Wenn die Neue an deinem Kind herumerzieht: 3 Optionen, wie du damit umgehen kannst

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So – die Situation, vor der du vielleicht immer Angst hattest, ist wahr geworden: Dein Ex hat eine Neue! Dein Kind kommt nach dem Papa-Wochenende nach Hause und erzählt, dass die Frau an seinen Tischmanieren herumgemäkelt hat und sie „voll doof“ ist.

Jetzt kann es sein, dass ein ganzer Cocktail von Gefühlen in dir hochgeht: Was fällt der ein? Was erzieht die an deinem Kind herum? Wie sich später herausstellt, ist die Frau knapp 10 Jahre jünger und hat selbst (noch!) keine Kinder (jepp,  da wartet noch ein anderes Schreckgespenst, aber das wird dann Gegenstand in einem anderen Artikel).

Eine Unverschämtheit – keine Ahnung, aber jede Menge Ideen, wie Kinder sich zu verhalten haben!

Spürst du auch den feinen Stich, den dir diese Nachricht versetzt? So schnell schon hat er eine Nachfolgerin gefunden? Vielleicht ist sie sogar der Trennungsgrund gewesen, aber dass sie an deinem Kind rumerzieht, wird dir erst jetzt bewusst.

Wie gehst du nun am besten mit dieser Situation um?

Dir ist selbst schon klar, dass du schlecht zu der Neuen hinstürmen und ihr wutentbrannt sagen kannst, dass sie das lassen soll. Vor allem solltest du dich davor hüten, wenn du lediglich die Situation aus den Erzählungen deines Kindes kennst. Vielleicht gestehst du dir selbst sogar ein, dass die Tischmanieren deines Kindes dringendst eines Updates bedürfen.

Trotzdem! Die darf das nicht!!!!

Bei dir läuten sämtliche Mutter-, Glucken- und Ex-Frau-Glocken Sturm.

Ich kenne die Situation natürlich auch. Wenn du schon eine Weile mitliest, dann weißt du, dass ich nur über Situationen im Trennungskosmos schreibe, die ich selbst auch kenne.

Ich kann mir gut vorstellen, dass du dich genauso hilflos fühlst wie ich damals. Ich konnte schlecht verbieten, dass mein Kind die neue Partnerin trifft.

Den Umgang mit dem Vater behindern, damit das Kind keinen Kontakt mit der Frau hat? No way, das wäre ja eine Bestrafung fürs Kind!

Also müssen wir uns etwas anderes überlegen.

Zuerst schauen wir mal in unserem eigenen Zimmer nach und räumen das Gefühlschaos ein bissel auf. Kommst du mit?

Ah, da ist der Neid – gleich neben dem Wuthaufen. Ist der in deinem Zimmer auch so groß? Der Ex hat doch tatsächlich zuerst einen neuen Partner gefunden. Und ich? Was hat sie, was ich nicht habe?

Außerdem sind wie Lego-Steinchen überall kleine Häufchen Angst auf dem Boden verstreut. Angst, das Kind könne die Neue toller, besser, hübscher, klüger, jünger, cooler finden als die eigene Mutter. Und je nach Alter des Kindes – z.B. in der Pubertät – ist das ja auch durchaus real, dass ein entsprechender Satz irgendwann mal fallen mag.

Da vorn – ein Berg Trauer. Warum nur hat unsere Beziehung nicht funktioniert? Was läuft jetzt besser? Schade – wir alle vereint war so ein schöner Traum!

Und da hinten liegt ein kleines Häuflein Beschützerinstinkt herum. Eigentlich kleiner als gedacht. Ich will nicht, dass jemand meinem Kind wehtut und es verletzt! Und ich werde meine Krallen ausfahren, sollte das jemand wagen!

Aber ach – eigentlich wissen wir tief in unserem Herzen, dass unser Kind nicht aus Watte ist und sich schon behaupten wird. Und wir wollen auch nicht glauben, dass unser Ex auf ein Biest hereingefallen sein könnte – eine Art böse Stiefmutter wie bei Schneewittchen. Denn so dumm ist er dann doch nicht.

