Warum das Parental Alienation Syndrome (PAS) Bullshit ist

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Sweetheart, es ist jetzt wieder einmal soweit: Dieser Artikel zu PAS wird heftig. Lies ihn bitte nur, wenn du stabil genug bist, um Informationen aufzunehmen, die dich in deiner Klarheit weiterbringen.

Was ich nicht erreichen möchte: Dass du dich – falls dein Kind noch klein ist – jetzt schon in gedankliche Horrorszenarien reinsteigerst, was dein Ex Euch noch alles antun kann.

Das wäre ein vollkommen falscher Fokus. Wenn du mir schon eine Weile folgst, weißt du, dass ich der mentalen Kraft der Visualisierung eine große Macht zuspreche.

Wenn du dich also diverser Horrorszenarien gedanklich hingibst, dann wirst du überall Beweise entdecken, die genau in diese Richtung deuten.

Arbeitest du dagegen selbst intensiv daran, es nicht so weit kommen zu lassen, hast du die besten Chancen, dem gegenzuwirken.

Für welche Option entscheidest du dich?

Nichtsdestoweniger müssen wir uns mit dem Thema der Entfremdung auseinandersetzen, denn gerade toxische Väter arbeiten bevorzugt mit diesem Klischee, wenn sie uns vor Gericht zerren.

Ich möchte dir also einerseits ein paar Fakten an die Hand geben, mit denen du dich gemeinsam mit deinem Anwalt bzw. deiner Anwältin auf deine nächste Gerichtsverhandlung, die auf genau diesem Vorwurf beruht, besser vorbereiten kannst.

Zum anderen möchte ich dich aber auch ermutigen, das Vertrauen in dein Kind nicht zu verlieren, wenn dein toxischer Ex gerade alles unternimmt, um es dir zu entfremden.

 

Das ach so beliebte „Parental Alienation Syndrome (PAS)“

Hast du schon von gehört, oder? Der Begriff wurde von Richard Gardner 1985 in den USA erfunden. Er behauptete, dass PAS bei 90% aller Kinder vorkommt, über die in Sorgerechtsfällen gestritten wird.

Seine These beruhte darauf, dass diese Kinder einer Gehirnwäsche des sorgeberechtigten Elternteils unterzogen werden, und dass vor allem die oft damit einhergehenden Missbrauchsvorwürfe durch den anderen Elternteil erfunden seien.

Wissenschaftlich fundierte Beweise oder Studien für diese Zahlen konnte Gardner allerdings nicht vorlegen.

In der Folge kam es dazu, dass PAS-Vorwürfe dazu dienten, eher festzustellen, dass der sorgeberechtigte, geliebte Elternteil und das Kind lügen, als festzustellen, ob nicht tatsächlich die Ablehnung des anderen Elternteils auf dessen Verhalten beruhen könnte.

 

Warum ist PAS nicht haltbar und darf unter keinen Umständen als wissenschaftliche Grundlage zitiert werden?

Gardners These entspricht nicht wissenschaftlichen Maßstäben und konnte bis heute nicht belegt werden. Es gibt eine Reihe von Mängeln, die bereits öffentlich diskutiert und in Büchern auseinandergenommen wurden.

Ich konzentriere mich hier mal nur auf die wesentlichen:

  • Gardner verwechselt das vollkommen vorhersehbare und altersspezifische Ablehnungsverhalten von Kindern als Folge auf eine konflikthafte Trennung der Eltern mit einer krankhaften Psychose, oft im Zweier- oder sogar Dreierbündnis, wenn neben der Mutter auch andere Experten die Vorbehalte des Kindes bestätigen.
  • Er übertreibt maßlos, was die Häufigkeit von Fällen angeht, in denen er eine Komplizenschaft zwischen dem geliebten Elternteil und dem Kind mittels gemeinsam erfundener Lügen und Behauptungen andichtet. Laut Gardner sollen in schweren PAS-Fällen Missbrauchsvorwürfen generell nicht geglaubt werden.
  • Das Schlimmste: Dadurch verlagert PAS die Aufmerksamkeit weg vom möglichen gefährlichen Täter hin zum sorgeberechtigten Elternteil, der das Kind beschützen möchte. Gardner sieht bereits das besorgte Hinzuziehen von Kindertherapeuten und Kinderpsychologen durch den besorgten Elternteil als Beweis für falsche Beschuldigungen an.Wie krank ist das denn?
  • Gardner behauptet, dass bei PAS die Beziehung zwischen dem entfremdeten Elternteil und dem Kind für alle Zeit irreparabel geschädigt werden würde, wenn man nicht sofort zu drastischen Maßnahmen greift: Übertragung des Sorgerechts auf den anderen Elternteil mit folgender Isolation von der bisherigen Bezugsperson und einer anschließenden Deprogrammierung des Kindes.

