Warum das Alleinige Sorgerecht dich nicht glücklich machen wird

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Vor einigen Wochen habe ich den Müttern in meinem geheimen Club der mutigen Mütter eine Coachingfrage gestellt, deren Antworten mich wirklich sehr überrascht haben.

Als Coach habe ich stets eine gewisse Erwartungshaltung, aber damit hatte ich echt nicht gerechnet.

Die Frage lautete:

„Wenn du wüsstest, dass zu 100% alles gut laufen wird – welche Mut-Aufgabe würdest du dann angehen?“

Gerechnet hatte ich wohl mit „mich selbstständig machen“ und „unbefangener neue Männer kennenlernen“ oder auch „ein größeres Investment tätigen, wie z.B. ein Haus oder eine Wohnung kaufen“.

Diese Punkte wurden zwar auch genannt, aber der überwältigende größte Tenor war:

„Ich würde das Alleinige Sorgerecht beantragen.“

Und ich so: What?

Na klar ist es einfacher, wenn man in der Elternschaft mit einem toxisch-narzisstischen Ex-Partner das alleinige Sorgerecht hat

Man kann dann einfach die Dinge im Leben des Kindes frei entscheiden, ohne am Kontroll-Gängelband des energiesaugenden Ex zu hängen, wenn es um Kiga- oder Schulfragen oder auch um die medizinische Sorge geht.

Denn das gemeinsame Sorgerecht mit einem Vater zu teilen, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Existenz der Mutter seines Kindes zu gefährden, ist kein Spaß.

Wer von uns Mamas ein Kleinkind hat und wieder mit mehr Stunden zurück ins Büro will, weiß aus leidiger Erfahrung, was es heißt, zu einer bestimmten Deadline seine Unterschrift zu benötigen, weil sonst der begehrte Kiga-Platz in der Nähe futsch ist.

Oh, und das genießen toxische Männer sehr – sie haben die Macht! Und sie reizen es aus bis zum Gehtnichtmehr – bis hin zum Verstreichen der Deadline und die Mutter daraufhin Himmel und Hölle in Bewegung setzen muss, um die Unterschrift zur Not vom Richter ersetzen zu lassen.

So unnötig!

Letztlich tun sich solche Väter überhaupt keinen Gefallen, wenn sie bei Gericht mit solchen Mätzchen schon früh auffallen.

Aber egal.

Hauptsache, es sind erst einmal jede Menge Aufregung, Drama und Ärger entstanden!

Ja, das alleinige Sorgerecht hat schon seinen Reiz, ich geb’s ja zu! 

ABER – es ist auch nicht der heilige Gral des absoluten Glücks in deiner toxischen Elternschaftsbeziehung.

Leider.

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Daher brauchst du dir auch nicht immer wieder in den eigenen Hintern zu beißen, weil du damals so naiv gewesen bist, gleich nach der Geburt freiwillig und hochoffiziell die gemeinsame Sorge zu erklären. Denn du hättest es gar nicht nötig gehabt, weil Ihr nicht verheiratet gewesen seid.

Kleiner Exkurs an dieser Stelle: Wenn Eltern verheiratet sind und ein gemeinsames Kind bekommen, haben beide Eltern automatisch das gemeinsame Sorgerecht und behalten das auch nach der Trennung.

Sind Eltern unverheiratet und haben ein gemeinsames Kind, dann hat die Mutter das alleinige Sorgerecht für das Kind.

Nicht wenige unter uns unverheirateten Müttern mit einem toxischen Ex haben trotzdem nach der Geburt freiwillig im Amt die gemeinsame Sorge erklärt – auch um ein Zeichen zu setzen, dass sie in dem Vater ihres Kindes einen Partner in der zukünftigen Erziehung sehen.

Im Nachhinein ist man ja immer klüger…

Trotzdem kein Grund zum Schämen, Sweetheart! Ich habe das damals auch gemacht und dachte später nur kopfschüttelnd „Wie konnte ich nur?!“

Wenn dein toxischer Ex es jedenfalls darauf anlegt und zum Gericht geht und das gemeinsame Sorgerecht einfordert, ist es schon so, dass es von den Gerichten auch gerne gegen den Willen der Kindsmutter eingeräumt wird, sofern es keine gravierenden Gründe gibt, die dagegen sprechen.

Auf der anderen Seite: Ich kenne eine Reihe von Müttern mit einem toxischen Ex-Partner, die das alleinige Sorgerecht (ASR) erfolgreich bei Gericht erstreiten konnten – auch noch nach Jahren der gemeinsamen Sorge!

Bitte behalte im Hinterkopf: Jeder Fall ist anders, die dynamischen Faktoren sind in der Tat sehr dynamisch für die einzelne Mutter.

Daher gilt es, Pauschalaussagen immer kritisch zu betrachten. Bevor du jetzt gleich zum Gericht rennst und einen Antrag stellst, besprich dich bitte unbedingt mit deinem Rechtsbeistand!