Kleiner Zwischen-Einschub:

Kannst du dich eigentlich noch an die Zeit erinnern, als du selbst kinderlos warst? Haben dich da kleine Kinder auf dem Spielplatz nicht auch fürchterlich genervt, weil sie so laut waren? Oder warst du mal pikiert darüber, wie sich kleine Kinder im Restaurant oder im Urlaubshotel benommen haben? Hast du nicht auch hin und wieder gedacht: „Wenn das meine wären! Ich würde das besser handhaben!“ Und heute bist du um jede Baustelle froh, die du gerade nicht mit deinem Kind hast.

Vielleicht hast du ja auch selbst schon vor deinem Ex einen Mann gekannt, der geschieden war und kleine Kinder hatte. Erinnerst du dich, wie aufgeregt du warst, als du sein Kind zum ersten Mal getroffen hast? Und wie unangenehm die Situation war, wenn du nicht einverstanden warst, wie das Kind mit Euch umsprang?

Auch diese Situation habe ich schon erlebt, lange bevor ich selbst Mutter wurde. Einer meiner Ex-Freunde hatte damals eine 7jährige Tochter, und er fuhr jeden Samstag 120 km zu der Mutter, um das Kind für einen Tag Spaß und Spiel abzuholen. In unserer gemeinsamen Zeit saß ich halt auf dem Beifahrersitz. Mir war das vollkommen unangenehm, von der Mutter gesehen zu werden, und das Mädel hatte mich dazu gleich ins Herz geschlossen. Und sagte dann so Sätze wie „Du bist meine Samstags-Mami!“ Da hat mir schon als Nicht-Mutter das Herz geblutet bei der Vorstellung, sie würde den Satz dann auch daheim so von sich geben!

Wenn sie wusste, dass ich nicht mitkommen würde, konnte es passieren, dass sie ihrem Papa morgens absagte. Mir war das gar nicht recht, und ich vermute rückblickend, dass es eins der Ventile war, welches sie brauchte, um die Schieflage zwischen ihren Eltern zu ertragen. Zumal dieser Papa im 6-Monats-Rhythmus neue Freundinnen anschleppte…

So viel zur anderen Seite. Aber jetzt wieder zurück: Was kannst du jetzt tun?

Ich möchte dir drei Möglichkeiten vorstellen, die du mal in Gedanken durchspielen kannst. Welche passt am besten zu dir und deiner aktuellen Situation?

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Option 1) Mit dem Ex ein offenes Gespräch führen

Das wäre jetzt mal die Kardinalslösung für alle, die sich lieb getrennt haben (ja, das soll es auch geben!). Aber selbst wenn die Trennung nur halb lieb verlief, schau doch mal, was geht, falls Ihr noch miteinander reden könnt:

Ich kenne deine neue Freundin nicht, und im Moment ist es für ein Kennenlernen vielleicht noch zu früh. Trotzdem mache ich mir Sorgen, dass sie an unserem Kind herumerzieht. Kannst du mir bitte einen Gefallen tun und ein Auge darauf haben und rechtzeitig einschreiten, wenn sie es übertreibt? Kannst du mir das bitte versprechen?“

oder

Ich möchte, dass unser Kind von dir erzogen wird und nicht von einer Fremden, die keine Kinder hat. Ich will, dass du weißt, dass mir das sehr wichtig ist. Und ich möchte dich bitten, dass du mir den Respekt als Mutter deines Kindes erweist und darauf einwirkst. Nur du kannst die entsprechenden Grenzen setzen, ich möchte mich darauf gerne verlassen können.“

 

Oder so ähnlich.

 

Na, wie hört sich das für dich an? Utopisch?

 

Option 2) Ein Gespräch mit der Neuen

Eine aufregende Vorstellung, nicht wahr? Aug in Aug mit der Nachfolgerin. Das verdient dann schon einen kleinen Lorbeerkranz für bewiesenen Mut und Selbstbeherrschung, denn so wie ich weiter oben geschrieben habe, solltest du dann deine negativen Emotionen bestmöglich unter Kontrolle haben.

