Appell an RichterInnen am Familiengericht – warum wir endlich mehr Mitgefühl im Gerichtssaal brauchen

Warum ich diesen Appell schreibe
Dieser Blogartikel ist ein ganz besonderer, denn er ist nicht nur an dich gerichtet, die du als Mama mit einem toxischen Ex-Partner Tag für Tag versuchst, irgendwie stark zu bleiben und deinen Kindern Halt zu geben, während du dich gleichzeitig mit Jugendamt, VerfahrensbeiständInnen, GutachterInnen und Gerichten auseinandersetzen musst – nein, dieser Artikel ist auch ein Appell an die RichterInnen selbst, die in ihren Gerichtssälen über Leben, über Seelen und über die Zukunft von Kindern entscheiden.
Und weißt du, ich bin mir vollkommen bewusst, dass das ein großer Schritt ist, denn normalerweise bleibe ich in meinen Texten bei dir und all den Müttern, die verzweifelt nach Orientierung suchen. Doch manchmal gibt es Impulse, die sind so stark, dass man sie nicht länger zurückhalten kann. Und dieser Impuls sagt mir: Wir müssen gemeinsam lauter werden. Wir müssen uns trauen, die Verantwortlichen direkt anzusprechen.
Das Familiengericht – kein Ort für Gerechtigkeit, sondern für Menschlichkeit
Vielleicht denkst du, das Gericht sei ein neutraler Ort, an dem nüchtern nach Paragraphen entschieden wird, und dass dort alles nach objektiven Regeln abläuft. Doch was ich aus all den Jahren der Begleitung von Müttern erlebt und gespürt habe, sieht ganz anders aus: Familiengerichtsverfahren sind mittlerweile zu Plattformen hochtraumatischer Erfahrungen geworden.
Nicht nur für die Mütter, die dort oft von Lügen und Unterstellungen des toxischen Ex überrollt und in Klischeeecken gedrängt werden, sondern vor allem für die Kinder. Denn Kinder erleben, dass Fremde über ihr Leben entscheiden, als ginge es um eine Sache, ein Möbelstück, eine Akte – dabei sind sie fühlende Wesen, verletzlich, abhängig, sensibel.
Die Menschen, die in ihren Richterroben “Recht und Ordnung” sprechen, wissen das eigentlich auch – zumindest im Kopf. Und ich bin davon überzeugt, dass sie ihre Arbeit nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Klar: Es gibt Gesetze, es gibt Regeln, aber es gibt eben auch Spielräume. Und in diesen Spielräumen entscheidet sich, ob ein Kind Schutz und Sicherheit bekommt – oder ob es in eine Situation hineingezwungen wird, die es seelisch zerreißt.
Die Illusion der Hilflosigkeit
RichterInnen, die vielleicht jetzt diesen Text lesen, mögen sich denken: „Ich habe keine Wahl, das Gesetz bindet mich.“ Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn die Wahrheit ist: Alle – RichterInnen, Mütter, Väter, Anwälte, Beistände – alle haben Spielräume. Und alle sind nicht so gefangen, wie es uns manchmal scheint. Sonst gäbe es nämlich auch nicht so unterschiedliche Urteile, je nachdem, wer in einem Verfahren den Vorsitz hat. Denn alle haben doch die gleiche Gesetzesgrundlage, oder etwa nicht?
Dieses Gefühl der Ohnmacht ist jedenfalls oft eine Illusion, genährt von alten Glaubenssätzen, von einem System, das vorgibt, unantastbar zu sein. Aber nein – jeder Einzelne hat Verantwortung. Jeder kann sich fragen: „Handle ich hier integer? Handle ich so, dass ich in zehn Jahren noch sagen kann: Ja, das war das Beste für dieses Kind?“
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Ein Appell an die RichterInnen
Liebe RichterInnen, wenn Sie das hier lesen: Bitte verstehen Sie, dass jedes Ihrer Urteile eine Spur hinterlässt – nicht nur im Leben der Eltern, sondern vor allem im Leben der Kinder.
Sie entscheiden nicht über Aktenberge, sondern über Zukunft. Nicht über Papier, sondern über die nächste Generation. Auch mit darüber, ob diese Kinder jemals als Erwachsene sich der Aufgabe stellen werden, selbst Eltern werden zu wollen.
Ja, ich weiß, dass das Ziel des Familiengerichts offiziell das Kindeswohl ist – aber das Kindeswohl ist kein starres Konzept.
Oder ist es dem Kindeswohl dienlich, wenn ein Kind immer wieder ad nauseam vom Verfahrensbeistand befragt wird, bis es endlich! die gewünschte Antwort gibt?
Oder ist es dem Kindeswohl dienlich, wenn es mit 2 Jahren schon von einem fremden Richter angehört wird – ohne die Mutter?
Oder ist es dem Kindeswohl etwa dienlich, wenn man mit umfassenden Studien belegte Bindungstheorien für kleine Kinder gegenüber einem Zeitgerechtigkeitsanspruch eines laut fordernden Vaters aushebelt, die Mutter vorzeitig zum Abstillen zwingt und das Kleinkind jeden zweiten Tag wechseln lässt? Oder einmal die Woche ein Zwangstelefonat durchgeführt werden muss, obwohl das Kind damit überhaupt nichts anfangen kann?