Mal von dem inhumanen Menschenbild, das da dem Kind entgegengebracht wird (Umprogrammierung seiner Bindung) ganz abgesehen, sprechen außerdem wissenschaftliche Erkenntnisse dagegen, dass sich die meisten der konflikthaften Entfremdungen zu einem späteren Zeitpunkt von allein auflösen, wenn die Kinder heranreifen.

Das PAS-Argument führt also in extremen Fällen unterm Strich dazu, dass Kinder in die Obhut desjenigen Elternteils gegeben werden, der Missbrauch betreibt, und sie werden zeitgleich ihrer einzigen Hauptbezugsperson beraubt, die ihnen helfen könnte – in den meisten Fällen ist das nun einmal die Mutter.

Etwas Schlimmeres kann man einem Kind wohl nicht antun.

Dabei gibt es durchaus auch andere Erklärungsansätze für ein ablehnendes Verhalten des Kindes gegenüber dem anderen Elternteil. Diese hängen zum einen vom Alter des Kindes ab, wie konflikthaft die Scheidung ingesamt verläuft sowie dessen Dauer und natürlich auch davon, wie sich dieser abgelehnte Elternteil in der Vergangenheit verhalten hat.

Könnte es also wirklich sein, dass ein Kindsvater, der sich wie ein letztes Arschloch gegenüber seinem Kind verhält oder das Kind beobachten konnte, wie der Mann die Kindsmutter behandelt hat, tatsächlich von ihm abgelehnt werden könnte? Und zwar vollkommen nachvollziehbar?

Vor allem deuten bestimmte Studien sogar an, dass die beschriebenen Verhaltensweisen von Kindern sogar vorhersehbar sind, je nachdem, wie die jeweiligen Umgebungsfaktoren aussehen.

Gemeinsame Bündnisse zwischen dem sorgeberechtigten Elternteil und dem Kind sind jedenfalls erwiesenermaßen weitaus seltener, als Gardner behauptet.

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Richard Gardner und seine Stellung in der Wissenschaft

Gardners Arbeiten umgeben sich mit einer trügerischen wissenschaftlichen Aura. Seine Bücher sind im Eigenverlag erschienen, und werden in den meisten Universitätsbibliotheken in den USA gar nicht mal aufgeführt.

Öffentlich bemängelt wird vor allem die fehlende wissenschaftliche Strenge, mit der er seine Behauptungen aufgestellt hat, und das Ergebnis seiner Schlussfolgerungen, die bar jeder Logik sind.

Er preist sich selbst als Sachverständiger auf seiner Webseite an, und hauptsächlich Väterrechtslobbyisten verweisen auf ihn. Und Pädophilenverbände. Aber das nur so nebenbei erwähnt.

Es ist jedenfalls erschreckend, wie viele Richter, Verfahrensbeistände, Mediatoren und Rechtsanwälte bei der Beurteilung eines Sorgerechtsfalls annehmen, sie arbeiteten auf Basis einer von der Wissenschaft gestützten These!

Dabei handelt es sich um sog. „Junk Science“.

Es ist schier unglaublich, wie lange sich dieser Müll hält – allerdings auch kein Wunder, denn die Profiteure der These – in erster Linie gewaltbereite Kindsväter – zitieren immer wieder gern daraus, weil es sich ja auch schön wissenschaftlich und erklärbar anhört, wenn man ein Ablehnungs-Phänomen beschreibt, das fast jeder, der mit Trennungskindern arbeitet, bestätigen kann.

Es ist allerdings geradezu unerträglich, wenn man sich vorstellt, wie viele fatale Gerichtsurteile weltweit daraufhin schon getroffen wurden und unzähligen Kinder Leid und Traumata angetan wurde, indem man ihnen ihre Hauptbezugsperson entrissen hat.

Und anders herum?

Mich erreichen auf der anderen Seite aber immer mal wieder Anfragen von Müttern, die beschreiben, dass der Kindsvater ihre Kinder nach der Übertragung des Aufenthaltsbestimmungs- und / oder Sorgerechts so dermaßen manipuliert, dass er sie ihnen entfremden würde. Und die Kinder nicht mehr zu ihnen wollten.

Also gibt es PAS nur dann nicht, wenn wir Mütter vor Gericht stehen und dessen angeklagt werden? Aber dann schon, wenn wir beobachten, was toxische Kindsväter mit den Kindern anstellen, um sie auf ihre Seite zu ziehen?

Unbenommen gibt es sie, die mannigfaltigen Manipulationsversuche der toxischen Kindsväter. Ist die Banane krumm?

Aber Entfremdung?

Ich weigere mich, dieser Möglichkeit zu viel Gewicht zu geben. Erinnerst du dich, was ich ganz zu Anfang oben geschrieben habe?

Warum sollte sich ein Kind uns auf einmal aus tiefstem Herzen ablehnen, wenn wir von Beginn an die Hauptbezugsperson gewesen sind und die beste Bindung hatten?

Ich bin davon überzeugt, dass sich diese Liebe nicht von jetzt auf nachher auflöst, nur weil der narzisstische Kindsvater herumätzt und sein Gift versprüht!

