Wie du dich an Weihnachten am besten vor toxischen Menschen schützen kannst
Bald ist es wieder soweit – Weihnachten naht. Und damit die Zeit, an der wir uns am schutzlosesten den Narzissten in unserem Leben ausgesetzt fühlen.
Was den toxischen Ex-Partner angeht, denken wir an all die schlimmen Feiertage zurück, die wir mit ihm erleben mussten.
Aber auch in der Herkunftsfamilie gab es die eine oder andere Person, die für großen Verdruss an Heiligabend gesorgt hat.
Ein besonderes Phänomen dieser Persönlichkeitsstörung ist es nämlich, Feiertage (und auch Geburtstage von Anderen) zu „crashen“. Offensichtlich scheinen diese Tage irgendetwas in den Narzissten zu triggern, dass sie es schier nicht aushalten können, wenn alle friedlich am Tisch sitzen und es schön haben wollen.
Da wird theatralisch ein Drama aus einer Kleinigkeit gemacht.
Oder derjenige ist hochbeleidigt und spricht kein Wort mehr beim festlichen Abendmahl nach der Bescherung, weil man nicht in Begeisterungsstürme über sein liebloses Geschenk ausgebrochen ist.
Oder derjenige verlässt wütend den Tisch und zieht sich zurück und ward nicht mehr gesehen.
Die anderen bleiben betroffen zurück. Die Stimmung ist zerstört, und alle beschäftigen sich im Gedanken mit dem Narzissten.
Ihm fließt die ganze Energie zu. Selbst, indem er gar nicht mehr im Raum ist!
Aber es gibt auch die, die nicht verschwinden und maulig sind, sondern die gerne passiv-aggressive Sätze in deine Richtung abgeben und dich vor den Anderen „necken“. In Wirklichkeit wollen sie deine emotionale Reaktion triggern.
Solltest du jemanden zu deiner eigenen Weihnachtsfeier einladen, der dir schon früher mit seiner schlechten Laune, seinem „ach, was soll denn der ganze Weihnachtsscheiß“ die Lust und die Vorfreude auf ein schönes Fest im Kreise deiner Lieben verdorben hat, und der dich schon immer „auf dem Kieker“ hatte, indem er dir unschöne Sachen gesagt hat, die hinter einem Grinsen und „jetzt komm schon, sei doch nicht so empfindlich! War doch nur ein Scherz!“ versteckt wurden – dann mach dir bitte auch klar, dass du damit dem nächsten emotionalen Missbrauch wieder Tür und Tor öffnest.
Uns Empathen bereitet allein die Vorstellung, dass wir andere Familienmitglieder, die – wir wissen es tief in unserem Innern schon längst – hochgradig toxisch sind, einfach nicht einladen könnten, großes Unbehagen. Oder gar wieder ausladen! Oh Schreck!
Nein, du bist nicht automatisch ein besserer Mensch, wenn du solche Menschen weiterhin einlädst, weil du es nicht sehen kannst, wenn jemand allein und einsam in seiner Bude hockt. Obwohl es natürlich sehr für dich spricht, dass du deinen Werten und deiner Güte treu bleiben willst! Nur – du musst einfach wissen, welchen Preis du dafür bezahlst.
Du hast es doch schon -zig Mal erlebt, wie dieser Mensch all deine Bemühungen abgewertet und die Feiertage „gecrasht“ hat, oder?
Machst du es dieses Jahr wieder, obwohl du keinerlei Beweis dafür hast, dass es diesmal besser sein wird – dann hast du es noch nicht gelernt.
Du lässt dich wieder triggern und triggern und triggern.
Wieviel bist du dir selbst wert? Ist dir dieser Preis nicht eindeutig zu hoch?
Und noch etwas: Deine Kinder erleben das mit. Sie sehen, was diese Person mit dir macht. Und wie du darauf reagierst. Was du dir gefallen lässt. Was du alles aushältst. Wie du dich behandeln lässt.
Was wird deine Tochter daraus wohl lernen?
Möchtest du das?
Nein.
Weihnachten mit dem toxischen Ex zusammen
Tu es einfach nicht. Punkt.
Okay, okay. Auch ich habe es schon gemacht, zu einer Zeit, als wir uns wieder relativ gut verstanden haben.