Als ich früher in meiner eigenen Elternbeziehung zum toxischen Ex dann irgendwann realisierte, was für einen kapitalen Bockmist ich mit der gemeinsamen Sorgeerklärung gemacht hatte, tröstete ich mich genau damit: Er hätte sie sowieso bekommen, wenn er vor Gericht gegangen wäre.

Heute sage ich Mamas mit einem toxischen Ex: Lass ihn zuerst einmal vor Gericht ziehen und geh nicht in den vorauseilenden Gehorsam, indem du es ihm zu einfach machst!

Ja, gut möglich, dass du verlieren wirst – oder auch nicht, je nachdem, wie die Situation bei dir ausschaut.

Das alleinige Sorgerecht – gerade zu Anfang mit meinem Baby oder Kleinkind oder einem Kind, was eine umfangreiche medizinische Versorgung braucht – ist Gold wert und erspart einiges an schlaflosen Nächten.

Dafür lohnt es sich zu kämpfen.

Kennst du schon den geheimen Club der mutigen Mütter?

Lerne, wie du dein manipuliertes Kind bestmöglich begleiten kannst, indem du selbst zum Leuchtturm wirst!

Trotzdem: Wähle deine Kämpfe weise

Das alleinige Sorgerecht löst nicht ein sehr grundsätzliches Problem, welches du mit einem toxisch-narzisstischen Ex-Partner hast.

Nämlich den Umgang mit ihm.

Auch mit alleinigem Sorgerecht kannst du nicht darüber bestimmen, wie oft der Vater deines Kindes Umgang hat, denn diese beiden Rechte – das Sorge- und das Umgangsrecht – sind voneinander getrennt.

Wenn du den Typen also im Grunde deines Herzens nie wiedersehen willst, dann hilft dir das alleinige Sorgerecht dabei nicht weiter. Er wird – egal ob Ihr das Residenzmodell oder das Wechselmodell lebt – bei kleinen Kindern vor deiner Tür stehen und sie abholen und wieder bringen.

Wenn du verhindern willst, dass der toxische Kindsvater das Kind nicht maßlos manipuliert, wird dir das alleinige Sorgerecht nicht dabei helfen. Er wird – egal ob Residenz- oder Wechselmodell – immer eine Gelegenheit finden, euer Kind zu manipulieren.

Egal, ob er wöchentlich 3 oder 10 oder 50 Stunden Umgang hat – er kann jederzeit lügen oder gegen dich hetzen.

Du wirst dich auch weiterhin mit seiner Unzuverlässigkeit herumschlagen müssen, und je nachdem, wie toxisch dein Ex drauf ist, dich sehr wahrscheinlich auch weiterhin sorgen und vielleicht sogar deine Angst vor ihm behalten.

Der toxisch-narzisstische Ex ist deine LERNAUFGABE, die sich dir in dieser Lebensphase stellt und der du nun nicht mehr ausweichen kannst

Diese beschränkt sich nicht darauf, wie du am besten bei Gericht auftrittst, selbst wenn du das zwei-, drei- oder gar zehnmal trainieren „darfst“.

Die Aufgabe besteht darin, dass du lernst, wie du am besten mit toxischen Menschen umgehst, die einfach so gar nicht das tun, was DU (und der gesunde Menschenverstand) für das Beste hältst.

Denn ist es nicht dein toxischer Ex, dann ist es dein toxischer Chef oder deine toxische Nachbarin.

Es gibt überall toxische Menschen – genauso wie es überall normale, psychisch gesunde(te) Menschen gibt.

Wenn du also lernst,

  • wie du Aktionen dieser Menschen nicht mehr persönlich nimmst (selbst wenn diese Menschen es darauf anlegen);
  • wie du dir selbst die Liebe und Achtung und Wertschätzung entgegenbringst, die dir andere vorenthalten;
  • wie du dir ein inneres, unerschütterliches Wissen darüber aufbaust, wer du wirklich bist – abzüglich aller Meinungen der Anderen, einschließlich deiner eigenen Mutter;
  • wie du durch dein Vorbild dein Kind durch diese turbulente und alles andere als Bullerbü-Kindheit trotzdem sicher und zuversichtlich begleiten kannst;

dann hast du diese größte aller Lebensaufgaben gemeistert und spürst, wie wenig wichtig auf einmal das alleinige oder gemeinsame Sorgerecht, der gelebte Umgang oder die letzte gemeine Email des toxischen Ex wirklich sind.

Es tangiert dich einfach nicht mehr.

Wenn du genau das auch willst, dann trainiere diese Haltung mit mir und den anderen Müttern im Club der mutigen Mütter. Setz dich jetzt auf die 👉 Warteliste, damit du bei zur nächsten Öffnung eingeladen wirst.

Also, Sweetheart – welche Mut-Aufgabe wartet wirklich auf dich?

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