Ich glaube allerdings, dass Kinder je nach Alter mal mehr oder weniger empfänglicher für die Toxizität ihrer Väter sind.

In meiner Facebook-Gruppe der Starken Mütter verdichten sich die Hinweise, dass die für uns schwierigste Zeit in der Vorpubertät (ab ca. 9/10 Jahren) zu liegen scheint, in welcher sich die Kinder in ihrer Wut mit dem ihrer Meinung nach schwächeren Elternteil verbünden (dies ist in der Regel der narzisstische Elternteil, der sich als Opfer der Trennung zelebriert und in Selbstmitleid zerfließt) und dann die Ablehnung der Mutter gegenüber klar ausdrücken.

Und sich mit diesem Hintergrund dafür entscheiden, beim Papa zu leben und die offiziell vereinbarten Umgangswochenenden mit der Mutter immer wieder kurzfristig absagen.

Oder vor Gericht die Lügen des Kindsvaters erzählen und damit die Verhandlung entscheiden.

Wenn du gerade jetzt in dieser Phase steckst, dann drück ich dich ganz innig!

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Eine Hoffnung

Angenommen, man würde in langfristigen Studien feststellen, dass es sich dabei nur um eine vorübergehende Erscheinung in der Entwicklung der Kinder handelt, die nach ein, zwei Jahren vorbei ist. Und nur in den allerseltensten Fällen noch nach dem 18. Lebensjahr andauert.

Weiter angenommen, man würde feststellen, dass die meisten Kinder danach wieder auf das Elternteil zugehen, das sie zuvor abgelehnt hatten, und sich zutiefst für ihr Verhalten schämen.

Und weiterhin angenommen, man würde auch feststellen, dass sie mit wachsendem Alter begreifen, wer der eigentliche Übeltäter in ihrer Kindheit gewesen ist – und sich dann von ihm klar distanzieren.

Wäre das nicht ein Trost für uns Mütter mit toxischen Ex-Partnern?

Würde es dir dann nicht leichter fallen, loslassen zu können, um darauf zu vertrauen, dass das Kind wieder auf dich zukommen wird?

Könntest du dann nicht leichter davon absehen, auch von deiner Seite auf das Kind einzuwirken, dass es einen großen Fehler macht und der Papa Lügen über dich erzählt?

Meinst du nicht auch, dass du damit umgehen lernen könntest?

 

Nein, die Trennung von einem narzisstischen Kindsvater ist kein Spaziergang im Rosengarten

Und je nach malignem Ausmaß der Toxizität des Ex-Partners kann es für uns Mütter eine schier unerträgliche Erfahrung werden.

Wie deine Reise genau aussehen wird, wirst du erst wissen, wenn das Kind erwachsen ist.

 

Was kannst du aber heute tun?

Zuallererst: Du darfst niemals das Vertrauen in dein Kind verlieren!

Betrachte die durch Manipulation des Kindsvaters hervorgerufene Ablehnungsphase in der Vorpubertät als eine Art Virus, der das Kind befällt. Dagegen gibt es kein direktes Serum außer abzuwarten.

Bereite dich und deinen Anwalt unbedingt darauf vor, PAS zu demontieren und diesem Argument den Boden zu entziehen, falls du damit konfrontiert werden solltest. Hier kommst du zu einem Rechtsartikel, der für deinen Anwalt das notwendige Wissen bereitstellt, mit dem er vor Gericht das PAS-Argument entkräften kann.

Dokumentiere alle Verfahren gründlich, aber behellige dein Kind nicht mit Details oder Hintergründen. Du brauchst die Dokumentation vor allem für später, wenn dein Kind erwachsen ist und mit reifen Fragen auf dich zukommt und verstehen will.

Achte unbedingt darauf, dass das Kind so wenig wie möglich von dir über die Rechtsstreitigkeiten mit dem Ex mitbekommt. Wenn es dich fragt, antworte ehrlich, aber möglichst kurz und achte darauf, dass du es seinem Reifegrad entsprechend nicht überforderst.

Bleibe authentisch und deinen eigenen Werten treu. Lass dich nicht dazu hinreißen, in die gleiche Kerbe wie der Ex zu hauen.

Vermeide Drama, wo es geht.

Und zu guter Letzt: Achte darauf, selbst wieder stark zu werden.

Stell dich spätestens jetzt selbst in den Mittelpunkt und gib dem Ohnmachtsgefühl nicht nach.

Suche dir Hilfe in Form von geeigneten Therapeuten. Bleibe nicht beim Erstbesten hängen, wenn du spürst, das ist es noch nicht. Suche weiter.

Bau dir außerdem ein virtuelles Netzwerk mit anderen betroffenen Müttern auf, die verstehen, wie es dir geht. Orientiere dich an den Frauen, die den Weg schon gegangen sind und halte deine Augen und Ohren offen für die Geschichten, in denen die Kinder wieder zurückkamen.

Ich glaube an dich, dass du und dein Kind diese dunkle Zeit überstehen werdet. 

Aus ganzem Herzen.

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