Aber es war der totale Rückschritt. Ich hatte so eine Sehnsucht nach friedlichem, innigem Zusammensein und hoffte wohl auf – ja, was eigentlich? Ganz bestimmt nicht auf einen Beziehungs-Neustart. Aber auf eine friedliche Co-Elternschaft.
Vergiss es.
Tu es auch nicht den Kindern zuliebe. Klar wollen die Kinder, dass alles wieder so wie früher ist! Aber das wird es so oder so nicht mehr geben. Eine klare Linie ist allemal besser für die Kinder, so dass sie die Trennung als endgültig begreifen können, als dieses komische Hin und Her.
Weihnachten mit den toxischen Schwiegereltern
Bloß nicht! Was reitet dich da?
Es ist sicherlich wichtig, dass die Kinder eine Beziehung zu den Großeltern aufbauen und pflegen können. Du respektierst auch diese Beziehungsebene als die deiner Kinder, aber es ist keine Ebene, in der du involviert sein musst.
Zumindest nicht zu dem Preis, den du dafür bezahlen müsstest.
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Weihnachten mit den eigenen toxischen Familienmitgliedern
So, jetzt kommen wir zu der heftigsten Crux.
Wenn du dich wirklich von der narzisstischen Co-Abhängigkeit befreien willst, die dich in die Arme deines Ex getrieben hat, dann musst du dich früher oder später auch dieser Aufgabe stellen und dich von deinen toxischen Familienangehörigen lösen.
No Contact.
Gottseidank hast du hier kein gemeinsames Sorge- und Umgangsrecht zu teilen. Wenigstens etwas.
Aber was, wenn der eigene giftige Vater seit Jahren krank und auf deine Hilfe angewiesen ist?
Was, wenn deine toxische Mutter daran gewöhnt ist, dass du sie täglich anrufst, und du bist stets artig und tust das auch – obwohl du dich danach sehr schlecht fühlst?
Allein die Vorstellung, deine Mutter an Weihnachten ausladen zu müssen, macht dir ein schlechtes Gewissen und Bauchweh – denn als christlich erzogenes Kind liebt man seinen Nächsten und tut Gutes. Und gerade die Bösen – brauchen die nicht ganz viel unserer Liebe? Gerade an Weihnachten?
Arggggh! So ein Muckefuck!
Wir sitzen richtig tief drin in unserem Gewissens-Schlamassel, aber – und ich weiß, du hörst das nicht gern – du bist die einzige, die sich selbst daraus befreien kann.
Kein neuer Mann. Keine neue Familie. Nur du.
Indem du ein einziges Wort lernst: Nein.
Ohne Rechtfertigung. Ohne Scham. Ohne schlechtes Gewissen. Aber mit einer fetten, deutlichen Grenze: Das hier ist mein Schutzwall. Keinen Schritt weiter.
Dein schlechtes Gewissen solltest du dir für dich selbst aufheben. Für die ganze lange Zeit, in der du es zugelassen hast, dass man dich so behandelt.
DAS ist ein schlechtes Gewissen wert!
Bitte verstehe mich nicht falsch – ich will nicht, dass du dich zerfleischst, weil das zu schwer für dich ist und du in Einklang mit deinen Werten leben willst. Ich möchte dir einfach klarmachen, dass ein schlechtes Gewissen gegenüber emotionalen Missbrauchstätern nicht angebracht ist. Wenn überhaupt, dann gebührt dir ihr schlechtes Gewissen.
Aber darauf können wir lange warten, bis das passiert. Sehr lange.
Du weißt auch, dass du ein Vorbild für deine Kinder bist. Die nicht lernen sollen, dass es ok ist, die Mutter am Festtagstisch runterzumachen und zu piesacken.
Wenn du dich dazu außerstande siehst
Es mag jetzt sein, dass dieser Tipp zu spät kommt, und du diese Person für die nächste Woche nun wirklich nicht mehr ausladen kannst, weil die Einladung bereits seit Wochen feststand. Du könntest Weihnachten so oder so nicht mehr genießen.
Dann leg dir einen Plan zurecht und bereite dich vor.
Weihe mindestens eine Person ein, z.B. eine Freundin oder eine liebe Kusine – sofern du sie noch nicht eingeladen hast, tu es jetzt gleich – und beschreibe ihr deine Befürchtungen, wie der Abend verlaufen könnte.
