Hand aufs Herz: Magst du deinen Job noch? Wie oft hast du dir schon überlegt zu gehen und woanders dein Glück zu suchen? Oder bist du sogar schon kurzzeitig mal aktiv gewesen und hast die Jobsuche wieder beendet?

Ich kenne sie übrigens auch, die Zweifel und die Ängste, die sich dann neben dem blöden Teufelchen auf die linke Schulter setzen und einem ins Ohr flüstern:

„Du hast keine Chance auf einen neuen Job. Du bist zu alt.“

Und:

„Keine Firma stellt Leute über 45 ein.“

„Was kannst du schon, was andere Firmen dringend brauchen?”

Falls es dir im Moment so geht, dann habe ich etwas Feines für dich. 🙂

Eine gehörige Portion „Hab Mut“ und eine Menge pragmatischer Tipps zur richtigen Job-Strategie für uns Midlifers kommen von meiner Gastautorin Martina Frahn, die ich dir hier vorstellen möchte. Martina ist virtueller Jobcoach und hat vor ihrer Selbstständigkeit 2007 viele Jahre als Personalerin in namhaften Konzernen gearbeitet. Wenn also eine weiß, wie der Job-Hase läuft, dann Martina!

Aber lies selbst, wie sie über dieses Thema denkt:

 

Martina_Frahn_JobcoachIch bin immer wieder erstaunt, dass mich Menschen ansprechen, die mit einer hohen Verunsicherung einen Job jenseits der 45 suchen. Die Verunsicherung ist von außen betrachtet erklärbar. Die Medien und auch viel Fachliteratur weisen ja immer wieder darauf hin, wie schwierig es sei, jenseits der 45 beruflich voranzukommen.

Das ist aber nicht meine Meinung und vor allem nicht meine Erfahrung.

Schon während meiner Zeit als Personalerin in großen Konzernen habe ich Unterlagen von BewerberInnen, die die 40 (ja richtig, viele haben ja schon den 40. Geburtstag als Grenze im Kopf) nicht zur Seite gelegt. Sondern mit Interesse gelesen, was diese Menschen alles an Wissen, Erfahrung und Praxis im Rucksack haben.

Ich gebe gerne zu, dass ich damit nicht den Mainstream bedient habe. Aber das war mir noch nie wichtig.

Wichtig war und ist mir immer, den Menschen vor mir zu sehen, ihm zuzuhören und mit ihm/ihr gemeinsam zu erarbeiten, was denn alles an Wissen vorhanden ist. Worauf sie stolz sein können.

Und dafür war ich auch in den Unternehmen bekannt. Wenn ich eine gute Unterlage von einem interessanten Bewerber jenseits der 40 in die Fachabteilung weitergegeben habe, ist derjenige fast immer zu einem Gespräch eingeladen worden. Etliche Male ist daraus sogar ein Jobangebot geworden.

Einer meiner Schwerpunkte als virtueller Jobcoach ist, Menschen, die das 45. Lebensjahr überschritten haben, dabei zu beraten, die nächste Stufe in ihrer ganz persönlichen Karriere zu gehen.

Das tue ich mit sehr viel Leidenschaft und hohem Interesse daran, was mein Gegenüber so alles weiß und kann und mitbringt.

Wenn Menschen in diesem Alter keinen Job finden, liegt es für mich (fast immer) nicht daran, dass sie keine Chance am Arbeitsmarkt haben, sondern daran, dass sie

  • oft nicht wissen, was sie alles können.
  • oft nicht wissen, worauf sie stolz sein können, um sich selbstbewusst darzustellen.
  • oft keine Strategie haben, die Chancen in den Unternehmen zu erkennen.
  • oft keine Strategie haben, wie sie den Weg der Suche sinnvoll und effektiv beschreiten können.
  • die modernen Wege nicht oder nur rudimentär kennen und deshalb nicht oder nicht richtig nutzen.
  • nicht wissen, wohin sie wollen oder was der nächste Schritt wirklich sein kann.
  • kein ausreichend dickes Fell aufbauen, um auch mit Absagen umzugehen.
  • sich keinen angemessenen Zeitraum geben, um vernünftig zu suchen.
  • oft keine gut aufbereiteten Unterlagen haben, sodass die gerade genannten Punkte nicht ansprechend dargestellt werden.

Deshalb ist das Kernthema in jeder Zusammenarbeit mit meinen KundInnen das Kompetenzprofil.

Erst durch die Erarbeitung dieses Teils kann eine richtig gute, aussagekräftige und gern gelesene Bewerbungsunterlage entstehen.

Die gesamten Unterlagen bestehen ja nun aus (Sie werden staunen 🙂 ):

  • Kompetenzprofil
  • Lebenslauf
  • Projektliste
  • Anschreiben

Übrigens habe ich bewusst das Anschreiben an den Schluss gesetzt. Denn es begegnet mir immer wieder der Wunsch, dass als aller erstes doch das Anschreiben gut formuliert sein müsste. Das wäre doch so schwierig und vor allem: das Erste, das ein Personaler lesen würde.

Tja. Welch ein Trugschluss.

Das ist normalerweise das Letzte, was ein Entscheider liest.

Denn derjenige, der sich die Dokumente der Bewerber anschaut, muss mit seiner Zeit effektiv und effizient umgehen. Normalerweise ist nicht die Zeit vorhanden, für jede Unterlage 20 bis 30 Minuten aufzubringen. Ganz im Gegenteil.

Es sind maximal 3 bis 5 Minuten.