Wenn Sie sich fragen, ob eine Entscheidung gerecht ist, dann stellen Sie sich bitte auch die Frage: Fühlt es sich gut an? Fühlt es sich integer an? Würde ich diese Entscheidung auch so treffen, wenn es um mein eigenes Kind ginge?
Warum wir so oft Krieg im Gerichtssaal erleben
Das, was in den Familiengerichten passiert, gleicht oft einem Krieg. Und dieser Krieg wird auf dem Rücken der Kinder ausgetragen.
Da sitzen zwei Elternteile, die sich schon längst nicht mehr auf Augenhöhe begegnen können, und statt zu schauen, was das Kind jetzt braucht, wird um Macht, Zeitanteile und Deutungshoheit gestritten. Da werden Worte wie Waffen eingesetzt, Akten wie Schilde vor sich hergetragen, und mittendrin sitzt ein Kind, das einfach nur seine Ruhe und eine lebbare Kindheit haben will.
Und Sie als RichterIn? Sie haben die Möglichkeit, diesem Krieg Einhalt zu gebieten. Indem Sie Mitgefühl zeigen, Empathie, indem sie sich in die Lage des Kindes hineinversetzen und verstehen, wie ein Beschluss in zehn oder fünfzehn Jahren noch nachwirken wird.
Die Nachwirkungen – ein Blick in die Zukunft
Wie viele junge Erwachsene laufen heute herum, die in den 90ern oder 2000ern als Kinder durch dieses System geschleust wurden, Entscheidungen ertragen mussten, die über ihre Köpfe hinweg getroffen wurden, und die sich nun mit aller Mühe und vielleicht jahrelanger Therapie stabilisieren müssen?
Wir sprechen hier von Narben, die man nicht sieht, aber die bleiben. Und genau deshalb dürfen wir uns nicht länger damit zufriedengeben, dass Gerichtsentscheidungen nur rational, nur „nach Gesetz“ gefällt werden dürfen.
Zeitgerechtigkeit zwischen strittigen Eltern herzustellen und dabei gleichzeitig der menschlichen Evolution der altersgemäßen Bedürftigkeit von Kindern Respekt zu zollen geht nun mal leider nicht zusammen.
Das mag manchem modernen Menschen gegen den Strich gehen, aber es ist nun mal die Mutter, die in den ersten 5-7 Jahren in der emotionalen Entwicklung ihres Kindes die Hauptrolle spielt. Wird sie dem Kind entrissen – selbst wenn es nur wenige Stunden oder Tage sind – dann hat es keinen stabilen Halt mehr.
Bist du schon Mitglied in meinem Club der mutigen Mütter?
Sei Teil einer exklusiven Gemeinschaft und lerne, die Wellen souverän zu nehmen, die der Ex immer wieder aufwirft.
Und für dich als Mutter – was heißt das jetzt?
Auch wenn du die Richterin oder den Richter in deinem Verfahren nicht direkt beeinflussen kannst, kannst du doch deine Haltung verändern.
Du kannst lernen, souverän, integer und klar im Gerichtssaal aufzutreten. Du kannst lernen, dich nicht mehr vom Energiehunger deines Ex triggern zu lassen, sondern deine eigene weibliche Stärke zu verkörpern.
Denn RichterInnen spüren, ob da eine Mutter sitzt, die im emotionalen Chaos versinkt, oder ob da jemand sitzt, die in ihrer Mitte ruht, die klar ist und vor allem eine tiefe Bindung zu den Emotionen ihres Kindes hat und einfach weiß, was es jetzt braucht, und diese ruhige Sicherheit aus ausstrahlt.
Disclaimer
Bitte beachte, dass es in diesem Text um Impulse geht, die dir neue Perspektiven eröffnen sollen. Dein erster Ansprechpartner, was in deiner ganz individuellen Situation Sinn macht und Aussicht auf Erfolg im Familiengericht hat, ist und bleibt dein Rechtsbeistand.
Und jetzt du
Wie ist das denn bei dir? Hast du schon das Gefühl gehabt, dass RichterInnen in deinem Verfahren das Kindeswohl wirklich im Blick hatten – oder hattest du eher den Eindruck, dass du und dein Kind nur ein weiterer Fall in einer dicken Akte wart? Muss sich deiner Meinung nach etwas ändern oder siehst du das anders? Ich freue mich auf deinen Kommentar weiter unten.
Und falls Sie selbst RichterIn sind lade ich Sie herzlich zu einem gemeinsamen Gespräch in meinem Podcast und / oder auf YouTube ein. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass die Welt für unsere Kinder besser wird – selbst wenn deren Eltern hochstrittig sind.
Mehr über mich
Ich bin Heidi Duda, Online-Coach und Autorin bei Midlife-Boom. Seit 2017 begleite ich Mütter, die sich mit einem toxischen Ex-Partner die Elternschaft teilen und auch immer wieder Gerichtsverfahren durchstehen müssen. Dazu biete ich Online-Programme wie DEXKADIMA oder COURT ROYAL sowie den Club der mutigen Mütter an, alle verknüpft mit dem Ziel, wieder in die eigene Stärke zu kommen und somit starke Kinder großziehen zu können.
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