Beschreibe ein paar narzisstische Verhaltensmerkmale und bitte sie, an dem Abend darauf zu achten. Vielleicht kannst du ihr eine Art Checkliste aufs Handy schicken.
Jedesmal, wenn an dem Abend eine – verdeckte oder offene – emotional triggernde Bemerkung von dem toxischen Familienmitglied kommt, soll deine Freundin das auf deiner Liste abhaken.
Später setzt Ihr Euch zusammen und könnt durchgehen, was sie bemerkt hat.
Das hat zwei sehr positive Effekte:
- Du hast eine außenstehende Person eingeweiht, die dich in dem Wahnsinn zur Tatzeit nicht allein lässt und die dir anschließend spiegelt, dass du recht hast mit deinem Gefühl. Diese Anerkennung deiner Wahrnehmung durch deine eingeweihte Freundin ist äußerst heilsam.
- Das Abhaken auf einer Liste und das anschließende Besprechen ist eine sachliche Analyse. Es hat nichts mit dir zu tun! Es ist lediglich eine Projektion der bösen Person auf dich. Das ist dein Beweis.
Verwandte kann man sich nicht aussuchen. Du musst dich ihnen ganz bestimmt nicht verpflichtet fühlen, wenn Verwandte dich dein Leben lang nur schlecht und als Fußabtreter behandelt haben.
Es ist dein Leben. Dein Weg. Deine Genesung.
Ich wünsche dir von Herzen Frohe Weihnachten im Kreise von ausschließlich positiven, Wärme ausstrahlenden und vor allem guten Menschen.
Deine
Heidi
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Sehr gut mit der Unterstützung der Freundin. Ich habe noch einen Tipp. Mein Narz liess mich nie ausreden und hat immer das Gespräch sofort wieder an sich gerissen. Meine erwachsene Tochter hat daraufhin z. B. gesagt: “ Ah ja. Warte. Du hast grad die Mama unterbrochen. Mama was wolltest du erzählen?“. Oder: „Also ich finde den Braten hervorragend. Nicht zu wenig Salz….“.
Und wenn es die eigene Mutter ist, die den KontaktAbbruch nicht akzeptiert?
Ich habe aus gutem Grund keine Kinder.
Mir steht mein 1. Weihnachten komplett ohne Familie bevor. Um mich vor den Übergriffigkeiten meiner Mutter und dem Unverständnis aller anderen zu schützen. Ihr ‚Nikolaus‘, welches heute von der Post vor meine Tür gelegt wurde, zog mir den Boden unter den Füßen weg. „Ein Weihnachten, wie es früher einmal war …“ – ja klar, an dem ich zu weiteren Reaktionen provoziert werde, um mich als ‚böse‘ hinstellen zu können?! Auf keinen Fall!
Meine Gefühle kann sie nicht nachvollziehen – natürlich nicht! – mich dafür aber als ’nicht ganz richtig‘ erklären. Weil ich nicht ertragen kann, wie unglücklich sie sich selbst hält und ich ihr Therapie anrate.
Das ‚Nein‘, die klare Grenze wird als Affront gegen sie wahrgenommen. Und trotz meines ganzen WISSENS – sie wird sich nicht ändern, unseren Eltern nichts schuldig zu sein etc etc – meine GEFÜHLE tun, was sie immer tun – reagieren. Und dann leide ich. Und ich werde wütend, weil ich wieder(!) leide.
Meine Bitten, mich in Ruhe zu lassen, sind ‚zu‘ emotional – ich kann halt noch nicht anders. Ihre ‚Geschenke‘ ignorieren kann ich nicht.
Was kann ich tun?
Ich wünsche allen geplagten eine friedliche Adventszeit und Feiertage
Hallo!
Ich glaube, du machst das ganz gut, dass du die Emotionen bemerkst und zulässt- Hut ab, das schafft nicht jeder 🙂
Mir hat geholfen, zu solchen Feiertagen vermehrt mit meinem inneren Kind zu sprechen und für uns beide ein kleines Weihnachtsfest auszurichten 🙂
Vielleicht möchtest du ausprobieren, wie es sich anfühlt, dir ein eigenes kleines Weihnachtsgeschenk zu kaufen und einzupacken?
Den Nikolo von deiner Mutter könntest du weiterschenken und damit ganz souverän ihrem Plan, dich zu verunsichern, ausweichen 🙂
Alles Gute auf jeden Fall!