ausatmen. 4x wiederholen.
- Den Raum kurz verlassen, am besten gleich an die frische Luft gehen. Weiteratmen. Du wirst immer ruhiger. Puh.
- NICHT HAUEN oder irgendwas im Affekt zertrümmern!
- KEINE EMAIL BEANTWORTEN ODER SCHREIBEN und
- KEINEN ANRUF TÄTIGEN! Erst recht nicht mit dem Verursacher der Situation.
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Sorge für langfristige Hilfe
Besprich in einer ruhigen Minute mit deinem Kind, dass du dich selbst darüber ärgerst, wenn du ausflippst, und du das eigentlich gar nicht willst. Erkläre trotzdem nicht zuviel, damit würdest du es überfordern.
Wichtig: Versichere ihm, dass es selbst keine Schuld am Wutausbruch hat!
Das wird es nämlich sonst denken, wenn du vor allem dann wütend wirst, weil es sich die Zähne nicht putzen will.
Wenn es geht, vereinbare mit ihm, dass es dir dein Markerwort sagen darf, wenn du beim nächsten Mal wieder ausflippst. Ein besseres Stoppsignal gibt es nicht.
Trigger deuten darauf hin, dass das eigentliche Problem ganz woanders liegt als in der Situation selbst. Schau hin und hole dir professionelle Hilfe, wenn du selbst nicht mehr weiterkommst:
- Wenn du mit deinem Leben zutiefst unzufrieden bist, wirst du häufiger ausrasten als eine Frau, die dankbar ist und ihren Weg gefunden hat. In dem Fall hole dir einen guten Coach, der gemeinsam mit dir schaut, welche Änderungen du in deinem Leben Schritt für Schritt durchführen kannst, damit es dir wieder grundsätzlich besser geht.
- Wenn du traumatisiert wurdest von den Erfahrungen, die du mit deinem Ex gemacht hast, brauchst du unbedingt professionelle Hilfe durch einen Therapeuten. Damit deine Wunden schneller heilen können. Sprich am besten deine Krankenkasse an und lasse dir passende Spezialisten empfehlen.
- Falls du gerade Mutter eines trotzköpfigen Kleinkindes bist, suche dir unbedingt ein Netzwerk mit Müttern, die in der gleichen Phase stecken. Gemeinsam habt Ihr Verständnis füreinander und könnt Euch gegenseitig unterstützen und Mut zusprechen. Denn diese Phase der Kindererziehung ist echt kein Zuckerschlecken.
Deine beste Gelassenheits-Strategie
Wenn der Dreh- und Angelpunkt deiner Gelassenheit immer wieder der Ex ist, solltest du dir eine langfristige Strategie überlegen, wie du zukünftig mit ihm umgehen willst. Ich helfe dir gerne dabei. Schreib mich einfach an oder buche gleich einen Termin in meinem Kalender für ein unverbindliches Strategiegespräch.
Auf Facebook leite ich außerdem eine geschlossene Gruppe, in der sich Mütter austauschen und gegenseitig helfen. Hier findest du Tipps, Trost und auch Mut, wenn es mal nicht so rund läuft. Wochentags gibt es täglich eine Aufgabe von mir, mit der du immer mehr Klarheit über dich und deine Zukunftswünsche erlangst.
Probiere es aus – es kostet nichts, bringt aber viel.
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Was genau ist mit einem Markerworz gemeint?
Ein Markerwort ist ein intern vereinbartes Wort zwischen Euch, mit dem dein Kind dir Stop! sagen kann, also die Erlaubnis von dir bekommt, damit du aus deiner Wut herausfinden kannst, wenn du gerade in Rage gerätst.