Meistens liegt es ja nicht gerade im Interesse des Ex-Mannes, dass Ihr Euch überhaupt kennenlernt. Aber wenn du die Chance bekommst – und du selbst so weit bist – dann ergreife sie.

Du weißt nicht, was dein Ex ihr über dich erzählt hat, und welches Bild sie von dir schon haben mag. Schau trotzdem, was du sagen kannst und wie sie reagiert. Bleib bei dir und deinen Gefühlen und lass dein Herz sprechen. Dann sollte die Message wirklich ankommen. Geh einfach mal davon aus, dass die Neue nicht böse und gemein ist und dir eins auswischen will. Sie ist wahrscheinlich genauso aufgeregt wie du.

 

Was könnte man ihr sagen?

Ich habe gehört, dass du selbst keine Kinder hast. Und ich kann mir gut vorstellen, dass diese Situation nicht immer einfach für dich ist, wenn das Kind bei Euch herumlärmt oder sich nicht so benimmt, wie du es dir vorstellst. Ich habe trotzdem eine Bitte an dich, die unser aller Leben einfacher machen dürfte: Du musst dir definitiv nicht alles von meinem Kind gefallen lassen. Wenn es dich persönlich angreift oder du dich angegriffen fühlst, dann setze ihm Grenzen – das mache ich schließlich auch. Aber wenn es um allgemeine Themen geht, Manieren oder Lautstärke oder Hausaufgaben oder Fernsehen oder was auch immer – bitte XY (hier Namen deines Ex einsetzen) die Sache zu regeln. Das ist sein Job als Vater.“

Was fällt dir noch ein?

Option 3) Einen Brief schreiben

Wenn alles unter Option 1 und 2 total utopisch und unmöglich erscheint, dann bleibt dir immer noch die Möglichkeit, alles einmal herunterzuschreiben, was dir bei dem Gedanken auf der Seele brennt. Ob du den Brief letztlich abschickst, bleibt dir überlassen. Lass ihn auf jeden Fall mal eine oder zwei Nächte liegen und horch in dich hinein, wie es dir damit geht, wenn du ihn abschicken oder archivieren würdest oder – wenn du viel Wut hineinpacken musstest – vielleicht auch wieder vernichtest.

Ich habe ein sehr schönes Beispiel eines solchen Briefes auf dem Blog von Dr. Alexandra Widmer gesehen:

http://www.starkundalleinerziehend.de/neuenfrau/

Fazit:

Diese Situation ist eine der schwierigsten Herausforderungen, die wir als Alleinerziehende zu stemmen haben. Es gibt so viele Faktoren, die die Gefühlslage beeinflussen und damit ein Handeln möglich oder unmöglich machen: z.B. wie lange oder kurz die Trennung zurückliegt, ob du selbst schon einen neuen Partner hast (dann hat dein Ex die gleiche Schwierigkeit zu meistern – dein Partner wird seine Kinder schließlich häufiger sehen als er selbst!) und wie sich dein Ex dir gegenüber sonst verhält, ob er zuverlässig ist oder dir immer wieder zusetzt. Ein weiterer, wichtiger Faktor ist sicherlich auch das Alter deines Kindes. Je älter, desto mehr muss es auch mit ihm unangenehmen Menschen zurechtkommen lernen. Je kleiner, desto mehr Schutz braucht es.

Tatsache ist: Weder eine Vogel-Strauß-Taktik noch die totale Umgangsblockade zum Vater helfen dir, der Situation gerecht zu werden. Mit Vogel Strauß ignorierst du deine Gefühle, mit einer Umgangsblockade verletzt du dein Kind.

Ich wünsche dir von Herzen viel Kraft und Mut, diese Zeit zu überstehen. Es geht – ich weiß es! Irgendwann hat sich alles eingependelt.

Und wer weiß schon, wie lange die Neue durchhält…

Ich freue mich über deinen Kommentar weiter unten!

Heidi

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