In diesem kurzen Zeitfenster müssen Sie es schaffen, Ihre Vorzüge, Ihr Wissen und Ihre Talente so in Szene zu setzen, dass der Unternehmensvertreter Sie kennenlernen möchte.

Denn erst dann, wenn das, was Sie an Erfahrungen mitbringen, in der schriftlichen Form überzeugt, wird anschließend auch noch das Anschreiben gelesen. Jedenfalls geht eine große Zahl an Personalern genauso vor.

Was heißt das nun für Sie?

Zunächst sollten Sie sich klar darüber werden, was Sie alles können und welche Erfahrungen Sie mit Stolz und Selbstsicherheit darlegen können.

Dann überlegen Sie offen und ehrlich, wohin Sie wollen. Was ein wirklich sinnvoller nächster Schritt ist. Greifen Sie dabei nicht zu weit aber auch nicht zu kurz.

Nun formulieren Sie Ihre Unterlagen.

Formal finden Sie dazu sehr viele Tipps und Blogs im Netz. Eines empfehle ich Ihnen auf jeden Fall: die Karrierebibel. Ein großer Schatz an Informationen und Tipps und Handlungsanweisungen, die gut zu lesen, aber auch gut umzusetzen sind.

Dann starten Sie Ihre Job-Such-Strategie.

Sie geht vor allem über die Jobbörsen, die Sie zuhauf im Netz finden.

Aber auch über die großen Business-Netzwerke XING und LinkedIn.

Da ich vorrangig mit KundInnen arbeite, die aus der DACH-Region kommen, kenne ich mich mit und in XING sehr gut aus.

Die erste Reaktion auf meinen Hinweis, doch XING zu nutzen, ist fast immer:

  • Naja. Ich bin da zwar. Aber ich weiß gar nicht, was ich da soll.
  • Mir bringt das nichts.
  • Was soll ich denn da? Ich werde ja doch nicht angesprochen.

Dann schaue ich mir die Profile an und weiß sofort: das stimmt. So werden diese Menschen natürlich nicht gefunden.

Warum sollte jemand den Kontakt suchen, wenn

  • man gar nicht sieht, was derjenige gemacht hat?
  • kein Foto hochgeladen wurde?
  • nicht zu erkennen ist, was denjenigen denn ausmacht – zumindest beruflich?
  • die/derjenige gar nicht aktiv auf XING ist.

Das nennt man “Ich-Marke” und “Netzwerken”.

Zwei wichtige Felder, mit denen sich viele meiner KundInnen nicht beschäftigen. Nur ist dies auf dem Arbeitsmarkt genauso wie für Unternehmen, die ihre Produkte verkaufen wollen, unabdingbar.

Sie verkaufen sich!

Das müssen Sie richtig und genau in Ihrer Art tun. Das ist nicht reisserisch, aber selbstbewusst. Das kommt an. Denn derjenige, der für eine bestimmte Funktion den/die passende/n KandidatIn sucht, möchte möglichst schnell ein klares Bild haben und das Gefühl erlangen: “Yup. Das könnte jemand für uns sein.”

Sie merken: es geht. Den nächsten Job finden ist möglich.

Auf jeden Fall auch über dieses vermeintlich magische Alter von 45 hinaus.

Aber, es bedarf

  • einer richtigen Strategie.
  • eines guten Selbst-Bewusstseins.
  • eines Offenseins und der Neugier, sich darzustellen.

An dieser Stelle fasse ich noch einmal zusammen, was aus meiner Sicht die wichtigen Schritte sind, die Sie gehen sollten, um den nächsten Job zu finden.

  1. Erarbeiten Sie Ihr Kompetenzprofil. Werden Sie sich klar darüber, was Sie alles wissen und können. Kommen Sie so zu Ihrer Ich-Marke.
  2. Legen Sie fest, wohin Sie wollen, was Ihr nächster sinnvoller beruflicher Schritt sein soll.
  3. Erstellen Sie aus Ihrer Ich-Marke Ihre Bewerbungsunterlagen.
  4. Legen Sie Ihre Such-Strategie fest.
  5. Bewegen Sie sich täglich in den Business-Netzwerken und machen auf sich aufmerksam: über Ihr gutes Profil, Ihre sinnvollen Kommentare und Ihre Vernetzung mit Entscheidern.

Sie schaffen das!

Nehmen Sie meine Tipps zur Hand und starten Sie.

Das macht sogar Spaß, wenn Sie merken, dass Sie auf XING angesprochen werden. Wenn Sie Reaktionen erhalten.

Nehmen Sie sich dafür jeden Tag eine bestimmte Zeit vor, damit Sie ins Tun kommen.

Suchen Sie sich zusätzlich einen Sparringspartner in Ihrer besten Freundin oder in Ihrem Partner. So erhalten Sie immer wieder Feedback und können Ihre ganz persönliche Such-Strategie umsetzen und: gefunden werden.

Dabei wünsche ich Ihnen von Herzen ganz viel Erfolg!

Ihre

Martina Frahn

 

Martina und ich freuen uns auf deinen Kommentar weiter unten. Wie denkst du darüber? Welche Erfahrungen hast du gemacht? Gibt es zu diesem Thema einen Aspekt, den du anders siehst? Nur zu – lass uns darüber diskutieren!

 

Martina Frahn berät seit 2007 als virtueller Jobcoach Fach- und Führungskräfte jenseits der 40, wie sie den nächsten beruflichen Schritt gehen und den richtigen Job finden.

Ihr ausführliches Profil findest du auf XING​ und Weiterführendes auf ihrem Blog.

Außerdem kannst du so direkt Kontakt zu ihr aufnehmen: info@martinafrahn.de und +49 (0)171 – 9 58 16 03